Ich neigte schon recht früh zur Dickköpfigkeit [1] und mußte daher vermittels einer Zangengeburt in diese Welt gezogen werden, und zwar im Waldkrankenhaus zu Erlangen. Meine eher unspektakuläre Jugend verbrachte ich in einem Kaff nebendran, woselbst sich die Dinge eher behäbig drehten (und das bis auf den heutigen Tag immer noch tun). Neun Schuljahre lang besuchte ich in Alterlangen ein Gymnasium, wonach mir zwar nicht unbedingt menschliche, so aber immerhin doch die allgemeine Hochschulreife attestiert werden konnte...
In Erlangen hatte ich später den ersten eigenen Hausstand, die erste Frau, die erste Wohnung und den ersten Garten. Das alles währte lange, ist aber mittlerweile schon noch länger Vergangenheit, was nicht unbedingt der Stadt Erlangen anzulasten wäre. Gleichwohl ist mir die Stadt inzwischen so fremd geworden, daß ich sie trotz der Nachbarschaft zur neuen Heimat allenfalls noch zweimal im Jahr aufsuche: Einmal (demnächst wieder) zum Flohmarkt des Zollhausfestes, dann noch einmal nach den Sommerferien zum Flohmarkt am Würzburger Ring drüben in Büchenbach, jenseits des Main-Donau-Kanals.
Ich will damit durchaus nichts gegen die Stadt der Studenten und Siemensianer sagen, sie hat halt in meinem Augen nichts, was mich anzöge und nichts, was mich länger dort hielte: Sie ist so nüchtern und glatt wie die dort ansässige Industrie [2].
In den letzten Jahren sind mir fast alle Bekanntschaften dorthin versandet, was einerseits traurig stimmt, andererseits durch unvergleichlich vitalere Kontakte innerhalb Fürths mehr als nur ausgeglichen wird. Ob’s an der hiesigen Kulturszene liegt oder an altersmilder Herangehensweise meinerseits, ich weiß es nicht, und es ist mir auch einerlei! Jedenfalls höre ich jetzt endgültig damit auf, gelegentlich in die Erlanger Nachrichten reinzuklicken. In diesem Sinne: Ade Erlangen, mach’s gut!
[1] nicht zu verwechseln mit Engstirnigkeit!
[2] die freilich zugegeben für Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum sorgt...
Nunja. Die Erlanger Nachrichten muss man wirklich nicht lesen, dafür sind sie einfach zu schlecht. Dumm halt, dass sie die einzige Lokalzeitung sind. Ich lebe jetzt seit 15 Jahren in Erlangen (mit einem Abstecher nach Neunkirchen) und fühle mich ausgesprochen wohl. Ich empfinde es weder als nüchtern noch als glatt (die Arkaden werden hier allerdings sicher ein Dorn im Auge werden), sondern als lebendige und angenehme Mischung von Groß- und Kleinstadt. Viel kulturelles Angebot, viel (Kneipen-)Leben durch die Studenten, schöne Altstadt, viele kleine Fachgeschäfte, viel Grün zwischendrin. So groß, dass man alle Infrastruktur hat und ein bisschen anonym leben, gleichzeitig so klein, dass man jederzeit durch die Hauptstraße gehen und bekannte Gesichter treffen kann. So habe ich das vom ersten Tag an, damals als Erstsemester, empfunden und daran hat sich in all den Jahren nichts geändert.
Weswegen ich nichts gegen Fürth gesagt haben will, dafür kenne ich davon zu wenig. Die Nürnberger Redewendung »in Fädd wohnt mer ned« konnte ich allerdings auch noch nie nachvollziehen.
#1
Meine einzige Sorge...
...war es tatsächlich, mir mit meiner persönlich gefärbten Philippika wider meine Geburtsstadt den Herrn blue sky nachhaltig zu vergrätzen. Ich registriere erfreut und erleichtert, wie souverän, sachlich und sportlich er die Sache nimmt. Als Zugereister hat man natürlich einen anderen, unbelasteteren Blickwinkel. Die Aussage
bringt übrigens trefflich auf den Punkt, was ich an Fürth so schätze! ;-)
#2
nurnochkopfschüttelundduckundwech
#3