Vom Herrn Grabenkenner, der sich in Fürth noch viel besser auskennt als der zonebattler und der daher meine Preisrätsel schneller zu lösen imstande ist als ich mir neue ausdenken kann, von jenem Beinahe-Nachbar also habe ich mir das Buch »Fürth – Wiederaufbau eines Gemeinwesens / Entwicklung zur Großstadt« aus dem Jahre 1956 ausgeliehen. Schon seit längerem halte ich selbst (bis dato leider vergeblich) nach jenem Werk Ausschau, welches mir schon der grafisch sehr interessanten Einbandgestaltung wegen recht begehrenswert erscheint:
Drinnen geht es weniger bunt zu, ja trotz eingestreuter Fotos, Diagramme und Pläne sogar eher akademisch trocken. Gleichwohl erfährt der persistent reader (wie würde man den im Deutschen nennen?) sehr viel über die Alltagskultur und den Zustand unseres Gemeinwesens in der Zeitspanne von 1946 bis 1955.
In der Rückschau aus heutiger Perspektive mutet manches rührend, ja nachgerade kurios an. Als Beispiel möchte ich eine kleine Passage aus dem Abschnitt über die Stadtsparkasse im Kapitel »Finanzen und Steuern« zitieren:
Für den Teilzahlungskredit wurden seit Aufnahme dieses Geschäftszweiges im Jahre 1952 bis Ende des Berichtszeitraumes in 19 294 Einzelverträgen 11 190 262.- DM zur Verfügung gestellt. Per Ende November 1955 sind rund 2,7 Mill. DM in Anspruch genommen, denen 5850 Kauf- und Darlehensverträge gegenüberstehen. Wenn die Stadtsparkasse diese Kreditart im Hinblick auf die veränderten Lebensverhältnisse zugunsten der wirtschaftlich Schwachen betreibt, so wird sie doch bestrebt sein, durch entsprechende Gestaltung der Bedingungen den »Borgkauf« im Interesse des Einzelnen und der Gesamtheit nicht zu leicht zu machen. Die Stadtsparkasse wird im Interesse der Freiheit des arbeitenden Menschen dieser Erscheinungsart mit den mahnenden Worten: »Erst sparen – dann kaufen« begegnen. |
Tja. Den Vergleich zu heutigen Gepflogenheiten im Privatkredit-Geschäft mag ein(e) jede(r) selbst herstellen. Sic transit gloria mundi, wie wir mittelalterlichen Knacker bei solchen Gelegenheiten mahnend einzuwerfen pflegen. Na jedenfalls findet unsereins derlei Lektüre lehrreich und spannend: Falls da draußen jemand ein Exemplar dieses Buches übrig hat, fände er in mir einen dankbaren Abnehmer!
Wo hältst Du denn in der Regel Ausschau?
Über eurobuch.com finde ich gleich eine ganze Reihe von Antiquariats-Angeboten ...
#1
Danke für den Tipp, ich bin selbst bereits über abebooks.de fündig geworden und tappe morgen Mittag in Richtung Nürnberger Innenstadt, um mir mein antiquarisches Exemplar höchstpersönlich abzuholen...
#2
Freut mich ...
www.eurobuch.com ist dennoch die bessere Adresse, das ist eine Meta-Suchmaschine für abebooks, amazon, booklooker, zvab.com und einige andere.
#3
Ist auch schon in meine Opera-Lesezeichen aufgenommen! :-)
#4
Nicht umsonst und doch vergebens...
...war mein mittagspäuslicher Gang in Richtung Sebalduskirche: In dem raschen Schrittes angelaufenen Antiquariat war das begehrte Buch nicht mehr aufzutreiben, obwohl es EDV-technisch noch im Bestand hätte sein sollen. Ob verkauft, geklaut oder verschollen war nicht mehr zu ermitteln, was hülfe es auch. Trotz großer Enttäuschung meinerseits vermochte ich immerhin der Chefin eine Freude zu machen, indem ich Ihr mit drei Mausklicks vorführte, wie sie auf ihrem prächtigen 20-Zoll-Flachbildschirm mehr als nur 800x600 Pixel (nämlich 1240x1024) zu sehen kriegt und deshalb fürderhin nicht mehr den halben Tag durch Riesenseiten scrollen muß...
Als Trostpflaster leistete ich mir dann wenigstens eine alte Jubiläumschronik des weiland zweitgrößten Fürther Arbeitgebers (»50 Jahre Quelle 1927 – 1977«) mit allerlei neckischen und nostalgischen Bildern drin. Die nicht ganz billige Investition refinanzierte sich minutenschnell auf dem Rückweg ins Bureaux, waren doch sämtliche öffentlichen Mülleimer in der Nürnberger Fußgängerzone voll von Pfandflaschen aller Kategorien. Ich glaube nicht, mit den kurzerhand konfiszierten PET-Pullen dem Heer der namenlosen Obdachlosen nennenswerte Einnahme-Ausfälle beschert zu haben, an schnellem Nachschub sollte es bei all’ den trinkenden und (freude)trunkenen Touristen nicht fehlen...
#5
zonebattler Gets The Blues
Wie mich eine heutige Schlagzeile belehrt, war ich gestern wohl doch etwas vorschnell mit meinen Thesen zur eigenen Gewissensberuhigung:
Ich leiste hiermit öffentlich Abbitte und überlasse den Nürnberger Pfandschlupf fürderhin den Nürnbergern!
#6
Da sieht man mal ...
... wie schnell die Presse auf Deinen Blog reagiert ;-)
#7