Freitag, 27. Oktober 2006
Beim nahen Supermarkt zwei migrationshintergrundbehaftete »Profi«-Fensterputzer en passant darauf hingewiesen, daß es durchaus nicht ok ist, das spülmittelversetzte Schmutzwasser ins Blumenbeet (genau neben den Abwasser-Gulli) zu kippen. Verständnisloses Gegrummel geerntet. Frustriert heimgetappt. Letztlich wird alles noch kompletto den Bach runtergehen...
Donnerstag, 26. Oktober 2006
Mittwoch, 25. Oktober 2006
...und erhält Freundschaften: Ich komme soeben von einem Besuch bei Herrn M. zurück (Hinfahrt FÜ -> N‑Zerzabelshof im Feierabendverkehr ca. 45 min, Rückfahrt Zabo -> FÜ zu später Stunde 15 min). Dortselbst vier von fremder Hand verfaßte Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen und eine ambulante Zugabe aus dem Stegreif improvisiert (»Wie der Frosch Fritzi und die Maus Mausi ihre ungleiche Freundschaft erhielten, indem der leidenschaftliche Schwimmer Fritzi die wasserscheue Mausi auf Wasserskiern über seinen Teich zog, die sie aus von Kindern weggeworfenen Eis-Stielen gebastelt hatten«). Dabei festgestellt, daß das Geschichten-Erfinden on-the-fly einigermaßen herausfordernd ist: Während das Mundwerk glaubhaft chargierend plappert, was schon fertig ausformuliert durch den 5‑Sekunden-Gedächtnis-Puffer geschoben wird, fräst das Hirn an der Vortriebsstelle des Gedankentunnels neues Assoziations-Material aus dem Vollen und versucht das in plausible Reihung mit dem bisher Erzählten zu bringen. Gar nicht so ohne, denn einem sechsjährigen Zuhörer fallen unglaubwürdige Volten und sachliche Unplausibilitäten sofort auf... Immerhin: Herr M. war’s zufrieden und schlief hochbeglückt ein. Und wenn seine Mama dann nicht vorsichtig reingeschaut hätte, wäre ich neben ihm auch weggedaddelt...
Die Fürther Nachrichten berichten heute recht lakonisch von der »Neue Chefin im Schloss« Burgfarrnbach. Das nicht vermeldete Elend hinter der aufgehübschten Fassade kann man auf der Homepage des Stadtheimatpflegers in dessen aktuellen Rundbrief nachlesen. Da wundert einen dann nix mehr...
Dienstag, 24. Oktober 2006
Fundstück: |
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Art / Typ: |
Schale aus eingetrocknetem Betonrest |
Herkunft: |
Fürth i. Bay., wohl frühes 21. Jhd. |
Zustand: |
Unikat in perfekter Unperfektheit |
Fundort: |
Baugelände im Fürther Südstadtpark (ehem. Kaserne) |
Kaufpreis: |
EUR 0,00 (quasi-archäologischer Bodenfund) |
Notizen: |
Ganz offensichtlich handelt es sich hier um einen Betonrest, der in einem (nicht mehr vor Ort befindlichen) Eimer ausgehärtet war: Unterseite und Seitenflächen der ebenso spontan wie ungeplant entstandenen »Schale« sind glatt, die unregelmäßige Kante und die Innenfläche zeigen interessante Risse und eine sehr lebhafte Oberflächenstruktur. Ein ungeachtet des modernen Materials natürlich wirkender Blickfänger, fast jedem für Geld erwerbbaren Designerstück vorzuziehen!
Als derzeit jüngster Fund im Fundus mag das wertgeschätzte Teil in der Rubrik Nostalgisches zunächst deplaziert erscheinen: Seine archaische Anmutung und das unzweifelhafte Potential zum zeitlosen Klassiker rechtfertigen jedoch die Einordnung.
