Wie oft hat man sich beim Betrachten eigener Fotos aus früheren Urlauben und längst vergangenen Zeiten schon gefragt, wo das seinerzeit als festhaltenswert erachtete Motiv denn nun letztlich gewesen ist? Gut, mit dem Kölner Dom im Hintergrund oder dem Eiffelturm am Horizont fällt die Verortung nicht schwer, doch meistens ist es nicht ganz so einfach, die Bilder ‑Detailaufnahmen zumal- mit dem Ort ihrer Entstehung zu verknüpfen. Doch ab sofort wird alles anders: Die beiden neudeutschen Zauberworte heißen Geotagging und Geo-Imaging.
Wie ich in einem epischen Achtteiler unlängst berichtete, hatte ich auf unserer Tour durch Deutschland, Belgien, Frankreich und den Südostzipfel Englands nicht nur meine Kamera, sondern auch den kleinen GPS-Logger dabei. Von der erfolgreichen Verheiratung der Datenbestände beider Geräte handelt dieser Beitrag. Sehen wir uns zunächst an, was ich am 06. Aug. 2008 um 17:16:17 Uhr MESZ (also 16:16:17 Uhr Ortszeit) im südenglischen Städchen Deal an der Kanalküste knups bzw. knipste [1]:
Die Kamera (deren interne Uhr ich selbstredend vor der Abreise daheim penibel genau justiert hatte) wußte und weiß natürlich nichts von Deal und dessen Historie, aber sie hat zumindest zuverlässig in den sogenannten EXIF-Daten der Bilddatei den Zeitpunkt der Aufnahme vermerkt. Unabhängig davon hat der am zonebattler’schen Gürtel baumelnde GPS-Tracker den ganzen Urlaub lang per Satelliten-Peilung alle zwei Sekunden (!) seine geographische Position präzise bestimmt und diese mitsamt der Uhrzeit abgespeichert.
Wenn aber die in die Weltgeschichte lugende Kamera nicht nur das Motiv, sondern auch den Zeitpunkt des Auslösens festhält und der Geotracker derweilen akribisch seine Position notiert, dann ist es nachher geradezu ein Kinderspiel, beider Daten per Software zusammenzuführen und die geographische Position des Aufnahmeortes gleichfalls in die Metadaten der Bilddateien schreiben zu lassen. Und damit nicht genug: Ein Geotagging-Programm wie das kostenlose locr [2] zeigt den Standort des Lichtbildners wahlweise auf der Landkarte oder einem Google Maps-Luftbild an:
Für die hier vorgesehene(n) Abbildung(en) konnten nicht alle eventuell tangierten Lizenz- und/oder Urheberrechtsfragen mit letzter Gewißheit geklärt werden, weshalb auf eine kenntliche Darstellung leider verzichtet werden muß.
Ei, das ist fein, nicht wahr? Aus der Vogelperspektive ist die höchst ungewöhnliche Blumenform der kanonenbewehrten Küstenfestung doch ungleich besser zu erkennen als von meinem niedrigen Standpunkt auf Strandhöhe aus!
Mit einigen wenigen Mausklicks habe ich mir soeben meine 150 aufgehobenen Urlaubsfotos georeferenziert und kann mir jetzt noch in 100 Jahren in Nullkommanix anzeigen lassen, wo ich sie anno 2008 aufgenommen hatte. In locr (ein blöderer Programmname ist mir seit Jahren nicht mehr untergekommen) kann man recht kommod in einem sinnfällig aufgeteilten Programmfenster durch die Bilderbestände blättern und sich den jeweiligen Knipsplatz von oben angucken [3]:
Der innovative Mehrwert der Methode ist offenkundig: In zwei, drei Jahren werden wohl die meisten Digitalkameras den dazu nötigen GPS-Empfänger schon eingebaut mitbringen. Bereits heute aber ist es mit einem separaten Kästchen von doppelter Streichholzschachtelgröße problemlos möglich, derlei Koppelungen durchzuführen. Mir persönlich sind getrennte Apparillos allerdings lieber, weil ich erstens nicht auf jeder Tour, die ich aufzeichnen will, auch fotografiere, und weil ich zweitens ungern einen steten Stromverbraucher in der Kamera quasiparasitär an den Akkus nuckeln lassen möchte... [4]
So, und jetzt fliege ich meine Urlaubs-Schnappschüsse nochmals sämtlich aus der Luft ab. Reisen bildet, und das neuerdings sogar noch hinterher!
