Als sorglos-jugendlichem Konsumenten kam es mir im März 1983 keineswegs idiotisch vor, mir für den ersten weltweit erhältlichen CD-Player (SONY CDP-101) immerhin knapp 2.500 DM vom Munde abzusparen und auf den Ladentisch zu legen. Woraufhin ich nicht nur rauschfrei Musik (und den Dirigenten atmen) hören, sondern auch allerorten den »dicken Maxe« markieren konnte. Heute verdiene ich weit mehr als zu Ausbildungszeiten, winde mich aber schier vor Bauchgrimmen, wenn ich für ein Stück Unterhaltungs-Elektronik mehr als 100 EUR löhnen soll...
Damals hat mich auch der Aufbau meiner CD-Sammlung ein kleines Vermögen gekostet. Glücklicherweise neigte der eigene Musikgeschmack schon immer der E‑Musik zu, von daher war ich irgendwann komplett. Tatsächlich habe ich mir seit Jahren keine neuen teuren Silberscheiben mehr zugelegt: Zwei hervorragende Interprevtationen pro Bruckner-Symphonie reichen für alle Zeiten! Dafür habe ich jetzt ein ebenso kompaktes wie erstaunliches Stück Hardware erworben, durch das ich meinem großen Musikarchiv neue Freude abgewinne: Einen GRUNDIG CDP 5400.
Dieses futuristische »UFO« ist ein portabler CD-Player, der obendrein auch selbstgebrannte mp3-Scheiben verdauen, sprich wiedergeben kann. Die gelegentlich immer noch anfallenden Dienstreisen im ICE kann ich mir damit sehr angenehm verkürzen... Warum ich mir nicht gleich einen dieser eleganten Mini-Player à la Apple i‑Pod zugelegt habe? Weil ich meine ganzen CDs auf meiner lahmen 500 Megahertz-Mühle nicht »mal eben auf die Schnelle« rippen und konvertieren kann. Wozu auch? Ich nehme halt einfach Original-CDs mit und wandle später nur jene meiner Platten um, die ich immer wieder gerne höre.
Zum Beispiel die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach: Die besitze ich tatsächlich in acht verschiedenen Interpretationen und Instrumentierungen, und alle achte passen in mp3-Fassung (mit variabler Bitrate enkodiert) präzise auf einen CD-Rohling. Da können die Originale fürderhin getrost daheim bleiben (und ich habe nennenswert weniger zu schleppen)...
Wie man sieht, verfügt der kleine Taschenspieler sogar über eine praktische Fernbedienung, kann also durchaus auch während des Betriebs im Rucksack verweilen. Überhaupt hat das Grundig-Gerät (von dem außer dem immer noch glanzvollen Namen alles aus Fernost stammt) einige Vorteile, die ich beim Feature-Vergleich in dieser Kombination bei keinem anderen Mini-Player gefunden habe:
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Betrieb mit Mignon-Zellen oder entsprechenden Standard-Akkus
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Netz-/Ladebetrieb möglich (Steckernetzteil wird mitgeliefert)
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Kopfhörerbuchse und Line Out-Buchse zum Anschluß an einen Verstärker
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mp3-Fähigkeit (CD‑R, CD-RW)
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passabel ablesbares Display mit Titel-Anzeige auf der Oberseite
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Kabel-Fernbedienung für die wichtigsten Funktionen
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Anti-Shock-Pufferspeicher im Audio-CD-Betrieb abschaltbar (spart Strom)
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Verzicht auf überflüssigen Klangregel-Schnickschnack
Nach einigen Tagen Testbetriebs (überwiegend stationär über einen Grundig-Vorverstärker MXV 100 und meine großen, alten Grundig-Aktivboxen HiFi 40) kann ich dem Winzling auch in der Praxis beste Beurteilungen zuerkennen:
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sauberer Klang sogar über die mitgelieferten Ohrhörer
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erstaunlicher Frequenzgang über Line Out (die allertiefsten Orgelbässe!)
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intuitive Bedienung
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rutschfeste Tasten mit gut spürbarem Druckpunkt
Zu bemängeln gibt es aus meiner Sicht nur wenig (und überdies nur Kleinigkeiten):
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keine Display-Beleuchtung
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Multi-Segment-Anzeige ist schlechter ablesbar als ein Punkt-Matrix-Display
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Akku-Ladebetrieb nicht elektronisch geregelt, sondern nur mit Zeitanzeige
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Batteriefach nur von innen zugänglich
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Tasche / Schutz-Etui muß separat dazugekauft werden
Für den ungetrübten Hörspaß mußte ich noch nicht mal tief in die Tasche greifen: Nur knappe 30 EUR kostete mich die Bestellung bei amazon.de (bei portofreier Lieferung). Da habe ich mir doch glatt einen zweiten dieser formschönen Silberplatten-Spieler auf Reserve gelegt...
Funktionalität | |
Bedienbarkeit | |
Design | |
Preis / Leistung | |
Gesamturteil |
Des musiktrunkenen zonebattler’s Fazit: Eine in jeder Hinsicht runde Sache!
Sicher dass der CD- Fraß nicht mal irgendwann die CD- Sammlung heimsucht?
#1
Selbst aufgefressen...
