Abgelegt in: Vermischtes • 5. Mai. 2008, 17:42 Uhr • 3 Kommentare lesen
Der Lexikaliker dreht uns eine lange Nase bzw. deren zwei. Donnerwetter tadellos!
Abgelegt in: Kurioses • 4. Mai. 2008, 22:47 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Kulturelles • 4. Mai. 2008, 7:44 Uhr • 2 Kommentare lesen
So stand es kurz und bündig in großen Lettern auf einem DIN A4-Blatt, welches mit Tesafilm auf die Drei-Eiskristalle-Fachtür der mannshohen Kühl-/Gefrierschrank-Kombination geklebt war. Eigentlich wollen wir ja nur milchholenderhalber um die Ecke zum Discounter tappen, und nun stand das silbergraue Ding da wenige Dutzend Schritte von der eigenen Haustür entfernt auf dem Bürgersteig. Was tun? Lange bleibt sowas sicher nicht am hellichten Tag in des Universums Auslage stehen...
Schnelle Inspektion: Keine Kratzer, keine Beulen, innen der übliche Siff aus Ketchup-Resten und sonstigen Überläufen. Inneneinrichtung komplett, nur leichte Risse an den Falzen der Dichtungsbänder. Kompressor und Wärmetauscher kaum verstaubt, seitlich ein paar angetrocknete Fettspritzer. Offenbar wurde in der Küche der Vorbesitzer tatsächlich noch gekocht und nicht nur mikrowellerisch aufgewärmt. Muß man anerkennen. Doch weiter in der Befunderhebung: 201 plus 57 Liter Nutzinhalt, Energie-Effizienzklasse A. Schnelle Entscheidung: Sicherstellen.
Heimgespurtet, Ladeplattform mit Rollen dran geholt. Den Schrank auf dieselbe gehoben und ab durch die Mitte. Im Hausgang deponiert, das Absetzen des (FCKW-freien!) Kühlmittels abgewartet. Derweil im Netz ergoogelt, daß das durchaus noch aktuelle Produkt eines litauischen Markenherstellers neu immerhin um 340 EUR kostet. Nach der Karenzzeit kurzer Funktionstest: Sauber anspringender Kompressor, leiser Lauf, Innenraumbeleuchtung in Ordnung. Gut. Der Zettel hatte also recht. Warmes Wasser und Spülmittel in den Eimer gegeben, um die Inbesitznahme durch tatsächliche und symbolisch-rituelle Rundum-Reinigung zu vollenden...
Der Haushalt des zonebattler ist ja bekanntermaßen reich an Dingen, die ihm das Universum kostenlos und franko vor die Nase gelegt hat. Indessen war hier die Lieferfrist außerordentlich kurz: Erst am Vorabend hatten seine bessere Hälfte und er beim Abendspaziergang an der Rednitz entlang aus einer spontanen Laune heraus den neuen Saturn betreten und beim ziellosen Schlendern durch die Haushaltsgeräte-Abteilung diverse Kühl-Kombis ohne konkrete Kaufabsicht inspiziert. Und nun das!
Gleich am Montag Abend sollten wir uns große Plasma-Fernseher anschauen gehen...
Abgelegt in: Alltagsleben • 3. Mai. 2008, 15:47 Uhr • 11 Kommentare lesen
Abgelegt in: Vermischtes • 3. Mai. 2008, 12:00 Uhr • Diskussion eröffnen
Ich habe heute die Abteilung »Gastbeiträge« geschlossen und die vormals in ihr enthaltenen Einlassungen auf die übrigen Rubriken verteilt. Frisch eröffnet ist hingegen mein »Fabulatorium«, in welchem ich vermehrt literarische Experimente zu veröffentlichen gedenke.
Mein erster Ansatz in dieser Richtung, die »Weichenstellungen« brachte mir ein zwiespältiges Echo ein: Befreundete StammleserInnen monierten befremdet den elend langen Text und vermißten die gewohnten Fotos, von mir bewunderte Verbal-Expressonisten hingegen sparten nicht mit aufmunternden Worten. Ich mag sie aber alle und brauche beides, den bebilderten Schabernack und den heiligen Ernst...
Abgelegt in: Interna • 3. Mai. 2008, 11:21 Uhr • Diskussion eröffnen
Willkommen im Wonnemonat Mai, verehrte LeserInnen! Nach dem zugegeben arglistigen Aprilscherz vom letzten Monat geht es heute wieder hundertprozentig mit rechten Dingen zu, und mein monatliches Fürth-Preisrätsel trägt seinen Namen wieder vollkommen zu Recht. Was nicht bedeuten muß, daß nicht mancherlei versteckte Anspielungen im Bilde enthalten sein könnten, die ihrer Entschlüsselung durch geneigte BetrachterInnen harren... Genug gelabert, hier ist das zu verortende Foto in seiner mediterran anmutenden Farbenpracht:
Ich werde mich freilich diesmal hüten, schon mit der Wahl des zu gewinnenden Preises einen vielsagenden Wink mit dem Zaunpfahl zu geben. Daher bleibe ich im Vorfeld einigermaßen unverbindlich und verpreche lediglich ganz neutral
eine Original-DVD aus meinem eigenen Fundus, abgestimmt auf das Geschlecht des Siegers resp. der Siegerin: Für beide Fälle sehe ich mich bestens gerüstet! |
Wie immer gewinnt der oder die Erste, der/die unter richtigem Namen und mit funktionierender eMail-Adresse (oder unter bereits amtsbekanntem Pseudonym) die korrekte Antwort in einen Kommentar zu diesem Beitrag schreibt!
Bis zum Erscheinen des nächsten Rätsels (also genau einen Monat lang) können Lösungen eingereicht werden. Die Laufzeit endet mit dem Erscheinen eines weiteren Rätsel-Bildes am jeweils nächsten Monatsanfang. Mit der Vorstellung eines neuen Preisrätsels wird die zutreffende Antwort zur Vorgängerfrage (in einem Kommentar zu dieser) bekanntgegeben, sofern sie bis dahin nicht richtig beantwortet wurde.
Abgelegt in: Spurensuchen • 1. Mai. 2008, 8:00 Uhr • 10 Kommentare lesen
Es ist wieder mal einer jener Montage, an denen ständig die Telefone rufen und Du am Nachmittag reichlich gestreßt aus dem Büro fliehst, ohne in den mehr als acht Stunden am Platz auch nur annähernd zu dem gekommen zu sein, was Du Dir eigentlich für heute vorgenommen hattest. Alles ist dringend, jeder hat ein unaufschiebbares Anliegen, es gibt nirgends mehr Reserven und doppelte Böden, und so sehr Du auch verzweifelt versuchst, die Fäden zusammenzuhalten, so wenig spielen das Leben und die Zwänge da draußen mit. Irgendwann geht es nicht mehr. Da läßt Du Dich in das weiche Sitzpolster Deines Feierabendzuges fallen und schaust nach dem Himmel: Natürlich, ausgerechnet jetzt zieht es sich zu.
Aber bis zum Regen sind es bestimmt noch zwei Stunden hin, und so beschließt Du spontan, den Zug nicht wie gewohnt in der Heimatstadt zu verlassen, sondern noch etwas weiter ins Umland hinaus zu fahren, in jenes Städtchen, wo es eine große Verkaufshalle mit Sachen gibt, die andere ausgemustert und einem guten Zweck zuliebe gespendet haben. Des einen Last kann des anderen Lust sein. Eine gute Ablenkung zudem, vielleicht findet sich ein schönes altes Teil für die Küche oder die gute Stube, und warum auch nicht...
Bis zum Ort der nostalgischen Verheißungen ist es nicht weit, doch bleibt die Exkursion ohne Folgen für Heim und Geldbeutel. Na, ist auch nicht verkehrt. Doch wie die Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Zuges in Richtung Stadt verbringen?
Die Frage ist eine rein rhetorische, denn der einsame Ort am Rande der Siedlung ist voller Erinnerungen für Dich: vor genau 25 Jahren hast Du nach abgeschlossener Ausbildung und bestandener Prüfung hier den Frühling und Teile des Sommers im Stellwerk gesessen, nachmittags, früh und nachts. Später warst Du in die Unfallbereitschaft einbezogen und durftest während einer ganzen Woche den Bereich der Hauptdienststelle nicht verlassen: Da drüben im Güterschuppen hattest Du Deine Luftmatratze aufgeblasen und den knorrigen alten Chef verwünscht, der seine eigenen Bereitschaftstage wie selbstverständlich weit außerhalb auf seiner »Ranch« verbrachte.
Die rostigen Ladegleise sind längst demontiert, einzig das Überholungsleis und die Abzweigung der Nebenstrecke haben dem Wind der Reform bis heute standgehalten. Vor der morschen Rampe am Güterschuppen liegen keine Schienen mehr im Schotter, dafür hängen Gardinchen hinter den maroden Fenstern. Das mächtige Empfangsgebäude hat zwei Jahrhundertwenden gesehen, bis auf die in den Orbit schielenden Blechteller sieht die Sandstein-Fassade aus wie ehedem.