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Des zonebattler’s treue Leserin Hanne B. aus G. (Name der Redaktion bekannt) spielte ihm dieser Tage auf subversive Weise (per Mail) den Hinweis auf wunderschöne Fotos aus Cornwall zu. Die in der Tat bemerkenswerten Aufnahmen lassen den Autor seufzen: Er war erst einmal dort, vor langer Zeit, in einem anderen Leben. Nun wird der Wunsch nach einer zweiten Südengland-Fahrt geweckt, und das ausgerechnet jetzt, wo’s noch so elend lange hin ist bis zum campingtauglichen Frühsommer!
Montag, 23. Oktober 2006
Wer sich Fürth mit aus der Luft anschaut, kann dank offenbar erst kürzlich aktualisierter Datenbasis einen bisher nicht dagewesenen Detailreichtum bestaunen: Der zonebattler vermag jetzt sogar seine vor dem Haus harrende Renngurke zu erkennen!
Da die Fürth-Fotos aus der Winterszeit stammen, sind die Laubbäume kahl und gewähren interessante Durchblicke durch ihr nicht vorhandenes Blätterdach. In Nürnberg sind sie freilich noch hintendran (und nicht etwa vorneweg): Da stammen die Bilder aus der Mitte des Kalenderjahres, was an der Nahtstelle in der Nähe der Stadtgrenze zu einer verblüffenden Vegetationsgrenze führt:
Das Bild zeigt den Rad- und Fußweg an der Pegnitz bei Nürnberg-Schniegling, der von links oben nach rechts unten diagonal durch den Ausschnitt führt. Fürth fängt unmittelbar links davon an.
Wenn jetzt jemand meint, hier sogleich ätzend senfen zu müssen von wegen grünes Nürnberg, graues Fürth und so, dann nur zu: Ich winke jetzt schon müde gähnend ab!
Warnung: Mahler-Fans sollten diesen Beitrag keinesfalls lesen: Ich übernehme keinerlei Verantwortung für die sonst eintretenden Folgen!
Eines meiner zahlreichen musikalischen Lieblingswerke ist die 2. Symphonie von Gustav Mahler, die auch unter dem Namen »Auferstehungs-Symphonie« bekannt ist. Auf(er)stehen und von unten an die Decke klopfen tun bei heimischen Vorführungen in adäquater Lautstärke insbesondere auch die Nachbarn, denn das furiose Finale läßt die Lautsprecher (und damit alle freiwilligen und unfreiwilligen Hörer) nicht mehr zur Ruhe kommen.
An dieser Stelle ergeht nochmals die dringende Aufforderung an alle Freunde Mahler’scher Musik, vom Weiterlesen abzusehen...
Nun ist es mit der Sprachverständlichkeit bei üppig instrumentierten Opern, Kantaten und sonstigen gesanglichen Großveranstaltungen ja immer so eine Sache: Wenn man das Libretto bzw. den Text nicht schon vorher kennt, kommt man durch das bloße Zuhören nicht ohne Weiteres dahinter, was da eigentlich vorgetragen wird. Mitunter meint man etwas ganz anderes zu verstehen...
Dritte und letzte Warnung: Wer seinen Mahler weiterhin unbeschwert genießen will, klickt sich jetzt fort!
Jetzt aber endlich zur Sache. Das grandiose Chorfinale der wahrhaft überirdischen »Mahler Zwo« schließt mit den Versen:
Aufersteh’n, ja aufersteh’n wirst du
mein Herz, in einem Nu!
Was du geschlagen,
zu Gott wird es dich tragen! |
So, und seit ich da einmal kurioserweise rausgehört habe:
Aufersteh’n, ja aufersteh’n wirst du
mein Herz, in einem Gnu! |
kriege ich diese depperte Assoziation nicht mehr aus der Birne: Bis ans Ende meiner Tage muß ich damit leben, daß mir beim Anhören jener wunderbaren Schlußakkorde immer so eine komische Kuhantilope durch den inneren Film tappt. Und wer trotz meiner Warnungen bis hierher gelesen hat, dem möge es zur Strafe ebenso ergehen!
Sonntag, 22. Oktober 2006
So, jetzt sind die Fürther Ateliertage vorbei und dem zonebattler qualmen die Socken: Gestern waren wir von 16 bis 21, heute von 11 bis 20 Uhr ununterbrochen unterwegs und haben geguckt, geschaut, gesprochen (und nebenbei genascht). Das alles will erstmal überschlafen (und nebenher verdaut) sein, bis dahin gibt’s ein paar visuelle Appetithäppchen aus Ateliers, Galerien und Werkstätten als Pausenfüller:
Inszeniert ist an den Fotos nix, ich hab’ halt wie immer einfach draufgehalten, bis die Batterien alle waren. Jetzt gönne ich mir erst mal ein belebendes Fußbad und dann lege ich die Flossen hoch bzw. mich gleich gänzlich flach. Der Rest vom Fest folgt dann morgen als Kommentar zu diesem Beitrag...
Samstag, 21. Oktober 2006
Am morgigen Sonntag wird im Fürther Jüdischen Museum eine Ausstellung über die Unternehmer und Mäzene Berolzheimer (allesamt in der Tat große Söhne der Stadt) eröffnet. Die Fürther Nachrichten berichten heute unter dem Titel »Noble Gesten eines großherzigen Clans« von dem sicherlich sehr sehenswerten Event. Eine im Artikel aufgestellte Behauptung kann ich freilich nicht unkommentiert und schon gar nicht unkorrigiert so stehenlassen:
Die aufregende Suche nach Heinrich Berolzheimer und seiner Familie führte zum Beispiel »zwischen die Büsche« im Schulgarten des Stadtparks. Dort entdeckte man einen pausbäckigen Knaben mit Lockenkopf, der, in ein Buch vertieft, einst den Giebel des Berolzheimerianums krönte. In den 50er Jahren kam Josef Köpfs Betonwerksteinfigur an ihren grünen Standplatz – und wurde fast vergessen, bis die Kuratorinnen sie nun dank alter Fotos wiedererkannten. |
Das ist ‑mit Verlaub- grober Unfug: Noch zu ihren aktiven Zeiten wies die ehemalige Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm in ihren Stadtparkführungen auf die Herkunft des steinernen Knaben hin. Ich selbst habe die Figur schon im April diesen Jahres hier in diesem meinen Blog gezeigt und auf den Ursprung verwiesen. Das also jetzt als spektakuläre Entdeckung und Neuigkeit zu verkaufen bedeutet die Leser zu verarschen mit einem pittoresken Märchen einzulullen...
Nun mag man einwenden, daß mündliche Aussagen hier und ein recht pseudo-wissenschaftlich daherbloggender zonebattler da keine ernstzunehmenden Quellen sind. Nun denn, dann verweise ich noch auf das Standardwerk über Fürth schlechthin (Habel, Heinrich: Stadt Fürth (Reihe Denkmäler in Bayern), Karl M. Lipp-Verlag, 1994 (!), S. 386) sowie auf Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band I, 2. Aufl., Grafische Werkstätte Graf, 2001, S. 189. Da steht die Herkunft der Statue für jedermann (und jedefrau) seit Zeiten nachzulesen.
Wer nun hier gegen elementare Grundsätze des Recherchierens und Publizierens bewußt oder unbewußt verstoßen hat (Artikel-Autorin hier, Kunst-Kuratorinnen dort) und ob dies aus Faulheit, Sensationslust, Naivität oder sonstwas heraus geschah, das weiß ich nicht und das zu beurteilen maße ich mir auch nicht an... Aber Legendenbildung bei klarer Befundlage gehört gnadenlos angeprangert: Nehmt euch ein Beispiel an der Ernsthaftigkeit des »lesenden Knaben«!
Süßer und scharfer Senf: