Eine zusammengekuppelte Gruppe aus Eisenbahnfahrzeugen, Lokomotive vorneweg, Waggons hintendran, wird seit alters her als Zug bezeichnet. Logisch, denn die Lok, offiziell als Triebfahrzeug bezeichnet, zieht ja den Rest der Veranstaltung über den stählernen Schienenstrang.
Bei Richtungswechsel wird heutzutage im Personenverkehr freilich nicht mehr umgesetzt und umrangiert, sondern die Lok bleibt hinten und schiebt dann ihre Wagen vor sich her, was den bisherigen Zug im Schalterumdrehen zum Schub macht: »De Schob kütt«, wie die Kölner dann korrekterweise rufen müßten [1]. Auch klar, oder? Mit dem Zug zur Arbeit, mit dem Schub zurück. Oder umgekehrt...
Wie aber müßte man jetzt einen ICE neuester Bauart bezeichen, bei dem in jedem Fahrzeug im Verbund einige, wenn nicht alle Achsen angetrieben werden, mal so herum, mal andersrum? Trieb vielleicht, oder Treib? Treiber gar [2]? Oder bin ich am Ende selbst ein Getriebener, weil ich mir über sowas überhaupt Gedanken mache?
[1] Sonderfälle wie die von meinem Balkon aus zu erspähenden Eurocity-Züge von und nach Österreich, die aus zulassungstechnischen Gründen nicht mit einem Triebfahrzeug und einem Steuerwagen, sondern mit je einer Taurus-Lok an beiden Enden unterwegs sind, lassen wir hier mal geflissentlich außen vor: Die könnten einen semantisch in den Wahnsinn ziehen, äh, schieben, oder vielmehr stürzen!
[2] Jene VT 605, die an des Autors Schrebergarten längsseits gehen, um dort ihren Durst zu stillen, können zumindest mit Fug und Recht Stinker geheißen werden.
Heißt sowas nicht ...
... seit alters her Triebwagen ? Oder heißt dieses Wort, dass man es wagen sollte, seine Triebe auszuleben ?
Ich fühle mich hiermit zu der Bemerkung getrieben : Frisch gewagt ist halb gewonnen ... ;-)
#1
Du meinst...
...daß Wager ein guter Name für einen vorwärts stürmenden Triebzug wäre? Aber würden das die Südbayern und Österreicher nicht sogleich zu Wagerl unangemessen verniedlichen? Ich meine, ein Schieb-Zieh-Dingens mit mehr als 10.000 PS und über 350 km/h Spitze ist doch beim besten Willen kein Wagerl mehr?! Allenfalls ein Wagnis...
#2
Ach was ...
... die Südbayern und Österreicher haben ja auch nicht aus einem Schienenbus ein Schienenbusserl gemacht !
Ein Wagnis wäre es allerdings, den Schienen ein Busserl zu geben ...
#3
Jetzt mal ernsthaft!
Ein ICE3 oder ICET ist ein Halbzug und besteht aus zwei Viertelzügen. Erst wenn zwei Halbzüge gekuppelt sind hat man einen Ganzzug. Leittechnisch gesehen ist ein Viertelzug ein Triebfahrzeug, nur das die Dinger immer mindestens als Halbzug auftauchen. Deswegen kann man leittechnisch bei einem Halbzug auch von einem Triebzug sprechen. Bei den kleinen Geschwistern im Nahverkehr (z. B. ET42x oder VT64x) gibt es keine Viertel- oder Halbzüge. Ein ET oder VT ist ein Triebfahrzeug, mehrere Triebfahrzeuge bilden einen Zug.
Aber Schuber habe ich schon mal auf dem Rhein gesehen, ist irgendwie ein Schiff mit Antrieb mit mehren Schiffen ohne Antrieb vor dem Bug. Vielleicht sollte man mal einen Kapitän eines solchen Lastesels fragen wie sein Schiffchen nennt wenn mal ziehen muss.
#4
Der Binnenschiff-Vergleich ist sehr aufschlußreich...
...und womöglich wird so ein Schuber bei Schubumkehr zum gezogenen Zuber?! Ansonsten meinen Dank für die profunden Ausführungen zur Bahntechnik, sowas hatten wir hier kürzlich schon mal in Sachen Stromabnehmer...
Aber jetzt ziehe (oder schiebe?) ich ab in Richtung Bett. Gute Nacht allerseits!
#5
Gute Nacht ...
... und die besten Wünsche dafür, dass Du dich in süße Träume gezogen fühlst ... oder doch getrieben ?
#6
Wenn hier einer treibt...
...dann bist das Du, und zwar mich noch in den Irrsinn!
#7
Halb zog ich ihn ...
... halb trieb er hin !
#8
Zug-abe
Triebfahrzeuge werden in Lokomotiven, Triebwagen,Triebköpfe und Triebzüge unterschieden (Richtlinie der DB AG 408.0122).
Ein Zug ist lt. Duden eine Kolonne, Legion, Menge, Pulk, Rudel, Schar, Schwarm, Treck, Trupp, usw. Da denke ich mal, das eine Kolonne Wagen und Lok´s erbend ein Zug sind. Damit kann ein Zug nie ein Schub werden, oder?
Wenn man natürlich an „ziehen“ denkt, dann dürfte die Lok „Zugomotive“ heißen. Aber die erste Lok funktionierte mit Dampf und war gar nicht zum Aufziehen!
Übrigens, alte Eisenbahner wissen:
• ein Triebwagen ist ein einzelner, angetriebener Wagen, der allein oder zusammen mit Steuer‑, Mittel- und Beiwagen als Zug eingesetzt wird.
• ein Triebzug ist eine Fahrzeuggruppe aus Trieb‑, Mittel- und Steuerwagen, die im Betrieb normalerweise nicht getrennt wird.
• ein Triebwagenzug wird aus untereinander kuppelbaren Triebwagen oder Triebzügen gebildet, dies umfasst sowohl betrieblich nicht trennbare, wie auch trennbare Einheiten.
Quelle: DV 915/1 Bremsvorschrift der Deutschen Bundesbahn vom 1. Dezember 1975)
Gefunden in Wikipedia
Und Leittechniker wissen:
• Ein ICE3/ICE-T-Halbzug hat leittechnisch gesehen in jedem Viertelzug einen eigenen MVB, die über Gateway´s miteinander verbunden sind.
• Ein Viertelzug kann nie alleine fahren. Jedenfalls wenn Reisende drin sitzen. Ich würde auch bei einem Viertelzug nur ungerne von einem Triebfahrzeug sprechen, weil dann z.B. im ICE3 ein Viertelzug gar keinen Luftpresser hat! (MW5)
• Ein ET 42x hat einen durchgehenden MVB. Hier braucht man leittechnisch nicht zwischen Viertel- und Halbzügen unterscheiden.
gefunden: Irgendwo im Hirn
„Die Gesamtheit aller auf dem Fahrzeug befindlichen Einrichtungen für Messen, Steuern, Regeln, Schutz und Diagnostik, die dazugehörigen Datenwege, deren Schnittstellen zu externen Einrichtungen der Zugleit- und Sicherungstechnik sowie die Kommunikation im Zugverband sind unter dem Begriff »Leittechnik« eines Fahrzeuges zusammengefasst.“
#9
Auf die (Zug-)Spitze getrieben
Unter der Dusche ist mir soeben eingefallen, daß man die Lok einer alpinen Zahnradbahn, die ihre Wägelchen bergwärts hochschiebt, mit einiger Berechtigung als Drückeberger titulieren könnte!
#10
... da die entsprechende Haltestelle »Zugspitzplatt« heißt. ist es wohl angemessen, die entsprechende ÖPNV-Einheit dann als »Schubplattler« zu bezeichnen (seeeehr frei nach oberbairisch volkstümlicher Eigenart...)
#11
Jetzt wird’s kompliziert ...
... denn was macht denn so ein schubplattelnder Drückeberger bei der Talfahrt ???
#12
... gar nicht kompliziert !
... mit Vorteil die Bremsen anlegen vielleicht ??
#13
Das schon ...
... aber bekommt das Zugspitzplatt dann nicht Entzugserscheinungen und bleibt als einsames Entzugspitzplatt zurück ?
#14
Entzugserscheinungen ?
Ach, iwo ! Schon mit dem nächsten S c h u b Touristen ist es mit den Ent z u g serscheinungen wg. Einsamkeit wieder vorbei !
#15
Irgendwie erinnert mich das an meinen alten Nadeldrucker. Der besaß einen »Schubtraktor«.
#16
In den Urlaub mit dem Fliegzeug?
Warum heißt es eigentlich Flugzeug? Richtigerweise sollte es doch Fliegzeug heißen! Schließlich fliegen wir in den Urlaub! Oder sind die ersten Fluggeräte im Acker gelandet und haben so den Boden umgepflügt und im Zuge der Rechtschreibreform im Jahre 1800 wurde aus „pflügen“ einfach „flügen“?
#17
Nicht doch ...
... das Flugzeug kommt von Fluchzeuch, das versteht sich doch von selbst ! Die Herkunft dieses Wortes wird einem sofort klar, wenn der Flug von Nürnberg nach Frankfurt einmal mehr kurzfristig abgesagt wird, und man über die Mainmetropole bzw. deren Flughafen eigentlich dringend weiter nach Australien wollte ...
#18
....passenderweise nennt der Österreicher (vgl. [2] im Urposting] auch das deutsche »Kopf machen« (d. h. den Fahrtrichtungswechsel im Kopfbahnhof) »stürzen« Merke: Der Zug wird zum Schub durch stürzen.
Übrigens gibbtet in Berlin den alleine fahrfähigen Viertelzug. Die S‑Bahnfuhren werden zwar in der Praxis immer mindestens zu zweit = als Halbzug (einer als 0,25 Zug, einer als 0,25 Schub, d. h. spiegelbildlich gekuppelt) eingesetzt, aber fahren könnte m. W. auch ein 1/4 solo.
Komische Welt in der 0,5 oder 0,75 Züge allein durch die Gegend brausen....
#19