Der am späten Vorabend angesteuerte Übernachtungsort ‑die hinterste Ecke eines großen Supermarkt-Parkplatzes in Uckfield- hatte sich als überaus kommod erwiesen: fester Untergrund (Asphalt), schützende Bäume seitlich und im Rücken, fließend Wasser (Bächlein) gleich hinter der fahrenden Behausung. Da ließ es sich nach der ambulanten Morgen-Toilette denn auch vortrefflich frühstücken (mit frischer Milch von nebenan). Und schon ging es frisch gestärkt wieder auf die Piste.
Nach einem spontanen Abstecher zu einer nahe der Route gelegenen Museums-Eisenbahn in Isfield (die »Lavender Line«, siehe auch Isfield railway station) inspizierten wir am Vormittag noch Lewes, um dann zur Mittagsstunde endlich im berühmten Seebad Brighton einzulaufen. Leider zeigte sich der Samstag dort arg windig und regnerisch, aber das war uns erstmal einerlei, stand doch zunächst der lang ersehnte Besuch im Royal Pavilion auf dem Programm. Und da war er nun:
Der damals juvenile Prinzregent und spätere König Georg IV. hat es bei der architektonischen Außen- und Innengestaltung seiner Sommerresidenz echt voll kraß krachen lassen (um mal eine zeitgenössische Wendung zu gebrauchen): Im pseudo-indisch-chinesischen Stil errichtet, erinnert der Palast in weiten Teilen an das Set eines Fantasy-Filmes: Drachen-Skulpturen überall, dekorative Ornamentik allerorten. Fotografieren verboten, außer natürlich für Analphabeten (reichlich), Piktogramm-Ignoranten (noch mehr) und zonebattler (einen, sich rechtschaffen schämenden):
Erstmals bekam unsereins anläßlich der Palast-Besichtigung einen Audioguide in die Hand gedrückt, eine Art elektronischen Führer in angenehm handschmeichelnder Telefonhörerform. Eine interessante, wenngleich ambivalente Erfahrung: Einerseits erfährt man von der in das Kästchen eingesperrten Geisterstimme natürlich eine Menge über das zu Sehende und über die historischen Hintergründe, andererseits braucht man fünf- bis achtmal so lange als ohne Plapperkasten, bis man mit dem Inspektionsgang fertig und wieder am Ausgang angelangt ist. Aber was soll’s, draußen warteten ja nur Sturm- und Regenböen auf uns...
Der anschließende Marsch durch die Stadt und insbesondere jener durch die lärmenden Spielhallen-Säle auf dem Brighton Pier müssen unbebildert bleiben, wollte ich doch nicht riskieren, die delikate Optik einem plötzlichen Salzwasser-Guß auszusetzen. Unbebildert und nicht mehr im Detail nachvollziehbar bleibt leider auch die präzise Route durch Stadt und über Strand, denn dummerweise hatte ich meinen unscheinbaren GPS-Tracker im geparkten Auto vergessen, wo er stumm und stur und stationär vor sich her trackerte. So bleibt der lange Pier auf der virtuellen Landkarte unbestriffen, und es ist nur die spätere Hin- und Her- und Weiterfahrt entlang der Uferpromenade für die Nachwelt aufgezeichnet:
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Bis weit in den Abend hinein fuhren wir küstennah nach Osten, konnten aber keinen so recht überzeugenden Standplatz für die Nacht ausfindig machen. Erst in einem Vorort von Bexhill fand sich ein (mehr oder weniger) lauschiges Plätzchen hinter den Gebäuden einer aufgegebenen Tankstelle und ehemaligen Kfz-Werkstatt. Der nächste Tag ‑der Sonntag also- macht seinen Namen dann wieder alle Ehre, so daß der Besuch im nahen Hastings bei blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein und darob gutgelauntem Federvieh stattfinden konnte...
Über die Stationen Battle (wo die berühmte Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 tatsächlich stattgefunden hatte)- Bodiam Castle – Rye – New Romney und tags drauf New Romney – Dymchurch – Hythe – Dover ging es dann wieder zum Fähranleger und damit dem Ausgangspunkt unserer kleinen England-Expedition zurück. Im nächsten Teil gibt es morgen noch ein paar Bilder über das, was England so englisch macht. Stay tuned!
Bexhill ...
... ist mir durchaus bekannt, allerdings nicht durch das Gebäude, auf das in Wikipedia wie folgt bezug genommen wird :
»1935 wurde der von Herbrand Sackville, 9th Earl De La Warr erdachte De La Warr Pavilion eröffnet, das erste britische öffentliche Gebäude in modernder Architektur.«
Zu schade ... wenn ich das nächste Mal dahin kommen werde, wird er vielleicht schon vermodert sein.
#1
Brighton ist reich an malerischen Motiven:
Doch malen tut ein Dilettant wie der zonebattler natürlich ausschließlich elektrisch !
#2
Bei den verspielten Formen, versuch das doch mal mit Klimt.
Gruss
Manfred
#3
Aber gern. Klimt meets Hundertwasser:
#4