An der Ecke Nürnberger Straße / Luisenstraße gibt bzw. gab es in Fürth eine wunderbar eingerichtete Apotheke, die Luisenapotheke nämlich, deren mutmaßlich gründerzeitliches Original-Mobiliar dem Verkaufsraum ein besonderes Flair gab. Leider mußte der Inhaber aus mir nicht bekannten Gründen letztes (oder war es schon vorletztes?) Jahr sein Geschäft aufgeben, woraufin das innenarchitektonische Kleinod in einen Dornröschenschlaf verfiel...
Vor einigen Wochen nun rührte sich neues Leben im alten Gemäuer, und ein Laden für allerlei Naturkosmetika hielt Einzug. Derlei Produkte passen ja ganz gut in die Atmosphäre einer altehrwürdigen Apotheke. Nicht jedoch offenbar in die Landschaft der ortsansässigen ApothekerInnen, wie man hier sehen kann:
Ohne die wahren Hintergründe tatsächlich zu kennen sieht es für mich so aus, als hätten die Betreiber Ärger mit der Apothekerzunft bekommen, in dessen Folge sie die Bezeichnung »Alte Apotheke« zu »Alte Theke« umändern mußten. Was, wie im Bild zu sehen, recht krude (womöglich unter Verbrauch von 25 TippEx-Fläschchen) ausgeführt wurde: Neue Transparent-Schilder (zwei Stück pro Straßenfront macht insgesamt vier) hätten dagegen erstmal wieder ordentlich Geld gekostet...
Ich halte die allseits grassierende Abmahneritis für einen ausgemachten Blödsinn: Wer um alles in der Welt hätte aufgrund des im Schaufenster ausgestellten Sortiments den Laden allen Ernstes mit einer Apotheke verwechselt? An stillgelegten Eisenbahnstrecken gibt es in deren ehemaligen Empfangsgebäuden haufenweise Restaurants und Kneipen, die sich »alter Bahnhof« nennen, ohne daß das die Deutsche Bahn als ehemalige Besitzer- und Betreiberin im geringsten jucken würde. Da sollte man doch meinen, daß auch standes(rechts)bewußte Apothekerlein etwas gelassener reagieren könnten: Das Entfernen des bekannen roten »A«-Zeichens hätte hier allemal genügt, um hier jegliche Verwechslungsgefahr mit einer echten Medikamentenverkaufsstelle auszuschließen!
Ich glaube nicht, dass das Wort Gelassenheit im deutschen Handwerk zum Sprachschatz gehört... Vermutlich sind die Apotheker sowieso schon sauer, dass jemand außer ihnen selbst einfach so Naturkosmetika verkaufen darf.
#1
Da sagst du was! Es wirkt wie Verwechslungsgefahren für den Bürger zu wähnen, wo es keine gibt, das empfinde ich als ungerechtfertigtes Für-Dumm-Halten. Tatsächlich aber geht es gar nicht um uns Verwechslungsgefährdete, sondern nur darum, ob die sich so nennen ‘dürfen’ oder nicht. Kleingeistiges Kindergartengestreite.
Andere Verwirrungstaktiken des Bürgers, beispielsweise in der Gesetzgebung, sind aber offenbar total legitim.
Unsere Welt ist schon reichlich absurd.
#2
Aus der Traum
Mittlerweile steht der prächtige Laden schon wieder leer, kein Jahr hat es gedauert. Der zonebattler ist nicht selten versucht, Geschäftsgründern schon bei der Eröffnungsfeier die Vergeblichkeit ihres Tuns und Trachtens zu prophezeien, bringt es aber nie über’s Herz, er will ja schließlich nicht als Unkenrufer oder Unglücksbote gelten. Freilich ist es oft kaum mit anzusehen, mit welcher Naivität tatenfrohe und mutige Menschen ein kleines Vermögen in ein Ladengeschäft investieren, welches sich niemals rechnen kann: Leidenschaft und Sachkunde für die Materie allein lassen die Kasse nämlich nicht notwendigerweise klingeln...
Der Fall mit der alten (Apo)theke ist auch wieder so einer: kaum Laufkundschaft, da starke befahrene Durchgangsstraße und eben keine Flaniermeile. Kein zweiter Vertriebsweg (Internet-Versand), der als Haupt-Standbein das nebenher betriebene Ladenlokal quersubventionieren könnte. Dafür aber Ladenmiete, Strom, Heizung und andere Fixkosten, Fixkosten, Fixkosten. Das alles will erst einmal verdient sein, und der nächste Monatserste ist schnell da. Darum muß man doch ein Minimum an Marktforschung betreiben, bevor man sein Geld in so ein Projekt steckt!
Gesundheits- und Wellness-Produkte zum Exempel muß man da anbieten, wo die potentielle Zielgruppe (eher gebildet, gutverdienend und latent alternativ angehaucht) ohnehin herumläuft. Die Nürnberger Straße ist da ganz gewiß nicht das richtige Pflaster, fraglich sogar, ob Fürth überhaupt die richtige Stadt für so ein Unterfangen ist. Aber jetzt höre ich auf, ich wollte ja schließlich nicht unken...
#3