Schon seit längerem reizt es mich unbändig, von meinen Fürther Lieblingsmotiven kontrastoptimierte HDR-Fotos zu machen. Leider ist es gar nicht so einfach, von einer Szenerie die nötigen drei bis sieben abgestuften Belichtungen (von unter- bis überbelichtet) einzufangen: Die Kamera darf ja zwischen den Auslösungen kein bißchen bewegt werden, um die Deckungsgleichheit der hernach zu überlagernden Bilder zu gewährleisten! Mit meiner Canon PowerShot A610 war es mir bis dato nicht möglich, Belichtungsreihen ohne verwackelungsträchtiges Herumsfummeln an den Bedienelementen zu erstellen. Aus den unergründlichen Tiefen des Internets ist mir jetzt ganz unverhofft Erlösung zuteil geworden...
Bereits das allererste ambulante Experiment verlief überaus vielversprechend. Hier hat meine auf dem Bügelbrett sicher ruhende Knipse ohne mein Dazutun in Richtung Balkontür vier Fotos mit automatisch variierter Belichtung geschossen:
Und das kam heraus, nachdem ich die Einzelbilder mit Photomatix zu einem HDR-Bild verwurstet, dieses anschließend vertonemapped und schlußendlich mit FixFoto kontrastverbessert hatte:
Geil, was? Bemerkenswert, nicht wahr? Und das ist mit einiger Tüftelei und weiterem Eindringen in die Materie sicher noch deutlich verbesserungsfähig. Au Mann, ist das spannend! Da flammt die fast zur rituellen Routine abgekühlte Abbilde-Leidenschaft gleich wieder lichterloh auf...
P.S.: StammleserInnen werden in dem nicht bewußt inszenierten Test-Motiv meinen freundlichen Nicker, einen der vier im Haushalt eingesetzten Handstaubsauger, das Dach mit dem getarnten Handymast sowie auch das zwiebelturmamputierte Eckhaus gegenüber wiedererkennen. Und der Eßtisch zur Linken war gleichfalls schon des öfteren als Untergrund-Statist im Bilde zu sehen!
P.P.S.: Weitere HDR-Bilder gibt es in den Kommentaren zu diesem Beitrag!
Das ist ein tolles Beispiel, mit dem Fachwerk gegenüber. Ich habe auch experimentiert, ich denke, es ist für Innenräume besonders geeignet, und dort kann man nicht immer mit dem Stativ hantieren. Landschaftsbilder sind schön, aber sie erinnern zu sehr an die Hintergründe von Computerspielen.
#1
Ich denke auch...
...daß Innenräume mit Blick nach außen die besten Motive sind. Kirchenschiffe beispielsweise und deren farbige Fenster, das kriegt man ja normalerweise überhaupt nicht vernünftig hin. Das Hantieren mit einem Stativ ist da oft auch gar nicht nötig, es findet sich meist etwas Festes zum Hinstellen oder Anlehnen der Kamera.
#2
Zweiter Streich
Nächster Versuch, diesmal im Freien, an unserer pittoresken Garten-Parzelle. So sieht das mittlere aus einer Belichtungsreihe von fünf Bildern mit jeweils einer Blende Unterschied aus:
Großfassung 800 x 600 Pixel
Und so das Ergebnis nach HDR-Behandlung nebst anschließendem Tonemapping:
Großfassung 800 x 600 Pixel
Hier gefiel es mir, noch etwas dramatisierend am Histogramm herumfummeln:
Großfassung 800 x 600 Pixel
Beim nächsten Mal muß ich die Intervalle zwischen den Einzelbildern kürzer machen, man glaubt nicht, wie rasch sich die Wolken fortbewegen und zu sichtbaren Versatz-Effekten führen. Und noch eine Lektion habe ich gelernt: Zwar konnte ich hier die Kamera auf einem Schaltkasten erschütterungssicher ablegen, aber ich mußte eine Münze unterlegen und justierend hin- und herschieben, bis die Neigung (und damit der Bildausschnitt) halbwegs paßte. Ich besorge oder bastele mir aber für zukünftige Einsätze so ein Knautsch-Säckchen mit Erbsen o.ä. drin, welches als leicht formbare doch leidlich stabile Kameraunterlage dienen kann. Sonst ist das Motiv am Ende entfleucht, bevor ich die Maschinerie aufgebaut habe!
#3
Schön gelungen!
Ein Stativ und schnelles Auslösen wegen der Wolken ist aber gerade im Freien zu empfehlen. Die Hintergründe verwischen eher, wenn man die Abstufungen über die Blendenzahl regelt; über die Belichtungszeit mit gleichbleibender Blende produziert besseres Ausgangsmaterial.
Meine Kamera kann zwar Belichtungsreihen, allerdings nur in 0,7 EV-Schritten, was ein bissl wenig ist. Also muss doch händisch nachgepfriemelt werden. Es zahlt sich aber aus, gerade im Freien, wenn man Gebäude und Himmel gleichermaßen wohlbelichtet abbilden will; ist der Vordergrund hell genug, ist der Himmel meistens ‘ausgefressen’, also zu weiß.
#4
Blende vs. Zeit
Du hast natürlich recht, die Regelung über die Blende ist ungünstiger, da sich mit dem Loch-Durchmesser hinter der Linse auch der Schärfentiefebereich ändert, was merkwürdige Säume an den Objektkanten ergeben kann. Ich hatte das in meiner heftigen Erregtheit über die neuen Möglichkeiten ganz außer Acht gelassen. Bauch siegte über Hirn, ich wollte schnellstmöglich eine erste »proof of concept«-Aufnahme zustande kriegen... ;-)
Meine Kamera kann ja von Hause aus gar keine Belichtungsreihen, da kam mir jener geniale »Canon-Hack« gerade recht. Der rüstet auch nicht wirklich gänzlich neue Funktionen nach, sondern erlaubt über einfache Skripte eine Art Makro-Steuerung, drückt also sozusagen stellvertretend für den Fotografen schnell, zuverlässig und fehlerfrei intern auf alle Tasten und Knöpfe, die dann zum Beispiel eine Belichtungsreihe ergeben (also auslösen, dann Blende oder Zeit verstellen, erneut auslösen, wieder eine Stufe weiterstellen, auslösen usw.). Wenn ich die zwei Sekunden Nachzeige-Zeit nach dem Knipsen ganz ausschalte, kann ich natürlich die Wartezeit zwischen den automatisierten Auslösungen deutlich herunterdrehen, dann geht das alles zack-zack oder vielmehr klick-klick. Nur nervt mich bei abgeschaltetem Display die dann fehlende Sofort-Beurteilungsmöglichkeit, wenn ich wieder normale Einzel-Schnappschüsse machen möchte. Muß man halt situativ lösen, auf Wolken und andere bewegte Motivteile werde ich jedenfalls zukünftig verstärkt achten, falls ich für die spätere HDR-Bearbeitung wieder mal eine Belichtungsreihe fabrizieren will...
#5
Über dein ‘in meiner heftigen Erregtheit’ hab ich gerade sehr gelacht, gniihihi!
Die Sache mit den Makros ist natürlich sehr gefinkelt und wird von mir an den nächsten bekannten Powershot-Besitzer zur gefälligen Kenntnisnahme weitergeleitet.
Interessanterweise sieht man auf deinen weiter unten stehenden Springbrunnenbildern das, was mich letztlich bewogen hat, meine Powershot A620 gegen die Minolta 5D auszutauschen: Die Magentaschwäche. Ich hatte ja (quasi für alle anderen Powershot-Besitzer) gehofft, meine Kamera wäre ein Montagsgerät. Tatsächlich aber sieht der Himmel auf deinem Bild genauso über-cyan-isiert aus wie auf meinen Powershot-Bildern. Es fehlt einfach jeglicher Magenta-Anteil im Himmel. Besonders stark sieht man dieses Manko, wenn man Blümchen fotografiert, die eigentlich lila sein sollten, und dann beinah blaue Blumen auf den Fotos hat.
Das ständige Nachbearbeiten hat mich dann doch irgendwann verdrossen.
#6
Im Springbrunnen-Foto ist von Haus aus nicht viel pinkfarbenes drin, und bei anderen Motiven ist mir eine regelrechte Magenta-Schwäche meiner Canon-Knipse (noch) nicht wirklich aufgefallen. Wobei ich mangels kalibriertem Monitor auch gar nicht valide beurteilen könnte, ob das an der Kamera läge!
Bitter für mich als ausgewiesenem Minolta-Fan ist vor allem der Umstand, überhaupt ins Lager des ehemaligen Erz-Rivalen übergewechselt zu sein. Da schmerzt es doppelt, wenn jemand wie Du farbebekennenderweise reumütig zu meiner Lieblingsmarke zurückkehrt... ;-)
#7
Schmerzen wollte ich natürlich nicht verursachen. Und ich mache gerne Makroshots mit der Powershot, einfach, weil sie so wunderschön scharf werden.
Aber ich habs nie geschafft, das Foto, das ich im Kopf hatte, mit ihr umzusetzen. Also zurück zum Gewohnten. Zugegeben, auch mit einer Spiegelreflexkamera klappt das Umsetzen nicht immer – aber es kommt vor.
#8
Darf ich in aller Bescheidenheit ...
... vorschlagen, dass Du Dir ein solches Säckchen mit gespülten und anschließend im Ofen getrockneten Kirschkernen füllst, anstatt mit dieser kostenlose Beigabe Deiner Jahrtausendernte die Auslegeware Deines Büros
zu versauenzu beanspruchen ?Bzgl. Magentaschwäche : Der von Etosha angesprochene Effekt ist mir auch bei meiner Ricoh RDC‑1 aufgefallen, und zwar ebenfalls vor allem bei der Aufnahme violetter Blüten vor grünem Hintergrund. Sehr wahrscheinlich liegt der Hund jedoch im automatischen Weißabgleich begraben, der halt nicht mit allen Farbkompositionen so gut fertig wird wie das um viel Erfahrung reichere menschliche Gehirn ;-)
#9
Nicht schlecht, Herr Specht...
...darauf muß man erstmal kommen: Gute Idee! Indessen habe ich mir inzwischen mit einem Ministativ beholfen und bin damit voll zufrieden. Das paßt auch noch gut in meinen
SprengstoffgürtelHüfttaschenumschnallgurt und ist somit immer am Mann (und zur Hand), ohne nennenswert aufzutragen.#10
Auch mit manuellem Weißabgleich sind mit meiner Powershot leider keine befriedigenden Ergebnisse zu schaffen, was die Magentatöne betrifft. So weit war ich auch schon. Schade eigentlich. Sonst nämlich eine wirklich tolle Kamera.
#11
Aller guten Dinge sind drei!
Vorhin bin ich im Stadpark herumgelungert und habe meine Kamera an einem Fontänenbecken auf die zum Kissen geknüllte Jacke gelegt. Hier zunächst das ohne jegliche Korrektur belichtete, mittlere Foto aus der üblichen 5er-Serie:
Großfassung 800 x 600 Pixel
Die HDR-/Tonemapping-Überarbeitung ergibt ein sehr interessantes Ergebnis, das mich irgendwie an sehr alte, nachkolorierte Ansichts-Postkarten erinnert:
Großfassung 800 x 600 Pixel
Man beachte das plätschernde Wasser, welches ja bei jeder Teilaufnahme gänzlich anders gewesen ist: Statt eines erwarteten Wischeffektes (ähnlich dem bei einer Langzeitbelichtung) scheint die Fontäne doch eher »eingefroren« zu sein. Vermutlich sehen wir die Wassertropfen nur dort, wo bei den meisten der fünf Einzelbilder tatsächlich welche waren. »Einfache« Spritzer dagegen gehen wohl unter...
So, damit soll es mit Bildbeispielen unter diesem Beitrag sein Bewenden haben. Weitere HDR-Fotos erscheinen bei Gelegenheit als reguläre Einzelbeiträge, vielleicht innerhalb einer neuen Serie und womöglich etwas größerformatiger als meine üblichen Fotos. Mal gucken, mal sehen: Schau’n mer mal!
#12
Fontäne
hallo,
nettes Bild, ich hätte auch einen Wischeffekt vermutet, aber wie im dem oberen Beitrag verlautet verwendest du Photomatix. Diese Software kommt wohl am besten mit geänderten Objekt (z.B. auch bewegte Blätter) zurecht. [siehe auch aktuelle c’t 13/07 HDR-Fotografie]
Gruß und weiter so ;-)
#13
Gesagt, getan!
Die angekündigte Serie mit HDR-Aufnahmen startet heute mit dem ersten Foto...
#14
HDR vs. DRI
Dynamic Range Increase ist eine weitere Methode, bei der mehrere Bilder aus einer Belichtungsreihe zu einem optimierten Foto vereinigt werden. Eine hervorragende DRI-Einführung nebst dazugehörigem Freeware-Tool gibt es beim Traumflieger !
#15
B‑Ware
Eine kleine Auswahl an Ausschuß habe ich nicht leichten Herzens löschen können:
#16
ist es schwer ...
ein hdr im photoshop cs2 zusammenzufügen?
mach ich da mehrere ebenen mit x% deckungskraft. oder muss ich mühsam einzelteile freistellen und zusammenfügen?
#17
Oh ja ...
... das wäre sogar sehr schwer !
Für die Bearbeitung von Bilderserien in ein HDR-Bild wurden eigene
ToolsWerkzeuge entwickelt, die es teilweise auch als Freeware gibt wie z.B. dieses hier. Diese Programme orientieren sich dabei an dem Helligkeitsumfang (= Kontrast) einzelner Bildbereiche, erstellen selbsttätig die jeweils kontrastintensivsten Bildausschnitte und setzen sie zu einem neuen Bild zusammen.Viel Spaß beim Spielen damit, es lohnt sich !
#18
Schon schön...
...aber ist es wirklich nötig, das Ursprungsmotiv mehrfach zu belichten? Ich habe mal testweise eines Deiner Ursprungsbilder geladen und mit hilfe eines einfachen Bildbearbeitungsprogrammes die Helligkeiten verändert und mehrfach gespeichert und dann die Umwandlung zu einer HDR-Aufnahme durchgeführt. Das Ergebnis war ähnlich wie bei Dir. Ist es also nicht ausreichend, das Ursprungsmotiv nur einmal aufzunehmen und die Beleuchtung manuell zu ändern? Ist doch einfacher.
#19
An der Physik kommt keiner vorbei
Wo immer der tatsächlich vorhandene Kontrastumfang des abzulichtenden Motives den von Film oder Sensor einfangbaren Bereich überschreitet, kann eine einzelne Aufnahme unmöglich alles abbilden: Entweder gibt es dann unstrukturierte Schatten (schwarz) oder ausgefressene Spitzenlichter (weiß), in denen keine differenzierte Bildinformation mehr vorhanden ist. Dem ist tatsächlich nur mit einer Belichtungsreihe beizukommen, in der sowohl die dunkelsten als auch die hellsten Stellen noch Zeichnung aufweisen. Siehe dazu auch den Wikipedia-Artikel zum Stichwort »High Dynamic Range«!
#20
Was kommt nach HDR-Fotos? Eigentlich logisch: HDR-Videos!
#21
Wenn’s einer übertreibt, hat man sich an HDR-Fotos schnell satt gesehen und sie wirken dann steril und leblos. Beispiele des spektakulären Scheiterns auf höchstem Niveau (tolle Motive, tolle Situationen, tolles Licht, überwiegend gruselig artifizielle Resultate) finden sich auf dieser Seite. Und nein, da spricht nicht der Neid aus mir...
#22