Wiewohl der zonebattler seinen Lebensunterhalt mit und bei der »richtigen« Eisenbahn verdient, neigen seine Passion und Leidenschaft eher den kleinen Schienenfahrzeugen zu. Womit keineswegs nur Modellbahnen gemeint sind: Es sind vielmehr die heute weitgehend ausgestorbenen Feldbahnen, die des Autors zuweilen kindliches Gemüt erfreuen und ihm ein Herzensanliegen sind. Heute stolperte er beim Sichten seines Foto-Bestandes über ein paar atmosphärisch dichte Aufnahmen aus dem Jahr 2002:
Diese Bilder entstanden anläßlich einer ordentlichen Mitgliederversammlung des Nürnberger Feldbahnmuseum 500 e.V.: Ich war weiland gewähltes Vorstandsmitglied und hatte seinerzeit sogar die erste Homepage des Vereins gestaltet. Die Privatsammlung des Nürnberger Unternehmers Karl-Heinz Rohrwild umfaßte schon damals mehrere Dutzend fahrfähig aufbereitete Feld- und Grubenbahn-Lokomotiven sowie einige hundert (!) Loren und sonstige Wagen...
Ich lasse hier diejenigen Bilder weg, welche die verheerenden Folgen eines Großbrandes zeigen, der im Jahr zuvor (also in 2001) etliche Lokomotiven und andere schier unersetzliche Fahrzeuge schwer beschädigte und teilweise ganz vernichtete. Im Rückblick drängt sich ein Vergleich auf zur noch katastrophaleren Feuersbrunst, welche im Oktober 2005 den Außendepot-Ringlokschuppen des Nürnberger Verkehrsmuseums weitgehend in Schutt und Asche legte. Auch da war längst nicht mehr alles zu retten... Herrn Rohrwild indessen gelang das Kunststück, mit Hilfe seiner Mitarbeiter und großem materiellen Einsatz viele seiner Fahrzeuge der seltenen Spurweite 500 mm zu rekonstruieren oder zu ersetzen.
Als sich die industriehistorisch bedeutende Sammlung im Juni 2005 eindrucksvoller denn je präsentierte und endlich an einen öffentlichen und von den Behörden abgesegneten Museumsbetrieb gedacht werden konnte, kam der Gründer der Einrichtung bei einem tragischen Unfall mit einer seiner schweren Grubenloks plötzlich zu Tode. Im Alter von 68 Jahren wurde der sehr agile Bahnfreund und aktive Turniertänzer (den ich nur im Werkstatt-Kittel kannte, während andere ihn ausschließlich im Smoking in Erinnerung haben) mitten aus seinem schaffensreichen Leben gerissen. Die näheren Umstände sind mir bis heute rätselhaft, zumal der Verstorbene immer sehr umsichtig und sicherheitsbewußt zu Werke ging...
Obgleich Familie, Freunde und Vereinsmitglieder später gegenüber der Presse betonten, die Arbeit des verstorbenen Feldbahn-Enthusiasten ganz in seinem Sinne weiterführen zu wollen, ist es in der letzten Zeit recht still geworden um die einzigartige Technikschau. Die aktuelle Homepage wird nur sehr sporadisch aktualisiert, ihr Forum ist zugespamt. Ich selbst war schon jahrelang nicht mehr vor Ort in der Nürnberger Drahtzieherstraße, for a variety of reasons...
Einerseits bewundere ich ja Menschen, die dank ihrer materiellen Möglichkeiten derlei außergewöhnliche Steckenpferde reiten können, andererseits ufert so eine Leidenschaft natürlich leicht in Dimensionen aus, die das Zeitbudget für das Hobby zu sprengen drohen (vom finanziellen Budget nicht zu reden): Ich beschränke mich daher letztlich doch darauf, den Feldbahnen im kleinen Maßstab zu frönen. Zudem fährt die große Eisenbahn im Maßstab 1:1 tagtäglich (und ‑nächtlich) um meinen Schrebergarten herum, da kann ich auch den (wenn auch zugegeben nur rudimentär romantischen) Anblick genießen und muß dabei noch nicht einmal selbst am Trafo drehen... ;-)
Ohh
Zu dem Thema hätte ich auch was anzubieten, sogar jüngeren Datums.
#1
Mein lieber blauer Luft-Kapitän...
...da kann ich durchaus mithalten ! ;-)))
#2
Ja kuhl
Ich hab ja auch nur eine kleine Auswahl gebloggt und natürlich liegt mir nichts fernen, als in Konkurrenz zu treten. Aber auf jeden Fall sollte ich auch einfach mal wieder meine Archive durchstöbern ;) Lg
#3
Guter Plan!
Und in Konkurrenz zu irgend jemanden will ich natürlich auch zu niemanden treten: Ich fand’s bloß witzig, daß wir offenbar beide schon im Ziegeleipark Mildenberg waren... ;-)
#4
Stimmt
Das kommt sicher nicht allzu häufig vor. Aber ich kommt gebürtig da aus der Ecke und der Rest meiner Family wohnt da auch immernoch.
#5
Da siehste mal...
...ich bin zwar ein gebürtiger und praktizierender Franke, aber trotz der mir innewohnenden, landestypischen Halsstarrigkeit gleichwohl ein begeisterter Neufünfland-Fan und ‑Reisender! ;-)
#6
Frappierend...
...wie sich alte Ziegeleien ähneln. (Dieser Kommentar gilt eigentlich nur Zonebattlers Bildern aus dem Ziegeleimuseum und nicht direkt dem Ursprungsartikel) Als ich die Bilder speziell der Gebäude sah, fühlte ich mich sofort an diverse Besuche im Ziegeleimuseum Lage hier in meiner Nähe erinnert. Nur die Feldbahn sieht ein wenig anders aus :-)
#7
An alten Ziegeleien...
...finde ich vor allem die »ewige Glut« im Hoffmann’schen Ringofen faszinierend (vom Modellbausatz-Hersteller Vollmer gab es früher mal eine sehr schöne Erläuterung des Funktionsprinzips. Gleiche Technik bedingt auch gleiches Aussehen: Irgendwann habe ich das Ankaufen neuer Feldbahn-Bücher aufgegeben, weil sich sowohl die Fahrzeuge als auch die Anlagen drumherum überall einigermaßen ähnlich sehen (bzw. sahen)... ;-)
[Zum Thema Linkbasteln habe ich hier schon mal gezeigt, wie’s schöner geht!]
#8
Danke
für den nochmaligen Hinweis. Hat auf Anhieb funktioniert ;-)
Abgesehen von der Technik ist auch die Vorgeschichte dieser industriellen Ziegelfertigung sehr interessant. Dort im Museum wird ausführlich das damalige Wanderziegler-Dasein beleuchtet. Sehr eindrucksvoll!
#9
Ja, Technik- und Sozialgeschichte sind was Spannendes...
Ich für meinen Teil bin sehr beeindruckt von der kompakten Bartz-Akkulok im dritten Bild meines ursprünglichen Beitrages ganz oben: Die Führersitze und Fußstützen dieser winzigen Grubenlok sind einklappbar, damit das kleine Vehikel in den engen Förderkorb eines Bergwerkschachtes paßt. Genial einfach, doch immer wieder für einen Aha-Efekt gut!
#10
Aus dem rollenden Zug...
...habe ich bei der Einfahrt in Neumarkt (Oberpfalz) diese nette kleine Feldbahnlok erspäht, die auf dem riesigen Werksgelände der Firma Pfleiderer frisch produzierte Beton- oder Stahlmasten spazierenfährt:
Ich schau’ da fast jedesmal aus dem Fenster, wann immer ich von Nürnberg nach Regensburg (oder zurück) unterwegs bin: Keineswegs immer kriegt man eine der altgedienten kleinen Dieselloks vor die Linse. Wie lange die nostalgischen Vehikel dort wohl noch ihre öklogische Nische haben und ihr Gnaden
brotöl kriegen?#11
In vielen Fürther Hinterhöfen...
...waren früher Feldbahngleise verlegt, um die im Hinterhaus produzierten Güter zur Straße bringen zu können und angeliefertes Material im Gegenzug nach hinten:
Bei solchen Kleinststrecken kamen natürlich keine kostspieligen Lokomotiven zum Einsatz: Die vorhandenen Lorenwagen (meist Eigenbauten) wurden vielmehr von Hand (sprich per Muskelkraft) verschoben. Schaut mal nach unten, wenn Ihr durch die Gassen der Altstädte und in die pittoresken Hinterhöfe tappt: Solche Spuren aus der frühen Industrialsierungszeit finden sich selbst heute noch recht häufig!
#12
Literatur-Tipp
Wer sich für diese ganz besondere Sorte Eisenbahnen interessiert, kommt nicht an der Reihe »Die Feldbahn« aus dem Zeunert-Verlag vorbei. Gestern habe ich mir den frisch erschienenen Band Nr. 8 geleistet [1]:
Diesmal belegen mehr Farbfotos denn je den Einsatz schmalspuriger Feld- und Werksbahnen im deutschsprachigen Raum. Leider sind viele Aufnahmen inzwischen wirklich zu Dokumenten historischer Art geworden, denn von Jahr zu Jahr schrumpft die Zahl der noch aktiven Bahnen rapide zusammen. Nur im Torfabbau (also im sumpfig-durchweichten Gelände) vermag die Feldbahn aufgrund der gleichmäßigeren Gewichtsverteilung ihr Revier gegen den ansonsten omnipräsenten LKW erfolgreich zu verteidigen...
Ein kleines Detail am Rande sei noch erwähnt. Bis zum Band Nr. 3 der Reihe hat es der Layouter noch hingekriegt, den Führerhausdurchblick in der Schemazeichnung der Deutz-Lok auf dem Cover korrekterweise mit der Hintergrundfarbe zu versehen:
Ab Band Nr. 4 hat das dann leider nicht mehr geklappt, aus unbekanntem Grunde:
Wie sich die aufmerksame Leserschaft denken kann und wird, hat sich der in derlei Dingen penible zonebattler einen freundlichen Hinweis an Autor und Verlag nicht verkneifen können. Genützt hat das freilich nix... Was aber den Wert dieser Edition in keiner Weise schmälern kann: Die Reihe ist das Standardwerk schlechthin!
[1] Andreas Christopher: Die Feldbahn (Band 8). Verlag Ingrid Zeunert, Gifhorn 2006. ISBN-Nr. 3–924335-48–6, EUR 29,50. Weitere Literatur-Empfehlungen zum Thema finden sich auf meiner Seite egger-bahn.de !
#13
Räder müssen rollen...
...und sei es wie hier in Nürnberg als fahrender Untersatz eines Schiebetores:
Der Kennerblick erspäht sofort die ehemaligen Lorenräder, die die mutmaßliche Verschrottung des dazugehörigen Feldbahn-Waggons überlebt haben und hier noch gute und zuverlässige Dienste leisten!
#14
Gestern hatte ich die Ehre und das Vergnügen, Herrn M. und seinen derzeitigen Wohnungsnachfolger, Herrn E., zu einem Besuch im Feldbahnmuseum 500 e.V. einladen und mitnehmen zu können. Die familiäre Atmosphäre gefiel den beiden Kadetten ebenso wie die gezeigten Exponate, und beide drehten begeistert etliche dampfgetriebene Runden durch das Waldgelände in offenen Personenwagen.
Auch am heutigen Samstag ist die (gar nicht so kleine) Privatsammlung noch im Rahmen eines »Tages der offenen Tür« der interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Wer sich an den industriehistorischen Zeugnissen vergangener Epochen aus Bergbau, Landwirtschaft und Industrie sattgesehen hat, kann das Gefühl wohliger Sättigung dank Grill und Kuchenbuffet auch auf die leibliche Hülle ausdehnen...
#15
Berufswunsch? Stromabnehmer!
#16
Klein, aber fein ist so eine Feldbahn, klein und fein ist aber auch dieses Video, welches ich unlängst bei einem öffentlichen Fahrtag im nahen Feldbahnmuseums 500 gedreht habe: Die zwei Kommentare weiter oben im Bild zu sehende Lok ist darin im aktiven Einsatz zu bestaunen!
#17
Einen bunten Bilderbogen von einem Fahrtag im Feldbahnmuseum 500 habe ich heute zufälligerweise hier gesehen.
#18
Heute war – bei schönstem Wetter – wieder einmal öffentlicher Fahrtag im Feldbahnmuseum 500. Wer die Gelegenheit zum Besuch versäumt hat, bekommt am 22. Juni und am 6. Juli (beides Samstage) eine neue Chance!
#19
Weitere Fotos: »Feldbahnfreunde 500mm – Gerasmühle« (Eisenbahnforum Nordostbayern)
#20
Und auch hier gibt es viele bunte Bilder zu sehen: »Das Feldbahn-Museum 500 in Nürnberg« (Entlang der Gleise)
#21
Von einem Fahrtag des Jahres 2014 gibt es ein Video auf YouTube.
#22