Im gering frequentierten Treppenhaus eines Nürnberger Traditionskaufhauses [1] erspähte ich neulich dieses nicht nur in typographischer Hinsicht höchst interessante Gebotsschild:
Wozu wird der staunende Gast hier aufgefordert? Soll er zum nahen Feuerlöscher greifen, falls ihm der Kittel Pelz brennt und in hellen Flammen steht? Oder soll er sich am Ausladen eines Frachtkahnes helfend beteiligen (wobei ein solcher dort mangels Wasserstraße ‑zumal hoch droben auf dem Dache- bis dato nicht zu sehen war)? Wäre jenes aber in diesen serviceorientierten Zeiten, da der Kunde König sein soll, nicht eine reichlich unbillige Forderung? Womöglich geht es dann wohl doch um des Regenten Zobel und dessen Brandgefährdung durch, tja, wodurch nun eigentlich? Blitzschlag vielleicht? Brandstiftung durch den monarchiefeindlichen Mob? Ratlos zog der knipsende zonebattler von dannen, aber vielleicht weiß ja ein(e) spitzfindige Leser(in) zur Aufklärung beizutragen...
[1] Nicht, daß dort Traditionen an die Laufkundschaft verkauft würden (allenfalls stünden in diesen globalisierten Zeiten welche zur Veräußerung an potente Investoren), ich will damit vielmehr andeuten, daß es sich hier um eine geradezu altehrwürdige Institution in der Region handelt...
Ich vermute mal, ...
... daß der Schildermaler gerade keinen Rauchverbots-Zeichen zur Hand oder Angst hatte, dieses falschrum anzubringen, und sich daher an einigen Resten der damals noch in hervorragender Qualität verfügbaren Fonts bedient hat, um das Rauchverbot im Treppenhaus auszusprechen. – Aber Spaß beiseite: Das Gebotsschild wirkt auf mich wie ein kostbares Relikt aus jenen Zeiten, in denen die Öffentlichkeit noch nicht mit MS Comic Sans, Hobo und ähnlichen Zumutungen gequält, sondern mit ansprechender Form und ebensolchem Inhalt wertgeschätzt wurde.
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