Du schlenderst durch die triste kleine Wartehalle: Der Boden grau, Wände und Türen desgleichen. Alles grau. Das ehemalige Schalterfenster ist notdürftig verschlossen, hier schieben nur noch Automaten Dienst. Ein einziger Mitarbeiter aus Fleisch und Blut – der Fahrdienstleiter – sitzt weiterhin im Glaskasten am Bahnsteig 1, vermutlich im unveränderten Rhythmus von nachmittags, früh und nachts. In zweieinhalb Stunden kommt sein Ablöser.
Du klopfst an die Scheibe, zeigst Dein Konzernplastikteil vor und bittest um die Gunst einer Ortsbesichtigung. Und schon bist Du mitten drin, ein Schritt nur, doch ein Vierteljahrhundert weit...
Der alte Stelltisch, das Streckenband, die Lichter, die Tasten. Rote Leuchtbalken markieren die Züge, sie springen von einem Abschnitt in den nächsten, von Weckerschnarren oder sanftem Klingelschlag begleitet. Es riecht immer noch nach feinem Öl, uralten Papieren und bahnamtlichem Bohnerwachs. Die selbstgebastelte Fliegenpatsche aus einem Bambusstöckchen und einem Lederflicken indes existiert nicht mehr. Vor der Sichtscheibe und dem Fliegengitter flirrt die warme Luft des Frühlingsabends.
Zu Deiner Zeit gab es weder Selbststellbetrieb noch signalisiertes Fahren auf dem »falschen« Gleis, jede einzelne Fahrstraße mußte manuell eingestellt werden. Zwar nicht mehr mit Muskelkraft wie auf den alten mechanischen Stellwerken, doch hatte man auch als Knöpfchendrücker gut zu tun. Des Nachts konnte man verbotenerweise eine Durchfahrt »auf Vorrat« aufziehen, dann hatte man zwischen zwei einsamen Expreßgüterzügen für ein gutes Stündchen Ruhe. Dösen freilich war nicht gestattet und im Grunde auch gar nicht möglich: Auf dem langen Streckenabschnitt des Spurplan-Tisches war immer irgendetwas am Blinken, Achszähler zählten hier die einfahrenden Radsätze und dort die ausfahrenden, bei Übereinstimmung gaben sie den Abschnitt wieder frei. Alles wohl ausgeklügelt und in der Regel störungsfrei und zuverlässig funktionierend, doch wehe, wenn der Blitz einschlug und die Zählerei durcheinanderbrachte: Dann blieben die Abschnitte feuerrot und es galt, den nahenden Zug abzuwarten und sein eigenäugig beobachtetes Schlußsignal an den Kollegen streckauf zurückzumelden, derweilen sich dahinter die folgenden Züge an den Halt zeigenden Blocksignalen zurückstauten. Frachtstücken und Schüttgütern war das einerlei, betroffende Reisende freilich beschwerten sich hinterher gern über das, was letzlich nur zu Ihrer Sicherheit ersonnen ward...
Das alles ist Dir mit einem Male wieder unerhört präsent, Dein nächtliches Spiegelbild in der Fensterscheibe, die provozierende Langsamkeit des Uhrzeigers während der Nachtschichten, auch Dein schweißnasses Hochfahren aus unruhigem Schlaf, als Du im Traum die drei grellen Spitzenlichter bewegungslos vor dem Einfahrsignal zu sehen glaubtest und plötzlich ganz sicher warst, kurz eingenickt gewesen zu sein und den Schnellzug ohne Grund hingestellt zu haben, ein Fall für die Sofortverfolgung und ohne eine plausible Ausrede zur Hand. Passiert ist Dir das nie, aber die Träume quälten Dich noch, als Du schon längst nicht mehr im Glaskasten Dienst tatest. Von der realen Katastrophe, dem Totalausfall der Technik an einem Werktagmorgen, hast Du merkwürdigerweise nie geträumt, obwohl damals alle Lämpchen und Telefone wie irre geblinkt haben und Du wie ein KO-geschlagener Boxer mit einem Handtuch um den Nacken vor Deinem nutzlosen Instrumentarium gesessen bist...
Aber jetzt schaust Du Dir teils amüsiert, teils tief berührt den alten Arbeitsplatz an, der nicht wie die Neubauten voll aktueller Technik steckt, sondern mit einem Sammelsurium sondergleichen gefüllt ist: Der museale Stelltisch aus den 1960ern ist flankiert von modernen Monitoren, kein tickernder »Hellschreiber« spuckt mehr meterlang gummierte Papierschlangen zum nassen Aufkleben auf A4-Blätter aus, statt Streckenfernsprechern mit Kurbel gibt es längst digitalen Zugfunk. Aus einer handgesägten Öffnung in der alten Holzverkleidung lugt ein PC heraus. Alles recht komplex zusammengestückelt und doch voll innerer Logik. Betriebsverfahren, oft mit Blut geschrieben, weil erst tragische Unfälle die verbliebenen Lücken im Regelwerk offenbar gemacht haben.
