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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


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Fut­ter­neid?

An der Ecke Nürn­ber­ger Stra­ße / Lui­sen­stra­ße gibt bzw. gab es in Fürth ei­ne wun­der­bar ein­ge­rich­te­te Apo­the­ke, die Lui­sen­apo­the­ke näm­lich, de­ren mut­maß­lich grün­der­zeit­li­ches Ori­gi­nal-Mo­bi­li­ar dem Ver­kaufs­raum ein be­son­de­res Flair gab. Lei­der muß­te der In­ha­ber aus mir nicht be­kann­ten Grün­den letz­tes (oder war es schon vor­letz­tes?) Jahr sein Ge­schäft auf­ge­ben, wor­au­fin das in­nen­ar­chi­tek­to­ni­sche Klein­od in ei­nen Dorn­rös­chen­schlaf ver­fiel...

Vor ei­ni­gen Wo­chen nun rühr­te sich neu­es Le­ben im al­ten Ge­mäu­er, und ein La­den für al­ler­lei Na­tur­kos­me­ti­ka hielt Ein­zug. Der­lei Pro­duk­te pas­sen ja ganz gut in die At­mo­sphä­re ei­ner alt­ehr­wür­di­gen Apo­the­ke. Nicht je­doch of­fen­bar in die Land­schaft der orts­an­säs­si­gen Apo­the­ke­rIn­nen, wie man hier se­hen kann:

umgemodeltes Apothekenschild

Oh­ne die wah­ren Hin­ter­grün­de tat­säch­lich zu ken­nen sieht es für mich so aus, als hät­ten die Be­trei­ber Är­ger mit der Apo­the­ker­zunft be­kom­men, in des­sen Fol­ge sie die Be­zeich­nung »Al­te Apo­the­ke« zu »Al­te The­ke« um­än­dern muß­ten. Was, wie im Bild zu se­hen, recht kru­de (wo­mög­lich un­ter Ver­brauch von 25 TippEx-Fläsch­chen) aus­ge­führt wur­de: Neue Trans­pa­rent-Schil­der (zwei Stück pro Stra­ßen­front macht ins­ge­samt vier) hät­ten da­ge­gen erst­mal wie­der or­dent­lich Geld ge­ko­stet...

Ich hal­te die all­seits gras­sie­ren­de Ab­mah­ne­ri­tis für ei­nen aus­ge­mach­ten Blöd­sinn: Wer um al­les in der Welt hät­te auf­grund des im Schau­fen­ster aus­ge­stell­ten Sor­ti­ments den La­den al­len Ern­stes mit ei­ner Apo­the­ke ver­wech­selt? An still­ge­leg­ten Ei­sen­bahn­strecken gibt es in de­ren ehe­ma­li­gen Emp­fangs­ge­bäu­den hau­fen­wei­se Re­stau­rants und Knei­pen, die sich »al­ter Bahn­hof« nen­nen, oh­ne daß das die Deut­sche Bahn als ehe­ma­li­ge Be­sit­zer- und Be­trei­be­rin im ge­ring­sten jucken wür­de. Da soll­te man doch mei­nen, daß auch standes(rechts)bewußte Apo­the­ker­lein et­was ge­las­se­ner re­agie­ren könn­ten: Das Ent­fer­nen des be­kan­nen ro­ten »A«-Zeichens hät­te hier al­le­mal ge­nügt, um hier jeg­li­che Ver­wechs­lungs­ge­fahr mit ei­ner ech­ten Me­di­ka­men­ten­ver­kaufs­stel­le aus­zu­schlie­ßen!

Diskussion

  1. blue sky  •  13. Jun. 2007, 9:55 Uhr

    Ich glau­be nicht, dass das Wort Ge­las­sen­heit im deut­schen Hand­werk zum Sprach­schatz ge­hört... Ver­mut­lich sind die Apo­the­ker so­wie­so schon sau­er, dass je­mand au­ßer ih­nen selbst ein­fach so Na­tur­kos­me­ti­ka ver­kau­fen darf.

    #1 

  2. Etosha  •  14. Jun. 2007, 8:36 Uhr

    Da sagst du was! Es wirkt wie Ver­wechs­lungs­ge­fah­ren für den Bür­ger zu wäh­nen, wo es kei­ne gibt, das emp­fin­de ich als un­ge­recht­fer­tig­tes Für-Dumm-Hal­ten. Tat­säch­lich aber geht es gar nicht um uns Ver­wechs­lungs­ge­fähr­de­te, son­dern nur dar­um, ob die sich so nen­nen ‘dür­fen’ oder nicht. Klein­gei­sti­ges Kin­der­gar­ten­ge­strei­te.
    An­de­re Ver­wir­rungs­tak­ti­ken des Bür­gers, bei­spiels­wei­se in der Ge­setz­ge­bung, sind aber of­fen­bar to­tal le­gi­tim.

    Un­se­re Welt ist schon reich­lich ab­surd.

    #2 

  3. zonebattler  •  4. Mai. 2008, 22:05 Uhr

    Aus der Traum

    Mitt­ler­wei­le steht der präch­ti­ge La­den schon wie­der leer, kein Jahr hat es ge­dau­ert. Der zone­batt­ler ist nicht sel­ten ver­sucht, Ge­schäfts­grün­dern schon bei der Er­öff­nungs­fei­er die Ver­geb­lich­keit ih­res Tuns und Trach­tens zu pro­phe­zei­en, bringt es aber nie über’s Herz, er will ja schließ­lich nicht als Un­ken­ru­fer oder Un­glücks­bo­te gel­ten. Frei­lich ist es oft kaum mit an­zu­se­hen, mit wel­cher Nai­vi­tät ta­ten­fro­he und mu­ti­ge Men­schen ein klei­nes Ver­mö­gen in ein La­den­ge­schäft in­ve­stie­ren, wel­ches sich nie­mals rech­nen kann: Lei­den­schaft und Sach­kun­de für die Ma­te­rie al­lein las­sen die Kas­se näm­lich nicht not­wen­di­ger­wei­se klin­geln...

    Der Fall mit der al­ten (Apo)theke ist auch wie­der so ei­ner: kaum Lauf­kund­schaft, da star­ke be­fah­re­ne Durch­gangs­stra­ße und eben kei­ne Fla­nier­mei­le. Kein zwei­ter Ver­triebs­weg (In­ter­net-Ver­sand), der als Haupt-Stand­bein das ne­ben­her be­trie­be­ne La­den­lo­kal quer­sub­ven­tio­nie­ren könn­te. Da­für aber La­den­mie­te, Strom, Hei­zung und an­de­re Fix­ko­sten, Fix­ko­sten, Fix­ko­sten. Das al­les will erst ein­mal ver­dient sein, und der näch­ste Mo­nats­er­ste ist schnell da. Dar­um muß man doch ein Mi­ni­mum an Markt­for­schung be­trei­ben, be­vor man sein Geld in so ein Pro­jekt steckt!

    Ge­sund­heits- und Well­ness-Pro­duk­te zum Ex­em­pel muß man da an­bie­ten, wo die po­ten­ti­el­le Ziel­grup­pe (eher ge­bil­det, gut­ver­die­nend und la­tent al­ter­na­tiv an­ge­haucht) oh­ne­hin her­um­läuft. Die Nürn­ber­ger Stra­ße ist da ganz ge­wiß nicht das rich­ti­ge Pfla­ster, frag­lich so­gar, ob Fürth über­haupt die rich­ti­ge Stadt für so ein Un­ter­fan­gen ist. Aber jetzt hö­re ich auf, ich woll­te ja schließ­lich nicht un­ken...

    #3 

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