Den heutigen Tag verbrachte der zonebattler zu großen Teilen in seinem Schrebergarten und hat dabei manche philosophische Einsicht gewonnen. Zum Beispiel die, daß pompöse Eisenbahn-Festivals und Delfinarium-Shows etwas gemeinsam haben, jene tieftraurige Grundstimmung nämlich, die aus dem Umstand herrührt, daß die kraftstrotzenden Protagonisten dazu verdammt sind, nach wenigen Kolbenhüben bzw. Motorwellenumdrehungen resp. Flossenschlägen schon an die Grenze des ihnen vorgegebenen Lebensraumes angelangt zu sein, ihr Muskelspiel also gar nicht voll entfalten zu können. Trauriger dran sind natürlich die Zwergwale, die ja keine Artefakte aus Menschenhand sind und daher im Gegensatz selbst zur beeindruckend zischenden Dampfloks eine richtige Seele haben dürften...
Die zweite Erkenntnis überkam den Chronisten, während er unter seiner besseren Hälfte in beider Apfelbaume hing und er die von ihr himmelsnah gepflückten Früchte entgegennahm und sorgfältig eineimerte: Gut die Hälfte seines Lebens wartet der Bahn-Freak vergebens! Während unserer gold-deliziösen und heuer über die Maßen üppig ausfallenden Ernte fuhren unter und um uns und fast zum Greifen nahe diverse Dampf‑, Diesel- und Elektro-Lokomotiven bzw. ‑Triebwagen auf und nieder immer wieder, doch in den ausgedehnten Pausen zwischendrin hatten wir glücklicherweise etwas Sinnstiftendes zu schaffen, während die ferrophilen Spektatoren an den Zäunen neben unserer Parzelle ihre Kameras und Objektive trotzig-stur im Anschlag halten mußten wie andernorts die Angler ihre Ruten oder die Jäger ihre Flinten. Manch’ einer mag als kontemplativ empfinden, was unsereinem als maßlos und zeitverschwenderisch langweilig erschiene... Aber ich will nicht darüber richten, des Menschen Wille ist sein Himmelreich und auch meiner einem ist der Hang zu absonderlichen Realitätsfluchten keineswegs völlig fremd.
Dies alles gesagt bzw. geschrieben habend, könnte ich jetzt endlich zu meiner eigentlichen These überleiten, wenn ich die nicht dank schwerer Beine und müder Birne mittlerweile völlig vergessen hätte und auch mit angestrengtem Nachsinnen nicht mehr zu fassen kriege. Und darum komme ich jetzt besser zum dann eben unbefriedigend unvollendeten Schluß meines »Wortes zum Sonntag«, bevor ich Gefahr laufe, auch noch in elementarer Hinsicht zu versagen und meine Schachtelhalmsätze nicht mehr grammatikalisch korrekt zum Abschluß bringen zu können, was ich als noch würdeloser empfände als ein würdeloses Ende. Ende.
Golden Deliziös
Lieber zonebattler,
ausgerechnet diese Apfelsorte hätte es nun gerade nicht sein dürfen! Einen guten Boskoop, oder meinetwegen auch einen Cox Orange oder roten Berlepsch, die hätte ich ja nun noch gelten lassen. Aber den »Gelben Köstlichen« habe ich nur zu deutlich noch in Erinnerung – eher als »Grauen Gräßlichen«, überzüchtet in dem Bestreben, der real existierenden Bevölkerung doch wenigstens ein Surrogat der nur zur Weihnachtszeit gelegentlich versehentlich gesichteten Bananen anbieten zu können. Später mußte ich dann noch lernen, daß das Bananenaroma chemisch stark mit dem Apfelaroma verwandt ist (es fehlt nur irgendwie ein Stück der Kohlenstoffkette, was genaugenommen die Banane zum minderwertigeren Obst macht!), und daß die Banane nur deshalb so krumm ist, damit sie den angedeuteten Bogen um jenes Stück Deutschland machen konnte...
Nur zu schade, daß die Maden heuer auch jeden einzelnen Apfel erwischt haben. Was strikt vegetarische Ernährung zum Abenteuer werden läßt. – Guten Appetit!
#1
So sehr ich auch suchte...
...ich konnte an unserem gepachtetem Apfelbaume nirgends einen Sortenwahl-Schalter finden. Infolgedessen muß ich leider mit der Sorte leben, die er in der Werkseinstellung hervorbringt! Maden haben die Äpfel bei uns übrigens ebenso: Die Üppigkeit der Ernte bezieht sich heuer eben auch auf die Fleischeinwaage...
#2
Das hat der liebe Herr zonebattler ...
... aber mal wieder exzellent beschrieben ! Auch wir haben dieses Wochenende lieber mit der Ernte der (reichlich fleischig ausgefallenen) Äpfel, dem anschließenden Zurechtstutzen des Baumes der Abstammung derselbigen sowie und vielmehr des angrenzenden Buschwerks nebst der darauf zwingend folgend notwendigen Abfuhr des Grünzeugs zur zum Behufe des Sammelns desselben eingerichteten Sammelstelle zugebracht, als uns auf die Jagd nach den blechernen Riesen in ihrem goldenen Käfig zu machen.
Wer Dampfloks in freier Natur und echter Aktion sehen möchte, dem sei ein Besuch des Hoch- und Unterharzes empfohlen. Die Loks der HSB kommen zwar nicht so großspurig daher (1000 mm), sind aber doch recht fleißig zugange, und gegen einen Obolus darf man/frau auch gerne selbst einmal zur Mitfahrt vorne auf das dampfende Ross !
#3