Du wünscht Dir plötzlich, Deine gegenwärtige Arbeit wieder gegen den Posten des Fahrdienstleiters einzutauschen, und sei es nur einen Sommer lang: Kaum hat der Ablöser im Meldebuch unterschrieben, geht einen das alles so lange nichts mehr an, bis man selber wieder auf der Matte steht und die Dienstübernahme quittiert. Auch nach vier Wochen Abwesenheit warten keine Aktenberge und hundertachtzig rote Mails, hier gilt es immer nur die Gegenwart zu bewältigen, das ist Herausforderung genug. Kein Gedanke an Projekte, Termine und Meilensteine schleicht sich in den Feierabend oder ins Wochenende, hier bleibt die Arbeit am Arbeitsplatz, auch wenn der Schichtdienst nicht jedermanns Sache ist. Und die Deine ebenfalls nicht, wenn Du ehrlich bist... Doch was hast Du in den zweieinhalb Dekaden seither erreicht?
Die halbe Stunde ist schnell verplaudert, der nette Kollege kennt so manchen Namen den Du hervorkramst noch aus der eigenen Erinnerung. Da kommt auch schon Dein Regionalexpreß um die Kurve, wenn Du den ziehen läßt, mußt Du länger warten und wirst am Ende doch noch naß. Also verabschiedest Du Dich rasch und fährst wieder zurück. Auf dem Heimweg schaust Du noch bei jemandem vorbei, merkst aber, daß Dich die vordergründig heitere Stippvisite von vorhin immer noch beschäftigt. Der Himmel wird dunkler, die ersten Tropfen fallen. Also nun endlich ab durch die Mitte, einen Schirm hast Du ja nicht mitgenommen. Kurz vor der Haustür wird der einsetzende Regen heftiger, die Straße ist menschenleer. Gut so, denkst Du Dir, da bemerkt wenigstens keiner das Wasser in Deinen Augen.
Abgelegt in: Fabulatorium • 28. Apr. 2008, 20:40 Uhr • 22 Kommentare lesen
Abgelegt in: Ereignisse • 28. Apr. 2008, 7:57 Uhr • 1 Kommentar lesen
Vermittels zweier von gaaaanz lieben Freunden zum gemeinsamen Geburtstagsfest geschunken gekrochener Eintrittskarten genossen der zonebattler und seine bessere Hälfte gestern Abend einen sehr unterhaltsamen solchen in der New Yorker Metropolitan Opera. Auch ohne überschallschnelle Concorde gestaltete sich die Anreise als kurz und schmerzlos, denn das weltberühmte Opernhaus kam in Quasi-Echtzeit und in HighDefinition ins Nürnberger IMAX-Kino. Die Live-Übertragung einer Matinée-Aufführung von Gaetano Donizettis »La Fille du Régiment« war tief in der fränkischen Erde wärmenden Schoß womöglich sogar intensiver zu genießen als zeitgleich im New Yorker Zuschauerraum, denn eine sehr gekonnte Bildregie und zahlreiche Kameras ermöglichten erstaunliche Perspektiven und eindrucksvolle Großaufnahmen der Protagonisten.
Und die konnten sich nicht nur hören, sondern auch sehen lassen: Namentlich Natalie Dessay (Marie), Juan Diego Flórez (Tonio) und Alessandro Corbelli als Sulpice überzeugten mit wunderbaren Darbietungen, oft gewürzt mit geradezu akrobatischen Einlagen während des Singens! Unter der Regie von Laurent Pelly ist die eher abstruse Handlung um das in einer Militäreinheit zur jungen Frau herangewachsene Findelkind Marie in die Zeit um den 1. Weltkrieg verlegt worden: Am Ende stürmt das zweite Grenadierregment sogar mit einem scheppernden Panzer auf die Bühne, um sein Mädel herauszuhauen und vor unglücklicher Zwangsverheiratung zu bewahren... Die Tiroler Alpenkulisse aus ins Riesenhafte vergrößerten Landkarten und andere visuell überwältigende Szenenbilder erscheinen geeignet, Verfechter unbedingter Werktreue und Befürworter modernen Regietheaters in Eintracht zu versöhnen: Hier kam jeder auf seine Kosten und keiner zu kurz. Für unsereinen war die Regimentstochter jedenfalls in jeder Hinsicht eine Entdeckung!
