Seit gestern haben wir hier also wieder den jährlichen Ausnahmezustand: 10 Tage lang breitet sich die legendäre Michaelis-Kirchweih in der Fürther Innenstadt aus und verdrängt sogar den Autoverkehr. Fahrgeschäfte, Marktstände und Imbiß-Buden jeglicher Provenienz füllen die Gassen, Straßen und Plätze, lautstark beworben von den jeweiligen Besitzern und deren Angestellten. Das in dieser Form weithin einzigartige traditionelle Straßenfest bietet weit mehr als die übliche Kirmes-Mischung aus Bier und Bratwurst: Heisere Marktschreier und Originale wie der Billige Jakob (der selbst läppische Gebrauchsartikel auf unnachahmlich unterhaltsame Weise anzupreisen vermag) verleihen der Fürther Kirchweih ein Basar-Flair, das seinesgleichen nicht hat...
Letzte Woche, als ich an der Fürther Freiheit das gerade aufgebaute Riesenrad ablichtete, war das Wetter noch passabel, zum »Kärwa«-Auftakt gestern regnete es dagegen in Strömen. Normalerweise würde mich das wurmen, aber gesundheitliche Gründe fesseln mich zur Zeit ohnehin ans Haus: Von meinem Seminar in Mannheim kam ich arg verschnupft zurück, weil mir Überanstrengung der Stimme, menschliche Virenschleudern, Zigarettenrauch und trockene Klimaanlagenluft in Summe gar zu sehr zugesetzt hatten... Immerhin, die Kärwa geht ja noch bis zum 12. Oktober, bis dahin haben sich zonebattler und Wetter hoffentlich sicherlich längst wieder erholt!
P.S.: Fortsetzung folgt, und zwar in den eigenen Kommentaren zu diesem Beitrag...
Wahrlich ein »Ausnahmezustand« !
Husten hin, Rotznase her: Am späten Nachmittag sind wir doch mal kurz rausgegangen, um auf der Kärwa Gewürze zu kaufen. Ist ja nur unter der Eisenbahn durch und danach nur wenige Dutzend Meter zu Fuß...
Erste Erkenntnis: Vor der Haustür ist alles vollgeparkt mit den Autos auswärtiger Besucher. Wer hier als Anlieger leichtsinnigerweise in seinen Wagen steigt und wegfährt, hat entweder gleich verloren oder darf erst weit nach Mitternacht wieder heimkommen. Zum Glück sind wir auf unsere Renngurke weder beruflich noch privat angewiesen, also wird die Kiste halt einfach zwei Wochen lang nicht bewegt...
Zweites Aha-Erlebnis: Die Straßen sind voller Menschen, und manche Menschen sind (schon bei hellem Tage) voller Alkohol. Ein vor uns torkelnder Meistertrinker meisterte die Luisen-Unterführung mit heftiger Schlagseite, aber mit nicht unelegantem Schwunge. Ich brauch’ sowas trotzdem nicht.
Drittes Event: Am Zaun zum Bahngelände lehnte ein gültiges KFZ-Kennzeichen! Der gesplitterte Kunststoff-Rahmen ließ darauf schließen, daß ein allzu flotter (oder allzu trunkener) Einparker hier seinem Hintermann das Nummernschild abgefahren hatte. Als braver Bürger habe ich das Ding mitgenommen und gleich die Polizei verständigt: Gerade im Moment hat eine Streife das Teil bei mir abgeholt. Hoffentlich noch rechtzeitig für den Besitzer, denn wenn der deswegen schon bei der Zulassungsstelle war, muß er wohl für eine komplette Neuzulassung »blechen«!
#1
Geld regiert die Welt
Wie die Fürther Nachrichten gestern unter dem Titel Rummel unter dichten Wolken schrieben, klagen die Schausteller über erhebliche wetterbedingte Umsatzeinbußen. So sehr ich die monetären Sorgen des »fahrenden Volkes« verstehe, so wenig existiert meiner Meinung nach ein Anspruch auf schönes Wetter und volle Kassen. Bei wem sollte man auch einen solchen anmelden oder gar durchsetzen? Bei Petrus? Wäre der für Fürth überhaupt zuständig?
#2
Kärwa-Kummer?
Gestern abend haben wir der Bewegung halber noch einen Spaziergang unternommen, naheliegenderweise »über« unsere Kärwa. Die Stimmung dort erschien uns als sehr merkwürdig: Trotz Trockenheit und milder Temperaturen war kaum was los, nur wenige Menschen schlenderten durch die Budengassen, und allerorten schien der Lautstärkepegel sehr gedämpft. Ideal zum Gucken und Flanieren, aber doch irgendwie eigenartig. Selbst vor spektakulären Fahrgeschäften wie dem »IKARUS« verweilten nur eine knappe Handvoll Zuschauer:
In all’ dieser Lustlosigkeit schien auch niemand Hunger zu haben: Überbordende Auslagen, randvolle Grillroste, kaum Kunden. Was hatte den Leuten bloß den Appetit verdorben? So etwas haben wir in den sechs Jahren unseres Hierseins nicht erlebt...
Immerhin, die gähnende Leere erlaubte es, ein paar Schnappschüsse zu machen, ohne ständig anderer Leute Hinterköpfe vor der Linse zu haben:
»Maismänner« gibt es heuer gleich zwei, doch kein Kunde kaufte krosse Kolben...
Niemand wollte seiner Holden Zuneigung per Lebkuchenherz bekunden...
Etwas mehr Pfeffer im Blut hätte den allermeisten Besuchern wirklich gut getan!
Alles in allem also ein Abend, der die Kaufleute und Fahrgeschäftsbetreiber erneut kaum zufriedenstellt haben dürfte. Aber die Fürther sind halt so wie das Wetter: unberechenbar und »gschmäcklerisch«!
#3
zonebattler’s Presseschau
Alle Jahre wieder reportieren auch die Fürther Nachrichten über Glanz und Elend des Schausteller-Daseins: Moderne Nomaden zwischen Autoscooter und Riesenrad ist ihr diesjähriger Beitrag dazu überschrieben...
#4
Schärfer geht’s nicht!
Die hierorts eher unbekannten »Mühlen-Messer« gibt es auf der Fürther Kärwa in reicher Auswahl zu kaufen: Deren Klingen aus sehr kohlenstoffhaltigem Stahl korrodieren (rosten) bei schlechter Pflege schnell, sind dafür aber höllisch scharf.
Nicht gut für’s Schneiden von Tomaten, da die Säure des Fruchtfleisches sofort mit dem Stahl chemisch (und damit geschmacklich) reagiert, aber bestens geeignet z.B. zum Apfelschneiden: Eisenhaltige Kost ist gesund und wird ärztlicherseits empfohlen!
#5
Futtern, bis die Schwarte kracht...
Die Fürther Nachrichten nehmen sich heute menschlicher Grundbedürfnisse an: Fresstempel mit Flair ist ihr Kärwa-Beitrag tituliert.
#6
Erntedankfestzug am Sonntag
Soeben ereilt mich der freitägliche Newsletter der Stadt Fürth (zu abonnieren unter www.fuerth.de), den ich mir nachfolgend zu zitieren erlaube:
Ein alter und schöner Brauch, der in vielfacher Hinsicht noch heute seinen Ausdruck findet: durch die zahlreichen Erntedankfestwägen, die Erntekönigin, und einen Laib Brot, den Mitglieder der Theatergruppe »Bühne Erholung 27« am Rathaus dem Oberbürgermeister überreichen. Als Zeichen der Dankbarkeit für das »tägliche Brot«.
Über 3000 Mitwirkende präsentieren sich aufwändig und originell mit 47 Festwägen und 22 Kapellen und Spielmannszügen, mal lauter, mal leiser, mal amüsant, mal nachdenklich, mal sportlich, mal ganz traditionell. Bejubelt werden sie von mehr als 100 000 Menschen am Straßenrand.
Der Kirchweihzug beginnt um 11 Uhr. Abmarsch ist an der Herrnstraße. Der Zugweg: Schwabacher Straße, Maxstraße, Friedrichstraße, Rudolf-Breitscheid-Straße, Schwabacher Straße, Kohlenmarkt, Brandenburger Straße, Königstraße; Auflösung: Ufer-/Weiherstraße.
Einmal mehr wird der Fürther Kirchweihzug in diesem Jahr im Bayerischen Fernsehen live und in voller Länge übertragen (Beginn der Übertragung ist voraussichtlich 11.45 Uhr). Übrigens: Das Gemüse der Wagendekorationen wird nach Auflösung des Zuges in der unteren Königstraße verkauft. Hingehen lohnt sich!
Soweit die offizielle Verlautbarung. Dann wollen wir mal hoffen, daß sich das inzwischen doch wieder recht angenehme Wetter bis dahin hält!
#7
Kärwa XXL!
Trotz immer noch nicht völlig auskurierter Erkältung zog es mich an diesem milden Samstag-Abend auf die Kärwa. Und nicht nur mich: Heute war es wirklich voll!
Im Interesse der Volksgesundheit hätte meine bessere Hälfte am liebsten die Zwangsaufteilung der BesucherInnen verfügt: Die Dünnen und Normalgewichtigen weiter zu den Futterkrippen, die Dicken aber an die muskelbetriebenen Schiffschaukeln und Hau-den-Lukasse. Eine charmante Idee, leider ohne jede Aussicht auf Realisierung (schon wegen der zu geringen Anzahl unmotorisierter Vergnügungen)...
Dafür wurde ihr zweites Verdikt gnadenlos vollstreckt, und zwar an mir: Frisch gebackene ungarische Lángos mit Käse waren genehmigt, aber definitiv ohne Knoblauch. Seufz...
#8
Drei Dickhäuter
Habe gerade mal in die Live-Übertragung des Kärwa-Festzuges reingezappt und zu meiner Verblüffung gesehen, wie die beiden bekannten Lokalmatadore des schrägen Humors (Volker Heissmann und Martin Rassau von der Comödie Fürth) auf einem leibhaftigen Elefanten an den Zuschauern vorbeidefilierten. Wenn ich das vorher gewußt hätte! So bleibt dieser Kommentar leider ohne bildlichen Beleg...
#9
Fürth leuchtet
Beim Abendspaziergang eine große Runde um den Wiesengrund gelaufen und rückwärts noch einmal über die Kirchweih:
Schon nett anzuschauen, wie es überall blinkt und glitzert. Doch nach knapp zwei Wochen reicht es dann auch wieder. Das Spektakel geht zwar noch bis übermorgen, aber ich glaube, ich habe jetzt langsam genug...
Im Nachhinein fällt mir auf, daß fast alle meiner Fotos bei Dunkelheit entstanden sind. Tja, es wird halt leider bereits wieder recht früh finster. Dumme Sache, das!
#10
Ende gut, alles gut!
Dank des von Tag zu Tag schöner gewordenen Wetters freuen sich die anfangs über den Regen lamentierenden Schausteller und Marktleute schlußendlich doch noch über volle Kassen: Die Fürther Nachrichten sehen heute überall zufriedene Gesichter !
Mit einem lachenden Auge und einer roten Schniefnase verabschiedet sich jetzt auch der zonebattler von der diesjährigen Kärwa...
#11
Ende mit Knalleffekt
Zugegeben reichlich spät reiche ich hier noch ein Foto aus dem »Unerledigt«-Stapel nach: die Webcam der Fürther Sparkasse hat vom Dach des Sparkassen-Hochhauses aus das große Abschluß-Feuerwerk der Kärwa eindrucksvoll eingefangen:
Das Bild datiert vom 12. Oktober, 22:11 Uhr. Wenn man es nicht besser wüßte, würde man rechterhand eine gigantische Gas-Explosion oder eine ähnlich schlimme Katastrophe vermuten. Links dagegen scheint der Rathausturm zu verglühen. Der gleißende Strom darunter ist die Friedrichstraße, und die sieht jeden Abend so aus: Offenbar führt die wegen der Dunkelheit erforderliche lange Belichtungszeit dazu, daß Autoscheinwerfer nicht mehr punktuell erfaßt werden, sondern lange Lichtschleppen nach sich ziehen...
#12
Friedrichstraße?
Kleine Korrektur: Es handelt sich bei der »gleißenden« Spur um die FuZo der Schwabacher Straße und somit nicht um Autoscheinwerfer. Vielmehr ist durch die vielen beleuchteten Schaufenster, Leuchtwerbungen und Straßenlaternen die Helligkeit dort weitaus höher als in den anderen Bereichen. Somit kommt dieser Part extrem überbelichtet heraus.
Aber cool ist das schon mit dem Feuerwerk ...
#13
Ach Gottala...
...wie konnte ich mich seinerzeit zu so einem Unfug versteigen? Oli hat natürlich in jeder Hinsicht recht! Ich bitte um Entschuldigung und danke für die Richtigstellung...
#14