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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


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Künst­le­ri­sches Kam­mer­spiel

Ich schaue zu­wei­len dumm aus der Wä­sche, aber eher sel­ten in die Röh­re. Erst recht nicht in die des Fern­se­hers [1]. Aber wenn, dann mei­stens ge­zielt. Gu­te Schüt­zen­hil­fe lei­stet mir da der Such­dienst von tvinfo.de, den ich mit den Ti­teln lang ge­such­ter Sen­dun­gen so­wie je­nen mei­ner Lieb­lings-Schau­spie­ler ge­füt­tert ha­be. Wenn mal was Pas­sen­des auf den von mir emp­fan­ge­nen Sen­dern in Haus steht, dann wer­de ich ein paar Ta­ge vor­her per E‑Mail in­for­miert. So ge­schah es bei­spiels­wei­se letz­te Wo­che, als mir ei­ne Sen­dung vor­ge­mel­det wur­de, in wel­cher der be­kann­te Burg­schau­spie­ler Jo­sef Mein­rad mit von der Par­tie war [2].

Er­staun­li­cher­wei­se wur­de ich auf ei­ne zur sonn­täg­li­chen Mit­ter­nachts­stun­de auf 3sat aus­ge­strahl­te »Kommissar«-Episode hin­ge­wie­sen. Ja­wohl, just je­ner von Erik Ode ver­kör­per­te Woll­man­tel­trä­ger ist ge­meint. Ach ja, dach­te ich mir, war­um nicht den Vi­deo­re­cor­der vor Rost­an­satz be­wah­ren und ihn die Fol­ge »Lag­an­kes Ver­wand­te« auf­neh­men las­sen. Ge­sagt, ge­tan und den Ka­sten recht­zei­tig vor­pro­gram­miert (mit 49 kann man das noch, wenn­gleich man na­tür­lich in die­sem Al­ter re­gel­mä­ßig schon vor der Gei­ster­stun­de die Au­gen zu­macht)...

Heu­te nun ha­be ich mir die Stun­de Mör­der­su­che mit Mein­rad an­ge­schaut und bin in mehr­fa­cher Hin­sicht be­rührt: Ei­ner­seits na­tür­lich von dem un­ver­hoff­ten Wie­der­se­hen mit ei­nem hal­ben Dut­zend be­kann­ter Leu­te wie Su­san­ne Uh­len, Vol­ker Lech­ten­brink, Han­nes Kaet­ner und an­de­ren (al­le­samt in er­staun­lich ju­gend­li­chem Al­ter), an­der­seits und ins­be­son­de­re aber durch die hand­werk­li­che Mach­art die­ses ty­pi­schen deut­schen Se­ri­en-Kri­mis aus der Fe­der von Her­bert Rein­ecker: Nicht, daß die Sto­ry son­der­lich er­re­gend, fin­ten­reich oder über­ra­schend wä­re, da ist man heut­zu­ta­ge ganz an­de­res ge­wohnt. Nein, die sze­ni­sche und fo­to­gra­fi­sche In­sze­nie­rung ist es, die mich maß­los fas­zi­niert hat!

Tat­säch­lich ist die­ses schwarz­wei­ße Kri­mi­nal­spiel ein vi­su­el­les Mei­ster­werk, und ich ge­he mal da­von aus, daß die mei­stern an­de­ren Epi­so­den in die­ser Hin­sicht nicht viel schlech­ter ge­we­sen sein wer­den: Un­ge­wöhn­li­che Per­spek­ti­ven, spie­le­ri­scher Wech­sel der Schär­fe­ne­be­ne, lan­ge Ge­sichts­stu­di­en, sorg­sam ar­ran­gier­te Bild­kom­po­si­tio­nen, Büh­nen­bil­dern gleich. Kam­mer­spiel-Cha­rak­ter eben, durch den Ver­zicht auf Far­be noch per­fek­tio­niert. Ja im Grun­de in Far­be gar nicht denk­bar: Die Tri­stesse der reg­ne­ri­schen Nacht, ei­nes kah­len Trep­pen­hau­ses, bil­lig-schä­bi­ger Bü­ros. Je­de Sze­ne at­met ihr ei­ge­nes Ko­lo­rit [sic!], auch wenn es rein op­tisch na­tür­lich im­mer nur Grau­ab­stu­fun­gen zu se­hen gibt. Zu­dem do­mi­niert der Dia­log und nicht die »Ac­tion«.

Als Kna­be ha­be ich mir den »Kom­mis­sar« wohl meist nur aus Man­gel an Al­ter­na­ti­ven an­ge­se­hen. Heu­te bin ich un­er­war­tet ver­blüfft ob der da­mals von mir na­tür­lich über­haupt nicht be­wußt wahr­ge­nom­me­nen Kunst­fer­tig­keit, die im Ver­gleich zu den x‑beliebigen Nach­mit­tags-So­aps von heu­te aus ei­ner ganz an­de­ren Welt zu kom­men scheint. Ich glau­be, man soll­te sich auch die wei­te­ren Fol­gen nicht ent­ge­hen las­sen...

 
[1] Ja, un­ser­eins hat tat­säch­lich noch ei­ne (Trinitron-)Röhre und kei­nen Flat­screen in der Stu­be ste­hen. Und zwar aus Qua­li­täts­grün­den!

[2] Ich weiß, der hat sein mar­kan­tes Ge­sicht und sei­ne un­nach­ahm­li­che Stim­me auch für dümm­li­che Schmon­zet­ten und seich­te Se­ri­en­kost her­ge­ge­ben, aber wer woll­te dar­über rich­ten? Je­der muß sei­nen Le­bens­un­ter­halt ir­gend­wie ver­die­nen! Ich be­hal­te den gro­ßen Mi­men lie­ber in Er­in­ne­rung als den Don Qui­jo­te schlecht­hin (auch wenn er in je­nem le­gen­dä­ren Vier­tei­ler un­ent­schuld­ba­rer­wei­se von frem­der Stim­me nach­syn­chro­ni­siert wur­de) oder als den (zu) lan­ge ob­rig­keitstreu­en In­va­li­den An­dre­as Pumm in je­ner wun­der­ba­ren TV-Ver­fil­mung der Jo­seph Roth’schen »Re­bel­li­on«.

Diskussion

  1. silmanja  •  22. Jan. 2009, 10:25 Uhr

    du hast ei­nen durch­aus fei­nen­schau­spie­ler­ge­schmack – mei­ne mut­ter hat mir er­zählt, dass ganz öster­reich sehr über­rascht war, als mein­rad 1959 den iff­land ring be­kom­men hat (und nicht os­kar wer­ner) – ob­wohl er ne­ben sei­nen fil­men ein sehr an­er­kann­ter thea­ter­schau­spie­ler war – nur halt ein biss­chen fei­ner und ru­hi­ger als vie­le an­de­ren.
    und nicht zu ver­ges­sen, sei­ne wun­der­ba­re stim­me in den »es war einmal...der Mensch, das Le­ben usw.« Fern­seh­se­ri­en...

    #1 

  2. zonebattler  •  22. Jan. 2009, 10:54 Uhr

    Mein­rad und Wer­ner, bei­der Stim­men wa­ren ein­zig­ar­tig auf je­weils ganz ei­ge­ne Art und Wei­se...

    #2 

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