Einer der ersten Beiträge in diesem Weblog befaßte sich Anfang September letzten Jahres mit einem recht spektakulären Wasserrohrbuch an der nahen Kreuzung Amalienstraße / Karlstraße. In der Geschichte der Menschheit hat sich schon vieles wiederholt, heute eben auch die Teil-Flutung der Fürther Südstadt...
Die Randumstände entbehren nicht einer gewissen surrealen Färbung: Wir wollten die Gelegenheit nutzen, während des FIFA™ Fußball™ Weltmeisterschaft™ 2006™ Viertelfinal-Spieles™ zwischen Deutschland™ und Argentinien™ auf weitgehend menschenleeren Straßen durch und um die Stadt liegeradeln zu können. Leider kamen wir nicht so zeitig in die Gänge wie erhofft, aber egal, es schien ja noch genug Zeit zu sein. Ich wuchte also unsere halbe Tretboot-Flotte auf die Straße, da sehe ich es auch schon im flachen Sonnenlicht an der Ecke aus dem Boden sprudeln. Und sprudeln. Und sprudeln.
Just in dem Moment, als ich an der Kreuzung stehe und (offenbar als erster) das fröhlich plätschernde Naß entdecke, da erhebt sich kollektiver Jubel aus allen Fenstern, die Nationalhyme flutet aus allen Richtungen in beachtlicher Lautstärke heran und gibt dem Wasserspiel einen Anflug von erhabener Größe:
Nach einer feierlichen Gedenkminute dann aber hurtig das Handy gezückt und den Störungsdienst der infra (weiland Stadtwerke geheißen) angerufen, dabei gegen das allgegenwärtige Jubelgekrächze extatischer Fußball-Jünger angeschrien. Der Mann am Telefon möchte wohl gerne mitjubeln, verspricht aber vorher die sofortige Entsendung eines Störungstrupps. Ich mache es mir am Ort des Geschehens auf meinem Radl bequem und harre der Dinge. Es wird nicht langweilig, da sich peu à peu die halbe Nachbarschaft einfindet und das Ereignis populärgutachterlich zu würdigen beginnt...
Welche haben die Polizei alarmiert, ein meines Erachtens unnötiger Zug, denn hier gibt es niemanden dingfest zu machen, und dem Wasser Handschellen anzulegen wird wohl niemand ernsthaft probieren wollen. Immerhin, die Streife ist schneller da als der infra-Trupp. Das Duo aus Polizist und Polizistin sieht ein, hier nicht zuständig zu sein, nimmt aber der Vollständigkeit halber meine Personalien auf. Ich schlage dem Wachtmeister vor, die sich deutlich abzeichnende Asphaltbeule in der Kreuzungsmitte mit seiner 9 mm-Dienstwaffe professionell zu punktieren, um den darunter bestehenden Überdruck in Form schöner Fontänen stilvoll entweichen zu lassen. Leider wird mein Vorschlag abschlägig beschieden, die Abprall-Eigenschaften des Projektils auf dem Straßenbelag wären unkalkulierbar, ferner der Papierkram zum Nachweis der Munitionsverwendung und zur Beantragung neuer Patronen immens. Na meinethalben, irgendwie verständlich. Aber schön wäre es gewesen!
Auftritt vier Mann von der infra, teils mit geheimnisvollem Gerät ausgerüstet. Pläne werden entfaltet, Schachtdeckel freigeklopft, Ultraschall-Sonden versenkt, Schieber zu- und wieder aufgedreht. Das Wasser strömt lustig weiter, hat inzwischen die Asphaltdecke großzügig unterspült und eine neue Landzunge aus Sand aufgeworfen.
Die Herren Entstörer finden letztlich den richtigen Schieber, der blubbernde Quell wird schwächer, bis er endlich versiegt. Die versammelte Nachbarschaft besinnt sich nach und nach wieder der eigenen Affären und verläßt einzeln oder grüppchenweise den Schauplatz: Das Spektakel hat ein (vorläufiges) Ende. Auch wir brechen nun endlich (mit reichlicher Verspätung) zu unserer abendlichen Radtour auf, steuern spontan Bekannte an, die wir tatsächlich auch antreffen und mit denen wir dann ein nettes Stündchen verquasseln...
Bei unserer Rückkunft im Dunklen ist die Karlstraße schon zur Amalienstraße hin abgeriegelt. Wenn ich das morgen früh ablichte, wird es nicht viel anders aussehen als im letzten September: Auch diesmal werden wir wohl für einige Wochen in den Genuß einer temporär verkehrsberuhigten Sackgasse kommen. Super! Vielleicht organisieren wir diesmal wirklich ein Nachbarschaftsfest auf der Straße?!
Ich bin ja mal gespannt, wie es weiter geht. Vor allem hoffe ich etwas zur Schadensursache zu erfahren, denn genau an dieser Stelle sind ja erst vor wenigen Monaten umfangreiche Reparaturarbeiten vorgenommen worden! Selbstredend werde ich in den Kommentaren zu diesem Beitrag über den weiteren Hergang berichten...
