Heute habe ich mich mal als Modellfotograf versucht und diese deutsche Halberstadt CL.IV.(Rol.) 8103/18 aus der Schlußphase des Ersten Weltkrieges in Szene gesetzt:
Ebenso schön anzuschauen wie schwierig anzubringen ist die für deutsche Militärmaschinen aus jener Zeit so typische, segmentierte Lozenge-Tarnung: Fein ausgeführte Abzieh- bzw. korrekterweise Schiebebilder (Decals) wären die schnelle Lösung, passen sich aber meist nicht glatt und blasenfrei der unebenen Oberfläche einer gerippten Tragfläche an. Der Versuch einer sauberen (Spritz-)Lackierung hingegen treibt einen bei den aberwitzig vielen bunten Rhomben schnell in die Arme des Wahnsinns... Im Original wurde übrigens ab ca. 1916 fabrikseitig bedruckter Stoff zum Bespannen der Flügel verwendet, was natürlich auch ordentlich Gewicht einsparte und solcherart der Leistungsfähigkeit der noch latent untermotorisierten Luftfahrzeuge zugute kam.
Aber das nur am Rande. Die Frage, die ich dem geschätzten (Fach-)Publikum stellen möchte, ist eine ganz andere: Was glaubt Ihr wohl, in welchem Maßstab das zweisitzige Erdkampfflugzeug gehalten ist? 1:72? 1:48? 1:32? 1:28 gar? Oder noch größer? Was paßt rein in so ein Altbauwohnungs-Hobbyzimmer? Bin mal gespannt, was Ihr dem ollen zonebattler und seiner seit Kindertagen geübten Bastlerhand da so alles zutraut...
1:72? 1:1!
...und dann weiss ich auch dass das Hobbyzimmer in Atzenhof steht! ;-)
#1
Punktlandung
Also zur Hälfte hat mich Herr FB entlarvt, mit seiner zweiten Aussage liegt er indes knapp bis total daneben, je nachdem, ob man stilistische oder geographische Maßstäbe anlegt. Recht hat er natürlich dahingehend, daß der abgebildete dicke Brummer eben kein Modell ist, sondern vielmehr und recht eigentlich ein wunderbar restauriertes 1:1 Originalflugzeug, von dem beispielsweise hier noch eine Menge andere Ansichten zu finden sind. Ich hatte den schon vor Jahren im Museum abgelichteten Flieger jetzt mittels FixFoto mittig maskiert und das Drumherum verunschärft und geweichzeichnet, um die typische Anmutung eines amateurhaften Modellfotos zu erzielen. Hier ist die unverfremdete Originalaufnahme zum Vergleich:
Das war übrigens mein erster Versuch einer derartigen Bildmanipulation, und was ich dabei schon herausgefunden habe: Längst nicht alle Motive eignen sich für eine solche kreative Verfremdung! Halbwegs glaubwürdig wirkt das Ergebnis eigentlich nur, wenn das Motiv von schräg oben (aus typischer Modellfoto-Perspektive eben) aufgenommen wird und obendrein die ganze Szenerie nicht zu detailreich ist und von nur einer Seite beleuchtet wird. Nach diesen Prämissen werde ich noch einiges an Rohmaterial zu knipsen haben, um meine LeserInnen hernach wirkungsvoll foppen zu können...
So, nun noch ein Wort zum Entstehungsort der Aufnahme: Der Doppeldecker gehört dem National Air and Space Museum in Washington und war im Juli 2002 in der zum Deutschen Museum München gehörenden Flugwerft Schleißheim ausgestellt. Die Gebäude des ehemaligen Einsatzhafens der Königlich-Bayerischen Fliegertruppen sind denen in Fürth-Atzenhof in der Tat frappierend ähnlich. Die ganzen historischen Hintergründe dazu sind nachzulesen in: Ohm, Barbara u.a.: »Fliegen, nur fliegen!«, Der erste Nürnberg-Fürther Flughafen auf der Atzenhofer Heide (Geschichte-Technik-Erinnerungen). Genniges-Verlag, Roth 1995, ISBN 3–924983-14–3.
#2
Da war ich näher dran...
...als gedacht, denn das es nicht Atzenhof sein konnte war ja fast klar. Einen »Zwilling« hatte ich aber nicht auf der Rechnung ;-)
Mehr zu den historischen Hintergründen gibts auch (gut bebildert) unter:
fuerthwiki.de/wiki/index.php/Flughafen
#3
Das geht auch...
...mit ganzen Städten. gefunden in Flickr.
#4
Fake model photography
Ja ja, der Beispiele gibt es dort Hunderte, wenn nicht Tausende! Just deshalb wollte ich den Trick eben auch einmal probieren...
#5