...habe ich zwar nicht zu bieten, wohl aber einen feschen Franzosen in Nürnberg:
Kaum hatte ich heute morgen meinen Pendlerzug in Nürnberg verlassen, fuhr dieser schnittige Triebzug am Bahnsteig gegenüber ein. StammleserInnen werden sich erinnern, daß ich dem hier nicht heimischen, silbernern Bandwurm schon einmal in Fürth begegnet bin: Auch diesmal war der schicke Schlitten offenbar zu Meßfahrten unterwegs, der Führerstand und die dem vorderen Triebkopf folgenden Wagen waren vollgestopft mit behelfsmäßig montierten elektronischen Gerätschaften.
Die Fotos entstanden in fliegender Hast und Eile, denn der Zug hielt nur kurz aus betrieblichen Gründen und hatte in Nürnberg nichts weiter zu schaffen. Als ich das letzte Bild mit dem hinteren Triebkopf knipste, fuhr der TGV schon wieder sanft summend an und in Richtung Fürth davon. Au revoir!
Schönheit muß leiden
Mit Klebeband fixierte Kabelstränge und Meßfühler stören die mediterrane Eleganz allerdings nur bei näherer Betrachtung...
So schön der französische Zug auch ist, unsere teutonischen ICEs können in Sachen Design und Erscheinungsbild durchaus mithalten!
#1
Ist der ICE nicht sogar teilweise besser, zB bei Tunnelfahrten, oder verwechsel ich da was?
#2
Einfache Antworten darauf gibt es nicht...
...denn bei Schienenfahrzeugen gibt’s wie bei Autos unterschiedliche Konzepte für unterschiedliche Einsatzprofile. Die Franzosen mit ihrem zentralistisch-sternförmig auf Paris ausgerichteten Schnellfahrnetz haben auch eine gänzlich andere Infrastruktur wie wir hier in Deutschland, von der landesspezifischen Leit- und Sicherungstechnik nicht zu reden. Da ist es schon fast ein kleines Wunder, hochgezüchtete Fahrzeuge wie diese überhaupt beim Nachbarn ausprobieren und flitzen lassen zu können...
Unser ICE 3 hat sich bei Testfahrten in Frankreich böse Narben geholt, weil der Sog auf der Unterseite Schottersteine hochgewirbelt und ihm an den Fahrzeugboden geknallt hat (ein Phänomen namens »Schotterflug«). Der Oberbau (das Gleisbett) ist bei den Franzosen anders aufgebaut, aber im Zusammenwirken mit deren Fahrzeugen passiert halt nix. Von besser oder schlechter kann man da nicht reden, es sind halt verschiedenartige Lösungsansätze mit ihren spezifischen Eigenheiten, Stärken und Schwächen...
#3
Was unterscheidet denn das französische TGV-Netz von den deutschen Neubaustrecken? Also rein von der Streckenführung her? Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Franzosen das Verhalten auf herkömmlichen Trassen testen wollen.
Oder läuft hier so etwas wie in der Autoindustrie, wo man neue Motorenentwicklungen in bekannte Karosserien anderer Hersteller einbaut, um dann Langstreckentests quasi »getarnt« zu fahren?
Danke für die Antwort!
#4
Streckenkonzepte...
...unterscheiden sich hinsichtlich der zulässigen Steigungen, Kurvenradien, Lichtraumprofilen, Betriebsarten (Mischbetrieb Reise- und Güterzüge oder nicht) und allerlei mehr. Das wirkt sich alles mehr oder weniger auch auf die Fahrzeugkonstruktion aus. Geh’ mal dem in meiner obigen Antwort nachträglich ergänzten Link nach, da wird einiges angedeutet. Früher waren die nationalen Staatsbahnen weitgehend isolierte Inseln mit zeit- und arbeitsintensiven Schnittstellen, heute will man das natürlich optimieren und am liebsten mit einer Lok nonstop quer durch ganz Europa fahren: Dabei sind die historisch gewachsenen Differenzen in der Technik nicht immer einfach zu überwinden!
#5
Na dann warte ich mit Freuden auf den Umbau des gesamten spanischen und russischen Netzes von Breit- auf Normalspur. Was das an Auftragsvolumina gibt. Und Arbeitsplätze...
(wahrscheinlich fände man in ganz Europa noch nicht einmal soviele benötigte Fachkräfte)
#6
Zumindest die Spanier...
...bauen neue Schnellfahr-Strecken in Normalspur und sparen sich damit viel Aufwand ein. Siemens verkaufte den Iberern den ICE 3 unter dem Namen »Velaro E«. Die unterschiedlichen Spurweiten resultierten ursprünglich übrigens aus militärischen Überlegungen: Man wollte es eventuellen Agressoren unmöglich machen, das Eisenbahnnetz mit eigenen Fahrzeugen zu nutzen. Sowas konnte früher kriegsentscheidend sein, heute ist es nur noch lästig.
#7