Auf seiner berühmt-berüchtigten Plattform »Rebellen ohne Markt« betreibt der bekannte Blogger Don Alphonso gerne billiges Berlin-Bashing und journalistische Kollegenschelte, welche den unbedarften Leser auf Dauer ob einer gewissen, repetitiven Eintönigkeit doch recht ermüden kann. Mit seinem kulturkritischen Essay »Der unfeine Tod des feinen Porzellans« hat der gelernte Kunsthistoriker freilich wieder einmal ein Kleinod in die virtuelle Welt gesetzt, dessen Lektüre unbedingt lohnt: Hinterher hat man einen anderen Blick auf die Zusammenhänge zwischen Lebensart, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. Optimistisch in die Zukunft blicken wird man allerdings kaum.
nachgefragt..
was ist denn... billiges Berlin-Bashing
.. wo er recht hat, hat er recht.
ich möchte nicht dort leben.
was ist denn ein unbedarfter leser??
das lebendigere forum, um mal einen vergleich zu setzen, finde ich schon beim don..
um rege beteiligung wird gebeten... DANKE
#1
Zunächst: Ein(e) jede(r) möge dort leben, wo er bzw. sie mag und sich zufrieden fühlt, ob das nun Berlin ist, Kleinkleckersdorf, Ingolstadt oder Fürth (Bay).
Ein »unbedarfter Leser« ist einer, der sich in der in der (offenbar in Berlin konzentriert vorhandenen) »Web 2.0 und dot com«-Szene weder auskennt noch detailliert auskennen will und auch nicht wirklich am öffentlichen Austragen persönlicher Differenzen zwischen ihm unbekannten Streithähnen interessiert ist. Meiner einer zum Beispiel. Ich habe übrigens mit meiner obigen Aussage keinerlei Kritik am Don geübt, der soll (und wird) weiterhin publizieren, was er will. Manches davon wird mich elektrisieren, anderes eher langweilen. So what?
Mit dem Satz »das lebendigere forum, um mal einen vergleich zu setzen, finde ich schon beim don..« kann ich nicht viel anfangen, denn er enthält eigentlich gar keinen Vergleich, es fehlt die zweite Hälfte eines solchen. Sollte mein Blog gemeint sein, so ist das i.d.R. bescheidenere Kommentar-Aufkommen hier kein Wunder: Ich schreibe erstens nur selten über gesellschaftlich oder politisch relevante Themen und lege es zweitens zumeist nicht auf Polarisierung an. Wenn ich das doch mal tue wie z.B. in Sachen »Neue Mitte Fürth«, ist auch hier die Bude voll. Nämliches gilt für technische Diskussionen wie diese hier. An LeserInnen fehlt es jedenfalls nicht...
#2
Nun, ich sage hier gerne: Leben heißt Veränderung.
Werte ändern sich und Althergebrachtes weicht Neuem. Ob sich »damals« (wann auch immer das gewesen sein könnte) auch wirklich ALLE für gutes Porzellan interessierten? Oder ob es eher die Nahrung war, die auch von Keramik oder gar Holztellern schmecken musste.
Statussymbole ändern sich: Was früher ein Goldrandteller meißener Art war, ist heute ein Sony Ericsson Xperia X1. Der Wandel wird schneller, wer sich in Traditionen verhaftet verpasst den Anschluss – die Wertigkeit legt jeder selbst fest.
In der »guten alten Zeit« war nicht alles so gut, wie man es heute gerne propagiert. Heutige »Assis« waren der damalige Pöbel.
#3
Zappo, da lieferst du dir die Gegenargumente gleich selbst mit:
Wie lange erhält sich Funktion und Wertigkeit eines Handys? Wie viele Jahrhunderte demgegenüber ein Wertgegenstand/Statussymbole früherer Generationen, wie das hier aufgeführte edle Porzellan?
In der »tollen neuen Fortschrittszeit« ist vieles nicht besser nur weil es neu ist, auch wenn manche das Gegenteil so gerne propagieren.
#4
Nun, liebe(r) FB, es gibt Raritäten, die nur deshalb wertvoll sind, weil ihr Wert während ihrer Lebenszeit gegen Null tendierte und nahezu vollständig der Entsorgung anheim fielen und genau deshalb heute RAR(itäten) sind. Wer mag beurteilen, welches heutige Gut in »vielen Jahrhunderten« wieder zu Wert gelangt.
Wie wertverlustig sind und waren automobile Statussymbole. Nach 10 Jahren ist ein aktuelles Statussymbol aus Rüsselsheim, München oder Stuttgart kaum noch einen Bruchteil seiner Anschaffung wert, nach mehreren dutzend Jahren hingegen werden dafür wieder Spitzenpreise bezahlt.
Mir persönlich wäre (nur als Beispiel) ein Goldrandteller sehr wenig wert, wohingegen ich für ein gutes ‑wenn auch vergängliches- Bett durchaus bereit bin, ein (für mich) kleines Vermögen zu bezahlen.
BTW (oder: Nebenbei bemerkt): Ich argumentiere nicht (willentlich), ich gebe nur zu bedenken. Ich habe es schon lange aufgegeben, anderen meine Meinung aufzuoktroyieren...
#5