Im Feierabendzug ‑ich sitze im ansonsten verwaisten Untergeschoß des hintersten Doppelstockwagens- kommt ein mit englischem Akzent sprechender Herr auf mich zu und fragt nach dem Schaffner. Ich schicke ihn nach droben, doch als er kurz darauf mit immer noch fragendem Gesichtsausdruck wieder nach drunten kommt, sage ich ihm auf Englisch, daß der Kollege wohl im Führerstand des Steuerwagens wäre, um seine Ansage abzuspulen. Mich als seiner (mutmaßlichen) Muttersprache mächtig entpuppt habend, fragt mich der Gentleman nun seinerseits in heimischen Idiom, ob ich zwei Minuten Zeit hätte. Ich antworte flugs, daß ich deren six hätte (was der regulären Fahrzeit von Nürnberg nach Fürth entspricht). Daraufhin werde ich sofort interessiert mit Fragen bombardiert: Was Nürnberg für eine Stadt wäre, ob deren Universität größer wäre als die Erlangens, wie viele Einwohner beide Städte hätten und welcher Konfession jene überwiegend anhingen, wie hoch die Arbeitslosigkeit in der Region wäre und so weiter und so fort. Ich antwortete nach bestem Wissen, Gewissen und Vermögen, spanne den Bogen über die Metropolregion Nürnberg – Fürth – Erlangen bis zur Universitäts- und Bischofsstadt Bamberg und würde mich der hochnotpeinlichen Befragung gerne weiter stellen, wenn mein Zug nicht inzwischen in Fürth einlaufen täte. Ich muß die abschließende Frage, ob ich ein Professor wäre, der Einfach- und im Grunde auch Wahrheit halber leider verneinen und mich sodann flugs verabschieden. Immerhin reicht es noch, dem überaus wissensdurstigen Herrn eine selbstgedruckte Visitenkarte unterzuschieben. Ob er sich wohl darüber wundert, was das wohl für einer sein mag, der sich darauf als »Dienstmann« bezeichnet?
du kopierst doch jetzt (in diesem jungen alter)...
nicht den hans moser... odr
»Hallo Dienstmann ist eine Verwechslungskomödie des Wiener Films mit Hans Moser und Paul Hörbiger rund um einen echten und einen falschen Dienstmann.«
der war nämlich der letzte, der mir, via bildschirm, über den weg lief.
ansonsten gibts in der servicewüste keine dienst-männer und ‑frauen mehr.
qed
#1
Dann bin ich offenbar...
...einer der letzten dieser Art: Ich begreife mich im Beruf nämlich durchaus als Dienstmann und bin als solcher bemüht, meine Kunden und Kundinnen auf unkonventionelle Art immer einen Tick perfekter, zuvorkommender und mitdenkender zu bedienen, als die das von mir erwarten. Mir macht das Spaß. Und denen Freude.
Frustrierend freilich sind einschlägige Erlebnisse, wenn man nach Feierabend in einem anderen Kontext selbst als Kunde irgendwo vorstellig wird und dabei an »Dienstleister« mit diametral entgegengesetzter Einstellung gerät...
#2