Wie sich die Bilder gleichen...
Der wesentliche Unterschied liegt wohl darin, daß Gerhard Schröder (wer war das) nicht mehr wählerstimmenheischend auf die Szenerie herniederschaut...
9. Sep. 2005
1. Jul. 2006
Die zweite Abweichung besteht in der Tempo 30-Zone, die es damals noch nicht gab. Aktuell gilt bis auf weiteres Tempo Null!
#1
Ich finde ja immer diese Playmobil-Absperrungen lustig, die sich wohl mittlerweile durchgesetzt haben.
#2
Sie sagen es...
...und wie’s der Zufall will, steht unsere Innenstadt derzeit voll davon ! ;-)
#3
Ordnung muß sein
Über die blitzschnelle Reaktionszeit der Fürther Ämter habe ich mich an anderer Stelle (und aus anderem Anlaß) schon einmal hoch erfreut gezeigt. Auch heute wieder erhielt ich binnen weniger Stunden auf meine Anfrage hinsichtlich der Möglichkeiten eines Straßenfestes eine klare und kompetente Antwort:
lt. dem Antrag der Firma laufen die Arbeiten bis 07.07.2006. Bis dahin ist die Karlstraße auch weiterhin eine Sackgasse, die nur von der Karolinenstraße zugänglich ist. Ob evtl. eine Verlängerung der Sperrung notwendig ist, teilt die Firma immer kurzfristig der Straßenverkehrsbehörde mit.
Für die Durchführung einer Veranstaltung auf öffentl. Grund ist eine Erlaubnis nach ect; 29 Abs. 2 StVO bei der zuständigen Straßenverkehrsbehörde mindest. 2 Wochen vorher zu beantragen.
In dem genannten Zeitraum muss eine Anhörung an Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt usw. stattfinden und nach Stellungnahme der jeweiligen Behörden werden die Auflagen in einem Erlaubnisbescheid an den Veranstalter mitgeteilt.
Sollte die Veranstaltung an einem Wochenende stattfinden, müsste die Karlstraße erneut gesperrt werden.
Die Kosten für die Absperrung müsste der Veranstalter übernehmen.
Bei evtl. Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.
v
Mit freundlichen Grüßen
I. A.
(Name Sachbearbeiter)
S t a d t F ü r t h
Straßenverkehrsamt
Tel. (0911) 974‑2253
Fax. (0911) 974‑2244
So weit, so gut. Machbar ist es also, und jetzt warten wir halt mal ab, was wird. Ich rechne schon damit, daß die Baustelle (und damit die Straßensperre) über mehrere Wochen Bestand haben wird, eben so wie damals im letzten September. Da ließe sich ein bunter Samstag-Nachmittag auf der Straße gut organisieren und rechtzeitig bei den Behörden beantragen...
Es wäre nett, wenn sich ein paar Nachbarn am logistischen Drumherum beteiligen würden. Wer von den Mitlesenden wäre wohl bereit dazu?
#4
Zu früh gefreut?!
Während unsereins heute in Nürnberg seine
BambergerBrötchen verdiente, kam ein Bautrupp und buddelte sich mit Hilfe schweren Geräts zur Schadstelle vor. Zum Vorschein kamen offenbar drei dicht nebeneinander liegende Löcher in einer Hauptleitung, die mit einer massiven Manschette ambulant abgedichtet werden konnten. Herr Nieborg aus der Amalienstraße sprang dem abwesenden zonebattler bei und machte ein schönes Foto der solcherart geflickten Schadstelle:Damit steht diese Leckage nun doch nicht in irgendeinem Zusammenhang mit dem Rohrbruch vom September letzten Jahres nur wenige Meter nebenan. Erstaunlich! Als ich gegen 17:00 Uhr nach Hause kam, war ein Arbeiter bereits dabei, die wieder verfüllte Arbeitsstelle mit dem Rüttler zu nivellieren:
Tja, was heißt das nun? Zum einen vermutlich, daß die Sperrung der Karlstraße wohl bald wieder aufgehoben werden kann und das avisierte Straßenfest damit ins Wasser fällt, paradoxerweise wegen der nunmehr wieder dichten Leitung. Zweitens aber, daß ich den netten Herrn Nieborg von nebenan in den Rang eines Hilfs-Chronisten (ohne Dienstbezüge) befördere: Ohne ihn könnte ich die gelungene Operation hier nicht so eindrucksvoll im Bilde vorzeigen!
Ob ich mich nachher während des heutigen WM-Halbfinalspieles Deutschland : Italien mit der Kamera unten an die Kreuzung setzen sollte? Vielleicht gibt’s ja erneut ein kollektives Überschnappen, daß sich die Balken biegen (und die Rohre brechen)! ;-)
#5
Aus der Traum!
Donnerstag, 13. Juli: Straße geflickt, Sperren abgebaut, Verkehr rollt wieder. Tja.
#6