Das Experiment, mit überlebensgroßen (und hochauflösenden) Live-Übertragungen kultureller Ereignisse neue Publikumsschichten in die IMAX-Spielstätten zu locken, muß als gelungen gelten: Keine Frage, daß wir da nicht zum letztenmal mit von der Partie waren...
Nachtrag vom 25. Mai 2008:
Die wunderbar dynamische Inszenierung ist tatsächlich auch auf DVD erhältlich: Das kleine Vorschau-Video bei amazon.de vermittelt einen ersten Eindruck von der überbordenden Spielfreude und dem phänomenalen Können aller Mitwirkenden.
Abgelegt in: Kulturelles • 27. Apr. 2008, 13:00 Uhr • 5 Kommentare lesen
Der zonebattler werkelt in seinem Schrebergarten. Gerade erst hat er am Fürther Stellwerk den diensttuenden Fahrdienstleiter darüber informiert, daß der seit mindestens einer Woche bei seiner Parzelle abgestellte Diesel-Triebzug schon von Idioten besprüht wurde, bevor er das erste mal Fahrgäste gesehen hat [1]. Soeben schafft er eine Ladung Grünschnitt in den Komposter, da ist aus Richtung Nürnberg her ein dünnes Pfeifen zu hören. Der etwas träge zonebattler schaltet nicht gleich, aber da ruft seine bessere Hälfte auch schon aus, was Sache ist: »Der ADLER!« Jetzt aber adrenalinstoßgetrieben hurtig zum Zaun gehechtet, blitzschnell die Pistole Kamera gezückt und abgedrückt:
Zu dumm, ein Oberleitungsmast verdeckt ausgerechnet die Lok. Was tun? Der putzige, im Vergleich zu modernen Fahrzeugen eingeschrumpft wirkende Zug scheint am Gleis 1 des Fürther Hauptbahnhofes länger zu halten. Vorüberdonnernde ICEs grüßen mit infernalischem Gehonke, vielleicht wollen sie auch bloß unvorsichtige Pufferküsser vor drohender Zerhackstückelung warnen. Also dann halt doch die paar hundert Meter vorgelaufen, um den schmucken Phönix aus der Asche aus der Nähe zu inspizieren:
Am Bahnsteig befindet sich nicht nur der mustergültig wiederaufgebaute erste deutsche Eisenbahnzug, sondern auch 1 bayerischer Ministerpräsident, (mindestens) 1 (CSU-)Bundestagsabgeordneter, 1 DB-Museumsdirektor, 1 Sortiment Ehrengäste, 1 Schwung Sicherheitskräfte, mehrere Dutzend ferrophiler Fotografen sowie diverse Statisten. Festhaltenswert erscheint dem zonebattler freilich primär die feine Handwerksarbeit der liebevoll lackierten Lokomotive:
In Ermangelung einer Drehscheibe muß zur Rückfahrt nach Nürnberg dann erstmal umgesetzt werden, sprich der Adler ohne seine Wägelchen bis über die nächste Weiche tuckern, danach durch Gleis 2 an den Waggons vorbei Richtung Nürnberg und schließlich nach Umstellung der dortigen Weiche wieder zurück ans andere Ende seines Wagenzuges. Dabei kann ich ihn ‑nun schon wieder vom Garten aus- nochmal in voller Fahrt ablichten:
Ein paar Minuten später schließlich dampft der historische Zug wieder vollständig ab und heim in die Noris, nunmehr ohne die vorher nach Fürth verbrachten Ehrengäste: Denen sind wohl die Sitze zu hart oder das Buffet als die attraktivere Alternative erschienen! Diesmal besser vorbereitet des Dampfrosses harrend, kann ich von der Vorüberfahrt ein kleines Video drehen:
Im Rückblick glaube ich nicht, daß es sich hier um die offizielle Jungfernfahrt des restaurierten ADLER-Zuges gehandelt hat: Da wäre der Menschenauftrieb doch ungleich größer gewesen. Und vor allem hätte unser ansonsten omnipräsenter Oberbürgermeister Thomas Jung nicht gefehlt!
[1] Den später deswegen anrückenden Bundespolizisten schlug der Verfasser dieser Zeilen vor, erfaßte Delinquenten von oben bis unten mit ihren eigenen Spraydosen einzunebeln und das Kinderzimmer am besten gleich noch mit dazu...
Abgelegt in: Ereignisse • 26. Apr. 2008, 18:15 Uhr • 8 Kommentare lesen
Abgelegt in: Kurioses • 26. Apr. 2008, 15:33 Uhr • 2 Kommentare lesen
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Süßer und scharfer Senf: