Ein massengeschmäcklerisch treffsicherer Musicus namens Norbert Schultze hat in der Nachkriegszeit manch’ harmlosen Gassenhauer hervorgebracht, sich während der zwölf braunen Jahre vorher freilich sehr um die Corporate Identity des III. Reiches verdient gemacht, alldieweil er es ‑nach eigenem Bekunden- vorzog, (daheim) zu komponieren statt (an der Front) zu krepieren. Ein ehrliches Wort. Dieses zu werten, gar darüber zu richten mag sich der zonebattler nicht anmaßen, zumal seine eigene Zivilcourage in den gegenwärtigen Friedenszeiten glücklicherweise noch nicht allzusehr auf die Probe gestellt worden ist...
Na jedenfalls hat der Schöpfer von so unverwüstlichen Hits wie »Lili Marleen« auch die gut fünfeinhalbjährige Europa-Tournee der Großdeutschen Wehrmacht mit allerlei eingängigem Liedgut begleitet, und selbst den Abstecher des Deutschen Afrika-Korpses (DAK) zur Nordkante des schwarzen Kontinents hat der unermüdliche Noten-Jongleur im Sinne seiner Auftraggeber aufputschend unterlegt. Der schmissige Refrain von »Heiß über Afrikas Boden« lautet da beispielsweise:
Es rasseln die Ketten, es dröhnt der Motor, Panzer rollen in Afrika vor! |
Den Original-Soundtrack des gleichnamigen Evergreens für rauhe Männerkehlen mögen sich Interessierte in den Tiefen des Netzes selber suchen, viel Aufwand muß man indessen nicht treiben, um derlei Dubiosica virtuell wieder auszubuddeln...
Die Elite-Truppen von heute sind bekanntermaßen längst nicht mehr mit Stahlhelm und Tornister unterwegs, sondern mit Bluetooth-Headset und Rollkoffer angetan und ausgestattet. Tagtäglich (außer So, nicht 25.12., 26.12. u. 1.1.) springen sie in ganzen Hundertschaften aus ihren Transportmaschinen, heutzutage natürlich nicht mehr aus behäbigen Ju 52-Wellblech-Tanten, sondern aus schnittigen 11.000 PS-ICE-Triebzügen.
Als der sein Heimatland Höhe x Breite dienstbereisende zonebattler dieser Tage selbst unfreiwilliger Bestandteil derartiger Massen-Inszenierungen wurde (freilich schon rein äußerlich nicht zum Heer der feinbezwirnten Edel-Recken zählend), da irrlichterte ihm auf einmal besagter Soldaten-Schlager im Hirn herum, unterlegt mit von ihm selbst flugs geupdateten Text:
Es klingeln die Handys [1], es dröhnt der Knopf im Ohr, Trolleys rattern im Hauptbahnhof vor! |
Da der Berichtende die (zugegeben zweischneidige) Gabe hat, sich einmal gehörte Ohrwürmer nach Belieben ohne apparative Unterstützung in HiFi-Qualität ins eigene Hirn einspielen zu können, hat er das hier zum eigenen Vergnügen gleich mehrfach getan, so ein Bahnsteig ist ja lang und ein ICE nicht minder.
Was nun fazitiert der Schreiber dieser Zeilen aus der schillernden Episode? Frankfurt (Main) macht ihm die Birne matschig, drum ist er nicht wenig froh, soeben wieder im heimischen Fürth (Bay) eingelaufen zu sein. Zwar nicht mit klingendem Spiel und Dchingderassabumms, doch umso beglückter angesichts der Aussicht, endlich wieder für zwei Tage seine Ruhe im eigenen Abklingbecken zu finden...
[1] Erst nach langem Wägen und Wanken hat sich der Verfasser zu Handys als Plural von Handy bekennen können: Viel schöner und angemessener erschiene ihm ja die anglo-amerikanische Schreibweise Handies, doch muß man die Katze im Dorfe bzw. die Pluralisierung im Germanischen lassen, wenn man mit derlei fiktiven Pseudo-Anglizismen hantiert. Mit der korrekten Bemehrzahlung Mobiltelefone wäre das angestrebte Versmaß dagegen völlig aus den Fugen geraten, von daher war das keine ernsthaft zu erwägende Alternative.
»muß man die Katze im Dorfe...belassen«
war’s nicht die Kirche? Oder entging mir ein Wortwitz im Text? ;)
VG
Zappo
#1
Cat Content geht immer...
...und die althergebrachten Formulierungen liegen ja oft auch nur einen Katzenwurf weit daneben... ;-)
#2