Es ist wieder mal einer jener Montage, an denen ständig die Telefone rufen und Du am Nachmittag reichlich gestreßt aus dem Büro fliehst, ohne in den mehr als acht Stunden am Platz auch nur annähernd zu dem gekommen zu sein, was Du Dir eigentlich für heute vorgenommen hattest. Alles ist dringend, jeder hat ein unaufschiebbares Anliegen, es gibt nirgends mehr Reserven und doppelte Böden, und so sehr Du auch verzweifelt versuchst, die Fäden zusammenzuhalten, so wenig spielen das Leben und die Zwänge da draußen mit. Irgendwann geht es nicht mehr. Da läßt Du Dich in das weiche Sitzpolster Deines Feierabendzuges fallen und schaust nach dem Himmel: Natürlich, ausgerechnet jetzt zieht es sich zu.
Aber bis zum Regen sind es bestimmt noch zwei Stunden hin, und so beschließt Du spontan, den Zug nicht wie gewohnt in der Heimatstadt zu verlassen, sondern noch etwas weiter ins Umland hinaus zu fahren, in jenes Städtchen, wo es eine große Verkaufshalle mit Sachen gibt, die andere ausgemustert und einem guten Zweck zuliebe gespendet haben. Des einen Last kann des anderen Lust sein. Eine gute Ablenkung zudem, vielleicht findet sich ein schönes altes Teil für die Küche oder die gute Stube, und warum auch nicht...
Bis zum Ort der nostalgischen Verheißungen ist es nicht weit, doch bleibt die Exkursion ohne Folgen für Heim und Geldbeutel. Na, ist auch nicht verkehrt. Doch wie die Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Zuges in Richtung Stadt verbringen?
Die Frage ist eine rein rhetorische, denn der einsame Ort am Rande der Siedlung ist voller Erinnerungen für Dich: vor genau 25 Jahren hast Du nach abgeschlossener Ausbildung und bestandener Prüfung hier den Frühling und Teile des Sommers im Stellwerk gesessen, nachmittags, früh und nachts. Später warst Du in die Unfallbereitschaft einbezogen und durftest während einer ganzen Woche den Bereich der Hauptdienststelle nicht verlassen: Da drüben im Güterschuppen hattest Du Deine Luftmatratze aufgeblasen und den knorrigen alten Chef verwünscht, der seine eigenen Bereitschaftstage wie selbstverständlich weit außerhalb auf seiner »Ranch« verbrachte.
Die rostigen Ladegleise sind längst demontiert, einzig das Überholungsleis und die Abzweigung der Nebenstrecke haben dem Wind der Reform bis heute standgehalten. Vor der morschen Rampe am Güterschuppen liegen keine Schienen mehr im Schotter, dafür hängen Gardinchen hinter den maroden Fenstern. Das mächtige Empfangsgebäude hat zwei Jahrhundertwenden gesehen, bis auf die in den Orbit schielenden Blechteller sieht die Sandstein-Fassade aus wie ehedem.
Du schlenderst durch die triste kleine Wartehalle: Der Boden grau, Wände und Türen desgleichen. Alles grau. Das ehemalige Schalterfenster ist notdürftig verschlossen, hier schieben nur noch Automaten Dienst. Ein einziger Mitarbeiter aus Fleisch und Blut – der Fahrdienstleiter – sitzt weiterhin im Glaskasten am Bahnsteig 1, vermutlich im unveränderten Rhythmus von nachmittags, früh und nachts. In zweieinhalb Stunden kommt sein Ablöser.
Du klopfst an die Scheibe, zeigst Dein Konzernplastikteil vor und bittest um die Gunst einer Ortsbesichtigung. Und schon bist Du mitten drin, ein Schritt nur, doch ein Vierteljahrhundert weit...
Der alte Stelltisch, das Streckenband, die Lichter, die Tasten. Rote Leuchtbalken markieren die Züge, sie springen von einem Abschnitt in den nächsten, von Weckerschnarren oder sanftem Klingelschlag begleitet. Es riecht immer noch nach feinem Öl, uralten Papieren und bahnamtlichem Bohnerwachs. Die selbstgebastelte Fliegenpatsche aus einem Bambusstöckchen und einem Lederflicken indes existiert nicht mehr. Vor der Sichtscheibe und dem Fliegengitter flirrt die warme Luft des Frühlingsabends.
Zu Deiner Zeit gab es weder Selbststellbetrieb noch signalisiertes Fahren auf dem »falschen« Gleis, jede einzelne Fahrstraße mußte manuell eingestellt werden. Zwar nicht mehr mit Muskelkraft wie auf den alten mechanischen Stellwerken, doch hatte man auch als Knöpfchendrücker gut zu tun. Des Nachts konnte man verbotenerweise eine Durchfahrt »auf Vorrat« aufziehen, dann hatte man zwischen zwei einsamen Expreßgüterzügen für ein gutes Stündchen Ruhe. Dösen freilich war nicht gestattet und im Grunde auch gar nicht möglich: Auf dem langen Streckenabschnitt des Spurplan-Tisches war immer irgendetwas am Blinken, Achszähler zählten hier die einfahrenden Radsätze und dort die ausfahrenden, bei Übereinstimmung gaben sie den Abschnitt wieder frei. Alles wohl ausgeklügelt und in der Regel störungsfrei und zuverlässig funktionierend, doch wehe, wenn der Blitz einschlug und die Zählerei durcheinanderbrachte: Dann blieben die Abschnitte feuerrot und es galt, den nahenden Zug abzuwarten und sein eigenäugig beobachtetes Schlußsignal an den Kollegen streckauf zurückzumelden, derweilen sich dahinter die folgenden Züge an den Halt zeigenden Blocksignalen zurückstauten. Frachtstücken und Schüttgütern war das einerlei, betroffende Reisende freilich beschwerten sich hinterher gern über das, was letzlich nur zu Ihrer Sicherheit ersonnen ward...
Das alles ist Dir mit einem Male wieder unerhört präsent, Dein nächtliches Spiegelbild in der Fensterscheibe, die provozierende Langsamkeit des Uhrzeigers während der Nachtschichten, auch Dein schweißnasses Hochfahren aus unruhigem Schlaf, als Du im Traum die drei grellen Spitzenlichter bewegungslos vor dem Einfahrsignal zu sehen glaubtest und plötzlich ganz sicher warst, kurz eingenickt gewesen zu sein und den Schnellzug ohne Grund hingestellt zu haben, ein Fall für die Sofortverfolgung und ohne eine plausible Ausrede zur Hand. Passiert ist Dir das nie, aber die Träume quälten Dich noch, als Du schon längst nicht mehr im Glaskasten Dienst tatest. Von der realen Katastrophe, dem Totalausfall der Technik an einem Werktagmorgen, hast Du merkwürdigerweise nie geträumt, obwohl damals alle Lämpchen und Telefone wie irre geblinkt haben und Du wie ein KO-geschlagener Boxer mit einem Handtuch um den Nacken vor Deinem nutzlosen Instrumentarium gesessen bist...
Aber jetzt schaust Du Dir teils amüsiert, teils tief berührt den alten Arbeitsplatz an, der nicht wie die Neubauten voll aktueller Technik steckt, sondern mit einem Sammelsurium sondergleichen gefüllt ist: Der museale Stelltisch aus den 1960ern ist flankiert von modernen Monitoren, kein tickernder »Hellschreiber« spuckt mehr meterlang gummierte Papierschlangen zum nassen Aufkleben auf A4-Blätter aus, statt Streckenfernsprechern mit Kurbel gibt es längst digitalen Zugfunk. Aus einer handgesägten Öffnung in der alten Holzverkleidung lugt ein PC heraus. Alles recht komplex zusammengestückelt und doch voll innerer Logik. Betriebsverfahren, oft mit Blut geschrieben, weil erst tragische Unfälle die verbliebenen Lücken im Regelwerk offenbar gemacht haben.
Du wünscht Dir plötzlich, Deine gegenwärtige Arbeit wieder gegen den Posten des Fahrdienstleiters einzutauschen, und sei es nur einen Sommer lang: Kaum hat der Ablöser im Meldebuch unterschrieben, geht einen das alles so lange nichts mehr an, bis man selber wieder auf der Matte steht und die Dienstübernahme quittiert. Auch nach vier Wochen Abwesenheit warten keine Aktenberge und hundertachtzig rote Mails, hier gilt es immer nur die Gegenwart zu bewältigen, das ist Herausforderung genug. Kein Gedanke an Projekte, Termine und Meilensteine schleicht sich in den Feierabend oder ins Wochenende, hier bleibt die Arbeit am Arbeitsplatz, auch wenn der Schichtdienst nicht jedermanns Sache ist. Und die Deine ebenfalls nicht, wenn Du ehrlich bist... Doch was hast Du in den zweieinhalb Dekaden seither erreicht?
Die halbe Stunde ist schnell verplaudert, der nette Kollege kennt so manchen Namen den Du hervorkramst noch aus der eigenen Erinnerung. Da kommt auch schon Dein Regionalexpreß um die Kurve, wenn Du den ziehen läßt, mußt Du länger warten und wirst am Ende doch noch naß. Also verabschiedest Du Dich rasch und fährst wieder zurück. Auf dem Heimweg schaust Du noch bei jemandem vorbei, merkst aber, daß Dich die vordergründig heitere Stippvisite von vorhin immer noch beschäftigt. Der Himmel wird dunkler, die ersten Tropfen fallen. Also nun endlich ab durch die Mitte, einen Schirm hast Du ja nicht mitgenommen. Kurz vor der Haustür wird der einsetzende Regen heftiger, die Straße ist menschenleer. Gut so, denkst Du Dir, da bemerkt wenigstens keiner das Wasser in Deinen Augen.
Wow !
Vage erinnere ich mich, diesen Arbeitsplatz einmal besucht zu haben, wenn ich mich recht erinnere stand der Ford Taunus vor der Tür (hatte er damals schon den Tarnanstrich ?), die widerstandene Versuchung, die Durchfahrt des Intercity auf Gleis 1 mit seinem Ziel und allen Zwischenstationen sowie der abschließenden Bemerkung, dass er hier nicht halten würde, anzusagen ... bis auf den heutigen Tag ein Grund des Schmunzelns bei der Durchfahrt durch besagten Bahnhof.
Je nun, lieber zonebattler, nützt es, der Vergangenheit nachzuhängen ? Was bringt es, sich die Fragen des »was wäre wenn« zu stellen ... hier ist Dein schönes Fürth, und die Begeisterung an den kleinen Dingen des Lebens und die Freude über den Plausch mit dem Nachbarn, dem man zufällig begegnet ... und morgen werden sie sich alle wieder darauf verlassen, dass der zonebattler ihre Probleme schon richten wird, und ist es nicht schön, gebraucht zu werden, die eigene Erfahrung zur Lösung komplexer Probleme einzubringen ?
Nur wacker voran, mein Freund !
#1
Du brauchst mir nicht...
...den Rücken zu stärken und das Seelchen zu streicheln, mir geht’s blendend! Hast aber wohl schon wieder vergessen, daß Du vorgestern erst nach einer Neuauflage der hiesigen Bloglesung gefragt hast, wie? Was glaubst Du denn, was es zuförderst braucht für so eine Lesung? Richtig, Lesestoff! Also muß der latent laut Lesende erstmal wieder was zum (Vor-)Lesen auf Halde schreiben und nicht nur bunte Bildchen basteln. Die mögen zwar nett anzuschauen sein, füllen aber nicht den Abend. Jedenfalls keinen, der seriöserweise unter »Lesung« firmieren könnte. Drum freu’ Dich stille über meine Überwindung der Schreibfaulheit und zerrede mir die erzählerischen Kniffe und dramaturgischen Volten nicht: Was da oben in der Geschichte vom zonebattler stammt und was von mir selbst, das geht niemanden was an und bleibt ein gut gehütetes Geheimnis zwischen meinem alter ego und meiner realen Wenigkeit...
P.S.: Ja, mein Streifenwagen sah damals schon so aus!
#2
trotzdem hat meiner Meinung nach das Aufsuchen früherer Wirkungsstätten immer auch einen fahlen Beigeschmack....
Deshalb: »Vorwärts immer – rückwärts nimmer« :-)
#3
Sei beruhigt!
Wo der zonebattler ist, ist vorn. Gleichwohl wird er sich doch hin und wieder eine literarische Fingerübung erlauben dürfen... ;-)
#4
Welche ...
... beachtenswert ausgefallen ist, unsere Senfzugaben seien daher dem virtuellen zonebattler ebenso wie der Virtuosität seiner real existierenden Existenz zugedacht ... ;-)
#5
hmmm...gibt‘s eigentlich schon Studien (egal ob Lang- oder Kurzzeit) über die Auswirkungen des Bloggens auf die Psyche des Bloggers ? Nicht dass sich das irgendwann zur Persönlichkeitsspaltung auswächst...
#6
Man kann zumindest...
...damit ins Museum kommen...
Übrigens wird andersherum ein Schuh draus: Gespaltene Persönlichkeiten fangen irgendwann mit dem Bloggen an, um sich ihrer Existenz sicher zu sein!
#7
Als alter ...
... Kümmelspalter kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass man anscheinend bevorzugt dann ins Museum kommt, wenn man so bloggen möchte, als würde man nicht beobachtet.
DIe Welt lebt von Gegensätzen, und das macht sie erst interessant :-) !
#8
Danke ...
... für diese sehr interessante und lebendige Geschichte, die ich mit großem Interesse gelesen habe, und dafür, daß Du mich (und andere) an so persönlichen Dingen Deiner Vergangenheit teilhaben läßt.
Im Gegensatz zu manch anderen kann ich jedoch nicht herauslesen, daß Du der Vergangenheit nachhängst, und auch dem Spruch „Vorwärts immer – rückwärts nimmer“ mag ich nicht uneingeschränkt folgen.
Viele Jahre der Beschäftigung mit kultur- und technikgeschichtlichen Aspekten – also unzählige Blicke zurück – haben mich mit Einsichten, Erkenntnissen und einem ganz anderen, umfassenderen Blick für die Gegenwart belohnt. Diesen Zugewinn, von dem ich denke, daß man ihn nicht überschätzen kann, erhielt ich durch den Besuch alter Wirkungsstätten, durch lange Gespräche mit Menschen, die den größten Teil ihres Wissens in nicht allzu ferner Zukunft mit ins Grab nehmen werden, durch die Lektüre von Teilen antiquarischer Bücher, die in Neuauflagen nicht mehr enthalten waren und auch mal – wie erst vorgestern geschehen – durch das Wühlen in Dingen, die einen großen Brand überstanden haben. (Um Mißverständnissen vorzubeugen: Nein, ich bin nicht fortschrittsfeindlich und lebe auch nicht in der Vergangenheit – davon halten mich Arbeit und Privatleben wirksam ab. Ich möchte es auch gar nicht, sondern bevorzuge eine gute Mischung aus alt und neu.)
Zu keiner Zeit dachte ich, daß früher alles besser war (das war es nämlich ganz und gar nicht), doch bei manchen Dingen bin ich der Ansicht, daß ein kleiner Schritt zurück der bessere Schritt nach vorne ist. Und wenn der Schritt nicht möglich ist, dann vielleicht der Blick.
#9
Manchmal
muss man ein Stueck des Weges zurueckgehen um mit dem Wissen der Zukunft die Vergangenheit noch einmal zu betrachten. Vieles, was einem heute an der »guten, alten Zeit« erstrebens- oder erhaltenswert erscheint, verliert doch kraeftig an Farbe, sieht man ein zweites mal, mit gebuehrendem Abstand, hin. Das geht mir genau so.
Oft denke ich, ob ich es nicht besser, einfacher haette, waere ich noch an meiner alten Arbeitsstelle. Der von 1990 etwa. Oder der von 2004. Weniger Stress, mehr Deutschland, eingefahrene Strukturen. Dann blicke ich zurueck und sehe, dass die Firma von 2004 nicht mehr existiert, die Nachfolgefirma bereits seit einem halben Jahr auch im Nirwana entschwunden ist. Und die ehemaligen Kollegen suchen nach halbwegs gut bezahlten Jobs. Die Firma von 1990, ein grosser Konzern, inzwischen zerschlagen und von den Aktionaeren vor den Kadi gezerrt (ja ja, der dritte Boersengang...), war mal der Garant fuer ein stressfreies Existieren bis zur Pension. Die Abteilungen gibt es nicht mehr, erst umbenannt, dann zusammengelegt, an neue Standorte verbracht und inzwischen aufgeloest.
Rueckblickend war es eine schoene Zeit, jede fuer sich, aber eben nur Stationen auf dem Weg, der eigentlich das Ziel ist.
#10
Und ungeachtet dessen kann man nicht müde werden zu betonen, dass »neu« nicht automatisch immer »besser« bedeutet.
In diesem Zusammenhang von Tradition und Vergangenheit noch ein schönes Zitat von George Bernard Shaw:
»Tradition ist eine Laterne,
der Dumme hält sich an ihr fest,
dem Klugen leuchtet sie den Weg.“
#11
Schöne Geschichte, gerade weil die Arbeit des Fdl so kenntnisreich geschildert wird. Es tut immer gut, Texte zu lesen, bei denen der Autor Ahnung von der Materie hat – auch wenn mancher Satz vielleicht nur verständlich ist, wenn man sich in Bahnforen herumtreibt oder längere Zeit Pufferküssermagazine gelesen hat (oder bei der Firma arbeitet).
Da ich bald in Nürnberg leben werde (Fürth hat nicht sollen sein, auch wenn die besichtigte Wohnung Simonstraße, Ecke Amalienstraße alles andere als übel war), hat allerdings etwas anderes meine Neugierde geweckt: Wäre es möglich, die »Verkaufshalle«, welche sicherlich ein Pedant in der Nichtfiktion hat, ein wenig zu entklausulieren?
#12
Du wirst doch nicht etwa...
...jene durch Glasfronten verunstaltete EG-Wohnung inspiziert haben, die vor Jahren noch als Schreibwaren-Laden genutzt wurde? Oder die gegenüber im Hause der lange stillgelegten Metzgerei, in der neuerdings südländische Tomatenverkäufer zu reüssieren trachten? Dann hättest Du im Fall der Fälle ja nur einen Katzenwurf entfernt von uns Quartier bezogen, und angesichts Deiner respektablen Einlassungen zu Fürth und Nürnberg wäre Dir hierorts ein herzlicher Empfang sicher gewesen! Na ja, auch aus Deinem neuen Wohnort nebenan könntest Du freilich zu unserem integrationsfördernden Stammtisch bequem und schnell anreisen...
Deine Frage beantworte ich Dir natürlich gerne, Mail an Dich ist unterwegs!
#13
Einmal linke Rheinstrecke hin und zurück hat mir die Gelegenheit gegeben, die Ereignisse der letzten Wochen in Ruhe zusammenzufassen (worin auch deine Frage beantwortet wird). Oh, ich seh gerade, du hast schon was bei mir hinterlassen.
Vielen Dank jedenfalls für die freundliche Einladung. Ich bin in dieser Hinsicht ja etwas untalentiert, aber die Gattin hat freudig genickt. Wir kommen dann ab August nochmal drauf zurück :-)
#14
Dieser Text hat mich sehr berührt. Sei es die Melancholie einer vermeintlich zufälligen Fahrt an Orte der Vergangenheit, Ihre für dieses Blog sehr persönliche Art der Schilderung oder die (von mir nur allzu sehr geteilte) Sehnsucht nach einer Arbeit, die getan war, wenn man nach Hause ging. Danke.
#15
Herr
blue skygiardino, als bekennender Bewunderer Ihres Bloggerschaffens fühle ich mich durch diese Rückmeldung besonders geehrt. Das macht mir Mut, mich abseits meiner Knipser- und Kalauereien vermehrt an derlei sprachlichen Kabinettstückchen zu versuchen. Herzlichen Dank meinerseits! :-)#16
Nach der verklärenden Rückschau ins Stellwerk hier ein ungeschminkter Blick in den Führerstand: »Im Anschluss Richtung Westen« (FAZ.NET). Ein lesenswerter Artikel über eine bemerkenswerte Frau!
#17
Dank des heutigen, aktuellen Eintrags mit dem (brav befolgten) Link zum obigen, älteren Beitrag hatte ich als junger Spund gerade einen herrlich sehnsüchtigen Tagtraum: obwohl nie selbst als Fahrdienstleiter – übrigens eine Berufsbezeichnung, deren Ehrwürdigkeit und Bedeutung heute meistens schmählich mißachtet wird – tätig, habe ich mir gewünscht, es doch auch mal zu sein. Zu verlockend war die Schilderung, wo ich doch gerade eben selbst einige Dutzend mittlerweile fettschwarze (und nicht mehr rote) Mails und auch die erwähnten unbearbeiteten Vorgänge zurückgelassen habe...
#18
Die fettschwarzen Mails kann man schon wieder rot kriegen, wenn man denn weiß, wie... ;-)
#19
So’n Mist, jetzt schwirrt mir schon wieder unaufhörlich der alte Spruch des zonebattlers durch den Kopf :
Ja grün ist der Haydn,
der Haydn ist grün,
aber rot wird Rossini
wenn wir dran zieh’n ...
#20
Erstens war das nie mein Spruch, sondern ein von unserem Mitschüler Jan gern zitiertes Nonsense-Gedichts eines Autors namens Gerhard Knorre (oder so ähnlich); zweitens gehört das absolut nicht hierher. Ich bitte darum, in den Kommentaren einigermaßen beim Thema zu bleiben, das hier ist ein persönliches Blog und kein Brainstorming-Flipchart...
#21
Letzte Woche war ich zwecks Besuchs beim benachbarten Gebrauchtwarenkaufhaus im Bahnhof Siegelsdorf, dem hiermit verratenen Ort des oben geschilderten Geschehens. Wegen einer Zugverspätung hatte ich vor der Rückfahrt nach Fürth noch Zeit, durch die mit Spiegelfolie beklebten Fenster einen frischen Blick in den Stellwerksraum – meiner ehemaligen Wirkungsstätte – am Gleis 1 zu werfen. Doch was sah ich diesmal? Gähnende Leere, bis auf etwas Kehricht auf dem Boden. Alles ausgeräumt, der große Siemens-Stelltisch verschwunden, alle anderen Möbel und Gerätschaften desgleichen.
Zwar wußte ich schon längst, daß am anderen Bahnhofsende so ein fensterloses (und im Regelfalle unbesetztes) Stellwerk modernster Bauart von der Größe einer Doppelgarage errichtet (und irgendwann auch in Betrieb genommen) worden war, aber zwischem dem Wissen um eine Arbeitsplatzauflösung und dem leibhaftigen Bild davon gibt es eine Abstraktionslücke, die sich nun plötzlich vor und in mir schloß.
Schon komisch: Die sechs Monate als Fahrdienstleiter sind ja nur ein Wimpernschlag in meinem mittlerweile 35 Dienstjahren bei der Eisenbahn. Dennoch hat sich diese Zeit offenbar sehr nachhaltig in meine Synapsen eingegraben, und daß, obwohl ich beileibe kein ferrosexueller Pufferküsser bin...
#22