[1] Ja, den Himmel habe ich manipulatorischerweise aus dramaturgischen Gründen sotwaremäßig nachgedüstert, im Original ist er leider ebenso überbelichteter- wie langweiligermaßen weiß...
[2] Ich habe auch das erheblich leistungsfähigere Programm GeoSetter angetestet, doch hing sich das bei mir ebenso bedauerlicher- wie reproduzierbarerweise bereits beim Versuch auf, meine Trackdateien einzuladen. Schade.
[3] Sofern man nicht (wie der Autor dieser Zeilen in Würzburg und Brighton) den GPS-Tracker schusseligerweise im Auto hat liegen lassen, während man die Stadt mit der Kamera in der Hand zu Fuß bestriff, bestroff, bestreifte. Immerhin bietet locr die Möglichkeit, Fotos auch ohne Tracker-Datei rein manuell per Klick in die Karte zu verorten, sofern man sich noch halbwegs genau an den Aufnahmeort erinnert...
[4] Und anders ginge es nämlich nicht: Ein hart durch Stromentzug deaktivierter GPS-Tracker braucht beim nächsten Einschalten u.U. mehrere Minuten, bis er sich wieder orientiert hat. Für Schnappschüsse wäre das viel zu lange, darum dürfte er auch bei ansonsten ausgeschalteter Kamera nicht wirklich schlafen...
Geotagging
Nachdem mich die beste aller Ehefrauen auf diesen Blog aufmerksam gemacht und sie mir dann auch noch den Wunsch nach einem solchen doppelstreichholzschachtelgroßen Gerät (wieviel Prozent der Bevölkerung kennen eigentlich heute noch Streichholzschachteln?) erfüllt hat, bin ich nun am Erfahrungen sammeln. Die Urlaubsbilder habe ich mit GPS-Track-Analyse.NET getagged, wobei bei die »Piekser« in GoogleEarth immer etwa 15 m neben den Trackpoints liegen. Ein Vorteil des »getrennten Apparillos« ist übrigens, daß auch meine Frau die mit ihrer Kamera gemachten Bildern taggen kann, soweit sie sich nicht allzu weit von mir entfernt hat...
Viele Grüße
Panada
PS. Bei den Höhenangaben liegt mein RoyalTek total daneben, so etwa 60 m zu hoch.
#1
Ich hatte mir beim Schreiben des Beitrags tatsächlich überlegt, ob ich mich mit dem Bezug auf Streichholzschachteln noch innerhalb des Fundus’ der aktuell anerkannten Eichgrößen bewege. Aber da es die meisten meiner geschätzten LeserInnen mit mir an Lebensjahren aufnehmen können, hab’ ich mir den kühnen Vergleich letztlich doch durchgehen lassen... ;-)
P.S.: Die Höhenangaben tracke ich inzwischen gar nicht mehr mit (kann man mit der neuesten RoyalTek Firmware-Version deaktivieren, spart Speicherplatz durch kompaktere Dateien). Meines Erachtens ergibt die Höhenangabe nur bei Bergsteigern, Fallschirmspringern, Wolkenkratzern und Bungee-Jumpern Sinn, und dann eigentlich auch nur, wenn sie halbwegs verläßlich wäre!
#2
Höhenangaben
Das ist mir auch schon aufgefallen, dass das Teil sehr großzügig mit den Höhenangaben umgeht.
Gerade bei Radtouren kommt da einiges an scheinbar gefahrenen Höhenmetern zusammen, die man leider in der Realität dann doch nicht gefahren ist.
Ich benutzte unter GPS-Track-Analyse.NET die Funktion SRTM-Höhendaten zuweisen (-> Trackpoints bearbeiten). Damit wirds dann genauer.
Was den Speicherbedarf betrifft: ich tracke bei den Radtouren jede Sekunde und habe weit über 50 Stunden gebraucht, bis der Speicher voll war...
#3
Interessant!
Ich habe im Urlaub 17 Tage lang in 2‑Sekunden-Intervallen etwa 12 Stunden pro Tag tracken lassen, allerdings nur die drei Basisdaten Zeit, Länge und Breite (Einstellung 1 von 5). Das hat mir den Speicher meines RGM-3800 noch nicht mal zur Hälfte gefüllt, womit er sich auch für längere Touren abseits des heimischen Computers empfiehlt! Eine Positionsbestimmung alle 2 Sekunden erscheint mir sogar bei Fortbewegung per Auto oder Zug als hinreichend, eine sekündliche Messung dagegen als verwegen, wenn man (selbst als geölter Blitz namens JollyJudge) nur mit dem Drahtesel unterwegs ist! ;-)
Jedenfalls bestätigt mir Dein Bericht, daß auf die Höhenmessung nur wenig Verlaß ist. Ich schalte sie daher dauerhaft ab: Als im Wortsinne bodenständiger Geotracker reicht es mir, wenn meine Routen auf der GoogleEarth-Landkarte kleben und der Aufnahmestandort meiner Fotos gleichfalls auf Höhe Null über Boden angezeigt wird...
#4
Wenn ich ...
... mit dem Rad unterwegs bin, dann geht es mir primär darum, das Höhenprofil der gefahrenen Strecke so genau wie möglich aufzuzeichnen. Und wenn man steilere Passagen fährt, dann macht die Einstellung des Aufzeichnungsintervalls schon was aus – hoffe ich, bin ich der Meinung, glaube ich vielleicht :-)))
Vielleicht mache ich mal Vergleichsfahrten mit unterschiedlichen Einstellungen, dann bin ich schlauer, und kann u.U. die Einstellungen modifizieren.
Fakt ist, das Tool ist toll, der Speicher einfach nur riesig (egal in welcher Einstellung)
#5
Stimmt!
Der 64MB-Speicher ist in der Tat üppig bemessen, und womöglich bist Du wegen Deiner Höhenmesserei mit dem kleinsten Meß-Intervall von einer Sekunde tatsächlich am besten bedient. Hast Du neulich die entsprechenden Artikel in der c’t gelesen, wo sie für derlei sportive Zwecke Geräte mit barometrischer Höhenmessung empfohlen haben? Bei Bedarf kann ich Dir die aufgehobenen Seiten aus dem Heft gerne kopieren...
#6
Danke für das Angebot...
... mit dem Artikel aus der c’t, das ich gerne annehme.
Ich hoffe, ich schaffe es zum übernächsten Stammtisch, dann können wir uns gerne persönlich zu den Erfahrungen austauschen...
#7
Geophysikalisch revolutionär...
...ist die Aufdeckung der Tatsache, daß der Zeitunterschied zwischen Fürth und England nicht, wie üblicherweise angenommen, 1 Stunde beträgt, sondern, nach den Forschungen des Herrn Battler, doch nur 59 Minuten. ;-)
#8
Gargl!
Für die Entdeckung dieses maliziösen Tippfehlers in meinem Beitrag gibt’s beim dienstäglichen Abendschmaus einen Sonderpreis für Dich. Alter Kniefiesler! Aber wo Du recht hast, hast Du recht... ;-)
#9
Och...
...ich find die 59 Minuten ja sehr hübsch, zumal sie ja die Summe aus 17 und 42 sind...
#10
17?
#11
Ja...
#12
Traute mich nicht nach der 17 zu fragen: Wieder was dazugelernt! ;-)
#13
Fußnote 4
Da muß ich wiedersprechen. Es gibt da einen interessanten Ansatz, der folgendermaßen funktioniert: Der GPS-Empfänger zeichnet einfach die GPS-Signale auf ohne sie auszuwerten. Die Auswertung erfolgt dann später im Rechner. Man braucht dann nicht warten bis das GPS-Gerät synchronisiert hat.
#14
Widerspruch abgewiesen: Nix anderes mache ich ja mit meinem separaten Geotracker!
#15
Fußnote 4 (2)
Du mißverstehst,
Du wartest bis Dein GPS-Gerät aus den empfangenen Satellitendaten Koordinaten berechnet hat und speicherst die. Dazu mußt Du warten bis das GPS synchronisiert hat.
Das angesprochene Verfahren speichert die empfangenen Satellitendaten unausgewertet ab, die Auswertung – die in konventionellen GPS-Geräten zum Aufnahmezeitpunkt im GPS-Gerät erfolgt – findet dabei erst später im Rechner (Zu Hause) statt.
#16
Ach so.
Na dann.
#17