Aus der Chronologie der Reiseberichterstattung ausscherend, möchte ich heute ein paar Worte über Land und Leute meines Dreamlands verlieren: Natürlich ist auch Großbritannien nicht wirklich eine Insel der Glückseligen, es gibt dort die gleichen gesellschaftlichen Probleme wie hierzulande und womöglich noch einige mehr. Dennoch finde ich das Land in besonderem Maße liebenswert, und ein Grund dafür sind die lovely countryside views, nach denen man nie lange Ausschau halten muß:
Desweiteren sind es die eigenartigen Sitten und Gebräuche, ja zuweilen spleenig anmutenden Rituale, mit denen die Engländer ihre Lebensführung garnieren, welche uns oft faszinieren und in den Bann ziehen. Immer wieder nett anzusehen ist beispielsweise die souverän-entspannte Ernsthaftigkeit, mit der die Insulaner uns unbekannten Sportarten wie dem Bowls-Spiel mit unwuchtigen Kugeln frönen:
Die abgebildeten Herrn lassen freilich eine mir bis dato unbekannte Zügellosigkeit in dem Umstand erkennen, daß sich nicht wie eigentlich üblich in weiß gekleidet sind. Vermessen wäre es aber, wenn ich mich als Gast im Lande darüber zum Richter aufschwänge!
Ferner scheinen die Briten sämtlich ein Volk von Pflanzenfreunden und emsigen Hobbygärtnern zu sein, eine naheliegende Entwicklung bei dem schon erwähnten feucht-milden Klima. Landstraßen sind auf weiten Strecken als schattenspendende Alleen ausgeführt (welche in Deutschland die Raserlobby zu fanatisch vorgetragenen Abholzungs-Forderungen provozieren würden), und in den Städten und Gemeinden gibt es allenthalben öffentlich zugängliche Gärten, die viel Liebe zum Detail und Können im Umgang mit der Flora erkennen lassen.
Last but not least sei darauf hingewiesen, daß eine ziemlich kriegerische Historie viele sehenswerte Relikte aus vergangenen Jahrhunderten hinterlassen hat: Wer die noch sichtbaren Burgen und Schlösser, also die Castles in England, Schottland und Wales zu zählen sich anschicken wollte, hat wohl (s)eine Lebensaufgabe gefunden...
Das hier abgebildete Bodiam Castle gehört fraglos zu den schönsten Burgruinen im Land und sieht genau so aus, wie man sich als kleiner Knabe eine ordentliche Ritterburg vorstellt. Das imposante Bauwerk gehört heutzutage dem National Trust, dem ich hiermit für die dortige Bereithaltung von Mint Cornetto (meiner Lieblings-Eissorte mit Pfefferminz-Geschmack) Dank und Anerkennung ausspreche.
Im der nächsten und letzten Folge werde ich morgen summarisch über die Heimfahrt durch Frankreich berichten, wo es auch einiges an Landestypischem zu finden gibt, wenn auch keine frische Milch...
Wunderbare Bilder!
Wirklich wie aus dem Bilderbuch ...
Nur: Wie kann ein Eisenbahnfan jenes Land lieben, das alles totprivatisiert hat was mehr als 2 Pounds wert war? ;-)
#1
Irrtum vom Amt!
Ich bin beileibe kein Eisenbahnfan, ich arbeite nur bei einer! ;-)
#2
Allerdings gibt es ...
... in jenem schönen Land mehr privat liebevoll betriebene Eisenbahnen als irgendwo sonst :-)
#3
Und ...
... bei der anstehenden Teilprivatisierung auch bald auf dem Wege zum Miteigentümer ?!
#4
Danke für den Hinweis...
...auf die Flurbereinigung, die hierzulande viel vom Charme der Landschaft unwiederbringlich vernichtet hat. Insbesondere eben durch die Beseitigung von schatten- und lebensraumspendenden Büschen, Bäumen und sonstigen Gehölzen! Wer sich fränkisches Ackerland aus der Luft anschaut:
und dann im Vergleich (und aus gleicher Höhe) einen Ausschnitt aus Sussex:
sieht auf den traurigen Unterschied auf den ersten Blick...
Für die hier vorgesehene(n) Abbildung(en) konnten nicht alle eventuell tangierten Lizenz- und/oder Urheberrechtsfragen mit letzter Gewißheit geklärt werden, weshalb auf eine kenntliche Darstellung leider verzichtet werden muß.
Und was sie Eigenheiten der Gebäudeausstattung angeht (Fenster, Bodenbeläge etc.): Da habe ich durchaus auch meine Zweifel, ob ich mich den Usuancen in den bereisten Ländern auf Dauer unterwerfen wollte! Namentlich die typisch britischen Wachbecken-Armaturen (links ein Hähnlein mit siedenheißem Wasser, rechts ein solches mit Wasser nahe dem Gefrierpunkt, beide nur auf krästigem Druck kurzfristig Wasser spendend und never ever ein Stöpsel zwischendrin, das verliert nach einigen Tagen schon auch den pittoresken Reiz des Ungewohnten... ;-)
#5
Keineswegs...
...denn schon allein der Umstand, daß die Mitarbeiter-Aktien ausschließlich in einem (nur bis 2009 kostenfrei geführten) Depot bei einer bestimmten Bank zu liegen kommen können, ist mir derart sauer aufgestoßen, daß ich den einschlägigen (zugegeben gut gemachten) Info-Brief bald in die Rundablage befördert habe...
#6
Das Schoene
an England, finde ich, ist die nicht durch Flaechennutzungsreformen verschandelte Gegend. Die kleinen Gehoelze und feldtrennenden Buesche bieten noch ziemlich vielen Tierarten Lebensraum und Schutz und trennen die Landschaft optisch. In Deutschland hingegen ist alles bereinigt und optimiert, nicht schoen.
Auch die Gaerten und Landsitze besitzen einen eigenen Charme, den man so nicht in Europa findet. Oder etwa doch? Frankreich vielleicht? Allerdings muss man schon etwas empfaenglich sein fuer den herben Charme der Behausungen mit Einfachglas-Schiebefenstern und seltsam anmutenden Inneneinrichtungen bis hin zu Teppich im Bad.
#7
Schöner Vergleich. Und vor allem das dritte Dia lässt geradezu Heimweh nach einem Land bzw. einer Landschaft aufkommen, die ich trotz ständiger Beschäftigung mit der zugehörigen Sprache höchstens als geistige Heimat bezeichnen könnte – weil ich seit zwei Dezennien nicht mehr in persona dort war.
Schöne Gärten gehören allerdings zu den Dingen, die ich als Nürnberger Neubürger rheinisch-bergischer Provenienz derzeit am meisten misse. Schließlich sind Kölner Bucht und umliegende Gefilde daran auch nicht arm. Weswegen ich heute eine kurzfristige Exkursion nach Veitshöchheim geplant habe – sofern der Gattin Arbeitgeber mitspielt.
(Und ja: ihr Fürther seid mit dem Garten hinter der Auferstehungskirche wieder mal klar im Vorteil …)
#8
Den Katzensprung...
...zum weithin be- und gerühmten Rokoko-Garten von Veitshöchheim:
gönnten wir uns (als letzte Station) auf der Heimfahrt von unserer hier augebreiteten Campingreise. Das man dort über manche und manches zuweilen den Kopf schütteln muß, habe ich anderswo angemerkt.
Ansonsten hätte ich Dir den Fürther Stadtpark wärmstens anempfohlen, wenn Du ihn nicht selbst schon entdeckt hättest... ;-)
#9
Bodiam Castle ...
... ist nicht nur aufgrund der bereitgehaltenen Eissorten, sondern auch des für britische Verhältnisse noch recht günstigen Eintrittspreises und der interessanten Darbietung der damaligen Gegebenheiten des Burgenlebens sehr zu empfehlen. Auch wer Lust auf eine kleine Fahrt in Kanalboot und/oder Dampfeisenbahn hat, ist dort nicht verkehrt.
A.D. 2004 passierte es allerdings dem Überzeichneten dieser Senfzugabe, dass er just zu Beginn eines kleinen improvisierten Ritterspiels vor Ort eintruf, was dem »tall bearded guy in the back« sofort eine langnasige Ledermaske und die damit verbundene Rolle des »foreign magic doctors« eintrug. Tja ... vor Überraschungen ist man nirgendwo gefeit !
#10