...(oder zumindest angefressen) haben sich leider bereits etliche meiner wertvollen Laserdiscs, das waren silbern-schillernde Videoplatten von der Größe einer LP (DVD-Vorläufer). Da wurden wohl teilweise ungeeignete Materialien zum Zusammenkleben von Vorder- und Rückseite verwendet, was langfristig beide Informationsschichten angreift und zerstört. Man merkt das durchaus an zunehmenden Bildstörungen. Äußerst ärgerlich, doch Jahre nach dem Kauf sind Reklamationen natürlich zwecklos... :-(
Bei den CDs habe ich da weniger Sorge: Die meisten meiner Platten haben jetzt zwei Jahrzehnte auf dem Buckel und zeigen keinerlei hörbare Verfallsspuren. Sichtbare schon gar nicht.
#2
Acht Einspielungen des längsten „Schlafliedes“ das es wohl gibt, der Goldberg Variationen nämlich nennst Du dein Eigen. Bist Du nicht nur (vielleicht) ein Frühaufsteher sondern hast Du auch Einschlafstörungen? Wenn ja, ein größeres Glas Rotwein hilft, Bier würde ich wegen der Folgen (Humbser-Spoiler oder so) vermeiden. Für Gesundheitsbewusste tut es aber auch ein Glas kalte Milch, unmittelbar vor dem Zubettgehen.
#3
Wiewohl ich passionierter Trinker bin...
...und zwar von kalter Frischmilch aus dem Kühlschrank, vermag mich weder diese noch das Anhören der Bach’schen »Goldberg-Variationen« einzuschläfern. Im Gegenteil, beides macht mich fitter und agiler... Da sind wir wohl diametral veranlagt!
#4
Hallo Zonenbattler,
bei all den Ähnlichkeiten unserer Weltbilder finde ich keine auch nur annähernde Kompatibilität in Fragen der Musik. Abgesehen davon, dass ich mit Rockmusik und Pop nichts anfangen kann und in den 70igern unter dem Getöse aus den Zimmern meiner Töchter gelitten habe, endet auch die E‑Musik für mich, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, spätesten in der Romantik. Auch Opern sind nicht meine Sache, ich bin für eine klare Trennung zwischen Theater = Sprache und Musik. Wagner oder Bruckner von dem die Anekdote berichtet, dass er, wenn er gut aufgelegt sei, an einem Werk mit dem Titel „Ach wie wohl ist mir im Grabe“ abreite, nein danke. Von Brahms höre ich nur sein Klavierkonzert in der Fassung mit Bernstein und Glenn Gould und einen Mitschnitt einer Probe zur zweiten Symphonie unter der Leitung von Bruno Walter. Ich möchte zu diesem Thema aber gerne Hermann Hesse aus dem „Steppenwolf“ zitieren. Gegen Ende der Geschichte befindenden sich der Protagonist der Geschichte Harry und Mozart in der Loge eines virtuellen Theaters. Der Dialog geht u.a. um Don Giovanni und nun die entscheidende Stelle:
Er (Mozart) hob die Hände, als dirigierte er und ein Mond oder sonst ein bleiches Gestirn ging irgendwo auf, über die Brüstung blickte ich in unmessbare Raumtiefen, Nebel und Wolken zogen darin, Gebirge dämmerten darin und Meergestade, unter uns dehnte sich weltenweit eine wüstenähnliche Ebene. In dieser Ebene sahen wir einen ehrwürdig aussehenden alten Herrn mit langem Bart, der mit wehmütigem Gesicht einen Zug von einigen zehntausend schwarzgekleideten Männern anführte. Er sah betrübt und hoffnungslos aus, und Mozart sagte: „ Sehen Sie, das ist Brahms. Er strebt nach der Erlösung, aber damit hat es noch gute Weile.“ Ich erfuhr, dass die schwarzen Tausende all die Spieler jener Stimmern und Noten waren, welche nach göttlichem Urteil in seinen Partituren überflüssig gewesen wären. „Zu dick instrumentiert, zuviel Material vergeudet“ nickte Mozart.
Und gleich darauf sahen wir an der Spitze eines ebenso großen Heeres Richard Wagner marschieren und fühlten, wie die schweren Tausende an im zogen und sogen; müde mit Dulderschritten sahen wir auch ihn sich schleppen.
Soweit Hermann Hesse. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Antwort nicht erforderlich.
#5
Na dann halt nicht...
Ich muß ja auch nicht immer das letzte Wort haben! ;-)
#6
Weil er sich mein feiner Grundig-Taschenspieler im praktischen Einsatz als unkaputtbar und sehr solide erwiesen hat, möchte ich mein Reservegerät gleichen Typs (in metallicblauer Farbvariante) an einen Gundig-Fan abtreten, der gleich mir etwas damit anfangen kann. Im Zeitalter winziger mp3-Player mag so ein Gerät auf den ersten Blick als obsolet erscheinen, aber man kann damit halt unterwegs gut ausgeliehene oder frisch erworbene CDs anhören, ohne diese vorher aufwendig rippen zu müssen...
Das fabrikneue Gerät kommt in der noch versiegelten Originalverpackung und kostet glatte EUR 25,00 inkl. Versand. Anfragen bitte per Mail. Vielen Dank!
#7
Schnäppchenjäger aufgepaßt: Nachdem mein mobiler Plattenspieler weiterhin unverdrossen läuft und läuft und läuft, das baugleiche Zweit-Playerchen dagegen immer noch kein gutes neues Herrchen (oder Frauchen) gefunden hat, biete ich das Reservestück nunmehr der ganzen Welt in meinen aktuellen Auktionen an. In neun Tagen und neun Stunden fällt der virtuelle Hammer!
#8