Wie bereits am letzten Sonntag angekündigt, befinde ich mich derzeit auf einer beruflich bedingten Expedition in Mannheim. Die letzten beiden Tage beschickte ich zonebattler’s homezone (zeit-)notgedrungen mit längst fertig vorliegenden Beiträgen aus dem Fundus, doch heute drängt es mich zur Live-Berichterstattung aus der alten Residenzstadt an Rhein und Neckar.
Mannheim also: Die Menschen sind dort wohlbeleibt und fahren gerne mit schmalspurigen Straßenbahnen durch die quadratisch/schachbrettartig angelegte Innenstadt auf und ab sowie kreuz und quer. Zwischendrin steigen sie aus und geben sich mit großer Wonne dem Einkaufen hin, Geschäfte gibt es dort sonder Zahl und für alles und jedes.
Obwohl die Planung des gitterförmigen Straßennetzes in der Altstadt schon 1606 unter Kurfürst Friedrich IV. erfolgte, sind die meisten »Planquadrate« nach kriegsbedingten Zerstörungen heute mit 60er-Jahre Geschäftshaus-Kuben zugestellt. Mich erinnern sie sehr an die damals modernen Faller- und Vollmer-Häuschen, die zu Jugendzeiten meine Märklin-Modellbahn bevölkerten... Zwischen den Bauten (den echten) hat man über einige offenbar weiland sorgfältig geplante Sichtachsen Monumentalbauten wie Schloß und Wasserturm immer wieder mal im Blick. In Fürth haben wir in der Ludwigsstraße eine ganz ähnliche Achse in Richtung Hauptbahnhof.
Aber zurück nach Mannheim: Sehr nett anzusehen sind heute rührend menschlich anmutende Kunstwerke im öffentlichen Raum aus einer inzwischen fernen Zeit, in der Haushaltszwänge und Spardiktate noch Fremdworte waren. Heute überlebt so etwas Vernachlässigung und Vandalismus allerorten nur, wenn es bewacht oder in haltbare Bronze gegossen ist...
Laut kommunaler Eigenwerbung auf ihrer offiziellen Website handelt es sich bei Mannheim übrigens um eine »Stadt für dienstleistungsorientierte Menschen«. Einen solchen habe ich gestern kennenlernen dürfen, es handelte sich um den Nachtportier meines vom Konzernreiseservice ausgewählten Hotels: Auf meine Frage, was in einem ausgewiesenen Nichtraucherzimmer zwei große Aschenbecher zu suchen hätten, erklärte er das zum Prinzip, denn die Übernachtungsgäste könnten ja doch mal ein Zigarettchen qualmen wollen oder gar einen paffenden Besucher mit auf’s Zimmer nehmen zum Zwecke der fröhlichen Kameradschaftspflege. Meinen Einwand, daß das schwerlich im Interesse nachfolgender Nichtraucher-Gäste sein könne und daß das Vorhandensein von Aschenbechern geradezu Aufforderungscharakter hat, konterte der Herr Dienstleister mit: »Ich habe es Ihnen doch gerade erklärt, Sie haben es wohl nicht begriffen!«
Soviel zum gelebten Servicegedanken. Immerhin gab die Episode am nächsten Morgen einen guten Einstieg in mein Seminar ab, welches pikanterweise justament die Grundlagen der Kommunikation und den Dienst am Kunden zum Thema hat... Übrigens hatte das Hotel bei mir anfänglich einen Bonus, weil es dort in der Minibar Getränke (Wasser, Apfelschorle, Limo) zum »Selbstkostenpreis« von 50 Cent (!) gibt. Leider wirft der tumbe Tropf hinter dem Tresen den Gesamteindruck wieder um Lichtjahre zurück. Tja, die (Service-)Kette ist halt nur so stark wie ihr schwächstes Glied!
Bei aller Freude an neuen Eindrücken bleibt es gleichwohl mein höchstes Glück, heute abend nach langer Zugfahrt wieder die eigene Couch unter mir zu spüren: Der »Seminartourismus« ist aus Sicht des Trainers nicht halb so attraktiv wie er für die »standorttreuen« Werktätigen im Bekanntenkreis erscheinen mag. Aber dieses Themen-Faß mache ich ein andermal auf...
Süßer und scharfer Senf: